Die natürliche Tochter. Johann Wolfgang von Goethe

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Die natürliche Tochter - Johann Wolfgang von Goethe

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      Zweiter Auftritt

       Die Vorigen. Graf.

      König Warum versammelt sich die Menge dort?

      Graf Die kühne Reiterin ist, eben jetzt,

      Von jener Felsenwand herabgestürzt.

      Herzog Gott!

      König Ist sie sehr beschädigt?

      Graf Eilig hat

      Man deinen Wundarzt, Herr, dahingerufen.

      Herzog Was zaudr' ich? Ist sie tot, so bleibt mir nichts,

      Was mich im Leben länger halten kann.

      Dritter Auftritt

       König. Graf.

      König Kennst du den Anlaß der Begebenheit?

      Graf Vor meinen Augen hat sie sich ereignet.

      Ein starker Trupp von Reitern, welcher sich

      Durch Zufall von der Jagd getrennt gesehn,

      Geführt von dieser Schönen, zeigte sich

      Auf jener Klippen waldbewachs'ner Höhe.

      Sie hören, sehen unten in dem Tal

      Den Jagdgebrauch vollendet, sehn den Hirsch

      Als Beute liegen seiner kläffenden

      Verfolger. Schnell zerstreuet sich die Schar,

      Und jeder sucht sich einzeln seinen Pfad,

      Hier oder dort, mehr oder weniger

      Durch einen Umweg. Sie allein besinnt

      Sich keinen Augenblick, und nötiget

      Ihr Pferd von Klipp' zu Klippe, grad herein.

      Des Frevels Glück betrachten wir erstaunt;

      Denn ihr gelingt es eine Weile, doch

      Am untern steilen Abhang gehn dem Pferde

      Die letzten, schmalen Klippenstufen aus,

      Es stürzt herunter, sie mit ihm. So viel

      Konnt' ich bemerken, eh der Menge Drang

      Sie mir verdeckte. Doch ich hörte bald

      Nach deinem Arzte rufen. So erschein' ich nun

      Auf deinen Wink, den Vorfall zu berichten.

      König O möge sie ihm bleiben! Fürchterlich

      Ist einer, der nichts zu verlieren hat.

      Graf So hat ihm dieser Schrecken das Geheimnis

      Auf einmal abgezwungen, das er sonst,

      Mit so viel Klugheit, zu verbergen strebte?

      König Er hatte schon sich völlig mir vertraut.

      Graf Die Lippen öffnet ihm der Fürstin Tod,

      Nun zu bekennen, was, für Hof und Stadt,

      Ein offenbar Geheimnis lange war.

      Es ist ein eigner, grillenhafter Zug,

      Daß wir, durch Schweigen, das Geschehene,

      Für uns und Andre, zu vernichten glauben.

      König O laß dem Menschen diesen edlen Stolz.

      Gar vieles kann, gar vieles muß geschehn,

      Was man mit Worten nicht bekennen darf.

      Graf Man bringt sie, fürcht' ich, ohne Leben her!

      König Welch unerwartet, schreckliches Ereignis!

      Vierter Auftritt

       Die Vorigen. Eugenie (auf zusammengeflochtenen Ästen, für tot hereingetragen). Herzog. Wundarzt. Gefolge.

       Herzog (zum Wundarzt)

      Wenn deine Kunst nur irgend was vermag,

      Erfahrner Mann, dem unsers Königs Leben,

      Das unschätzbare Gut, vertraut ist, laß

      Ihr helles Auge sich noch einmal öffnen,

      Daß Hoffnung mir in diesem Blick erscheine!

      Daß, aus der Tiefe meines Jammers, ich

      Nur Augenblicke noch gerettet werde!

      Vermagst du dann nichts weiter, kannst du sie

      Nur wenige Minuten mir erhalten:

      So laßt mich eilen, vor ihr hinzusterben,

      Daß ich im Augenblick des Todes noch

      Getröstet rufe: meine Tochter lebt!

      König Entferne dich, mein Oheim! daß ich hier

      Die Vaterpflichten treulich übernehme.

      Nichts unversucht läßt dieser wackre Mann.

      Gewissenhaft, als läg' ich selber hier,

      Wird er um deine Tochter sich bemühen.

      Herzog Sie regt sich!

      König Ist es wahr?

      Graf Sie regt sich!

      Herzog Starr

      Blickt sie zum Himmel, blickt verirrt umher.

      Sie lebt! sie lebt!

       König (ein wenig zurücktretend)

      Verdoppelt eure Sorge!

      Herzog Sie lebt! sie lebt! Sie hat dem Tage wieder

      Ihr Aug' eröffnet. Ja! sie wird nun bald

      Auch ihren Vater, ihre Freunde kennen.

      Nicht

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