Die natürliche Tochter. Johann Wolfgang von Goethe

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Die natürliche Tochter - Johann Wolfgang von Goethe

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mein liebes Kind, verschwende

      Die Blicke staunend, ungewiß; auf mich

      Auf deinen Vater wende sie zuerst.

      Erkenne mich, laß meine Stimme dir

      Zuerst das Ohr berühren, da du uns,

      Aus jener stummen Nacht, zurückekehrst.

       Eugenie (die indes, nach und nach, zu sich gekommen ist und sich aufgerichtet hat)

      Was ist aus uns geworden?

      Herzog Kenne mich

      Nur erst! – Erkennst du mich?

      Eugenie Mein Vater!

      Herzog Ja!

      Dein Vater, den, mit diesen holden Tönen,

      Du aus den Armen der Verzweiflung rettest.

      Eugenie Wer bracht' uns unter diese Bäume?

       Herzog (dem der Wundarzt ein weißes Tuch gegeben)

      Bleib

      Gelassen, meine Tochter! Diese Stärkung

      Nimm sie mit Ruhe, mit Vertrauen an!

       Eugenie (Sie nimmt dem Vater das Tuch ab, das er ihr vorgehalten und verbirgt ihr Gesicht darin. Dann sieht sie schnell auf, indem sie das Tuch vom Gesicht nimmt)

      Da bin ich wieder! – Ja nun weiß ich alles.

      Dort oben hielt ich, dort vermaß ich mich

      Herab zu reiten, grad herab. Verzeih!

      Nicht wahr, ich bin gestürzt? Vergibst du mir's?

      Für tot hob man mich auf? Mein guter Vater!

      Und wirst du die Verwegne lieben können,

      Die solche bittre Schmerzen dir gebracht?

      Herzog Zu wissen glaubt' ich, welch ein edler Schatz

      In dir, o Tochter, mir beschieden ist;

      Nun steigert mir gefürchteter Verlust

      Des Glücks Empfindung ins Unendliche.

       König (der sich bisher, im Grunde, mit dem Wundarzt und dem Grafen unterhalten, zu dem letzten)

      Entferne Jedermann! ich will sie sprechen.

      Fünfter Auftritt

       König. Herzog. Eugenie.

       König (näher tretend)

      Hat sich die wackre Reiterin erholt?

      Hat sie sich nicht beschädigt?

      Herzog Nein, mein König!

      Und was noch übrig ist von Schreck und Weh,

      Nimmst du, o Herr, durch deinen milden Blick,

      Durch deiner Worte sanften Ton hinweg.

      König Und wem gehört es an, das liebe Kind?

       Herzog (nach einer Pause)

      Da du mich fragst, so darf ich dir bekennen;

      Da du gebietest, darf ich sie vor dich,

      Als meine Tochter, stellen.

      König Deine Tochter?

      So hat für dich das Glück, mein lieber Oheim,

      Unendlich mehr als das Gesetz getan.

      Eugenie Wohl muß ich fragen: ob ich wirklich denn,

      Aus jener tödlichen Betäubung, mich

      Ins Leben wieder aufgerafft? und ob,

      Was mir begegnet, nicht ein Traumbild sei?

      Mein Vater nennt, vor seinem Könige,

      Mich seine Tochter. O, so bin ich's auch!

      Der Oheim eines Königes bekennt

      Mich für sein Kind, so bin ich denn die Nichte

      Des großen Königs. O verzeihe mir

      Die Majestät! wenn aus geheimnisvollem,

      Verborgnem Zustand ich, ans Licht auf einmal

      Hervorgerissen und geblendet, mich,

      Unsicher, schwankend, nicht zu fassen weiß.

       Sie wirft sich vor dem König nieder.

      König Mag diese Stellung die Ergebenheit

      In dein Geschick, von Jugend auf, bezeichnen!

      Die Demut, deren unbequeme Pflicht

      Du, deiner höheren Geburt bewußt,

      So manches Jahr, im Stillen, ausgeübt.

      Doch sei auch nun, wenn ich von meinen Füßen

      Zu meinem Herzen dich herauf gehoben,

       er hebt sie auf und drückt sie an sich.

      Wenn ich des Oheims heil'gen Vaterkuß

      Auf dieser Stirne schönen Raum gedrückt,

      So sei dies auch ein Zeichen, sei ein Siegel

      Dich, die Verwandte hab' ich anerkannt;

      Und werde bald, was hier geheim geschah,

      Vor meines Hofes Augen wiederholen.

      Herzog So große Gabe fordert ungeteilten

      Und unbegrenzten Dank des ganzen Lebens.

      Eugenie Von edlen Männern hab' ich viel gelernt,

      Auch manches lehrte mich mein eigen Herz;

      Doch meinen König anzureden, bin

      Ich, nicht entfernterweise, vorbereitet.

      Doch

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