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Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.« —Buddha

      Als Sarah zu mir ins Coaching kam, hatte sie gerade frisch an der Uni in Medizin mit summa cum laude promoviert und war eine bildschöne, charismatische junge Frau. Ihr Coachinganliegen war es, sich endlich für eines der unterschiedlichen Jobangebote zu entscheiden, die seit mehreren Wochen auf ihre Antwort warteten. Obwohl alle Angebote von den besten Kliniken Deutschlands waren, fand sie trotzdem bei jedem Jobangebot Gründe, warum sie dort nicht hingehen wollte. Wenn ich etwas nach Tausenden von Coachings gelernt habe, dann, dass hinter jedem vermeintlichen Problem meist ein ganz anderes verborgen liegt, das wir selbst nur nicht erkennen können, weil es auf unterbewusster Ebene wirkt.

      Intuitiv fragte ich sie: »Was befürchtest du, was in dem Job passieren könnte?« Sie schaute mich erst ein wenig verwundert an, dachte für einen Moment nach und sagte dann: »Wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich Angst davor habe anzufangen, in einem Krankenhaus zu arbeiten. Um ehrlich zu sein, Laura, ich hatte in jeder Vorlesung Angst, dass meine Kommilitonen oder meine Professoren eines Tages herausfinden würden, dass ich eigentlich dumm bin und gar nichts kann. Ganz egal, wie gut meine Noten waren, ich habe immer gedacht, hoffentlich merkt keiner, dass ich eigentlich doch nichts weiß. Ich komme mir vor wie eine Schwindlerin. Die Uni habe ich zwar geschafft, aber jetzt habe ich noch größere Angst, dass ich bei der Arbeit auffliegen werde.« Sie schaute mich traurig an und sagte: »Ich bin völlig erschöpft, weil ich ständig auf der Suche nach dem Gefühl bin, doch klug genug zu sein, aber egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich finde immer Gründe, warum ich es doch nicht bin. Ich sage mir, dass ein Medizinstudium jetzt auch nicht wirklich etwas Besonderes ist und dass das jeder geschafft hätte … dass ich einfach nur Glück gehabt habe …«

      Sarah litt unter dem sogenannten Scharlatan-Syndrom, bei dem der Betroffene immer das Gefühl hat, eines Tages aufzufliegen, weil er eigentlich gar keine Ahnung hat von dem, was er tut. Hinter dem Syndrom steht der innere Glaubenssatz, nie gut genug zu sein, ganz egal, wie gut die Ergebnisse objektiv auch sein mögen.

      In den nächsten Coachingsitzungen fanden wir gemeinsam heraus, dass sich der Glaubenssatz bei ihr entwickelt hatte, als sie gerade eingeschult worden war und während der ersten zwei Jahre in der Grundschule große Schwierigkeiten hatte, Lesen und Schreiben zu lernen. Sie begann, sich vor ihren Mitschülern dafür zu schämen, nicht so gut lesen zu können wie die anderen, und sie schlussfolgerte: »Ich bin nicht gut genug, und ich werde nur gemocht, wenn ich gute Leistungen erbringe.« Dieser Glaubenssatz wurde zu ihrem inneren Mantra und zu ihrem inneren Motor. Es ist eines unserer wichtigsten menschlichen Grundbedürfnisse, geliebt und anerkannt zu werden. Durch die Gleichung, die Sarah in ihrem Unterbewusstsein aufgestellt hatte – Gute Leistung = Sicherheit und Liebe –, erzielte sie in ihrem weiteren Leben objektiv betrachtet hervorragende Ergebnisse, konnte diese jedoch selbst nie anerkennen, da sie nicht mit ihrem Selbstbild übereinstimmten, denn das hieß: »Ich bin nicht gut genug.« Sie hätte sogar den Nobelpreis gewinnen können und würde immer noch denken, eigentlich nicht gut genug zu sein. Sie hatte sich ein mentales und emotionales Gefängnis mit gleich mehreren Gefängniswärtern gebaut, in dem sie festsaß, ohne es selbst zu merken. Unser Unterbewusstsein ist an dieser Stelle ziemlich ausgefuchst, denn das Hauptanliegen unseres Unterbewusstseins ist es, unser Überleben zu sichern. Dabei ist es für das Unterbewusstsein eher zweitrangig, ob wir glücklich sind. Es arbeitet eher analog, in Einsen und Nullen oder in »funktioniert« bzw. »funktioniert nicht«. Da Sarah mit dem Glaubenssatz – Gute Leistung = Sicherheit und Liebe – offensichtlich überlebt hatte und sogar noch Anerkennung von außen bekam, hatte ihr Unterbewusstsein gar kein Interesse daran, diese innere Überzeugung gegen eine andere einzutauschen, und hatte aus diesem Grund auch verhindert, dass Sarah ihre innere Verstrickung selbst erkennen konnte.

      Weil unser Fokus den inneren Überzeugungen folgt und das Selbstbild auf Angst, Scham, Schuldgefühlen oder Wut basiert, ziehen wir ständig Erfahrungen in unser Leben, die diese innere Haltung verstärken. Dadurch ergibt sich ein neuer Teufelskreis, der uns immer mehr darin bestätigt, weiterhin nicht zu vertrauen und sich getrennt von der Welt zu fühlen. Durch die Veränderung des eigenen Bewusstseins und des Selbstbilds in ein wohlwollendes, liebevolles Selbstbild erschaffen wir eine neue Realität.

       Die Ebenen des Bewusstseins

      1995 veröffentlichte der amerikanische Psychiater und spirituelle Lehrer Sir David R. Hawkins sein Buch »Die Ebenen des Bewusstseins«. In einer Studie testete Hawkins mithilfe des kinesiologischen Tests die unterschiedlichen Ebenen des menschlichen Bewusstseins und entwickelte daraus die Skala des Bewusstseins. Als mir der kinesiologische Muskeltest das erste Mal begegnet ist, konnte ich gar nicht glauben, wie einfach wir mit unserem Körper kommunizieren können und wie präzise uns der eigene Körper Antworten gibt. Ich bin damals durch Zufall über ein Youtube-Video auf den Muskeltest aufmerksam geworden und schaute mir an dem Tag alle Videos, die ich auf Youtube über Kinesiologie finden konnte, an und lernte in den nächsten Jahren so viel wie möglich über diesen Test. Seitdem ist der Muskeltest eines meiner wichtigsten Tools in der Arbeit mit meinen Klienten – und auch zum Testen von Entscheidungen, Fragen und körperlichen Symptomen bei mir selbst. Der kinesiologische Muskeltest ist wie ein Bio-Feedback-Diagnose-Tool, das es uns ermöglicht, über unseren Körper Blockaden zu erkennen und sich die Antworten direkt vom Körper geben zu lassen. Die Bedeutung von Kinesiologie kommt aus dem Griechischen und bezeichnet »die Lehre des Bewegungsflusses« und bezieht sich auf die Energie, die durch unseren Körper fließt. Durch den Muskeltest lässt sich feststellen, ob die Lebensenergie im Körper gerade gestärkt oder geschwächt ist. Wenn unser Körper einem schädlichen Reiz (z. B. Stress, Lärm, bestimmte Worte, bestimmtes Essen) ausgesetzt wird, reagieren unsere Muskeln schwach. Ebenso reagiert der Körper gestärkt, wenn er positiven Reizen ausgesetzt wird. Unser Körper speichert alle Informationen darüber, was uns guttut und was nicht. Mit dem Muskeltest kann uns der Körper diese Information ganz einfach zurückspiegeln, und wir können uns mit der Weisheit des eigenen Körpers verbinden, ohne uns auf Spekulationen verlassen zu müssen. Wenn das Nervensystem von einem Reiz gestresst wird, reagieren die Muskeln schwach und geben nach. Wenn unser Nervensystem von einem Reiz gestärkt wird, reagieren auch die Muskeln stark.

      Der kinesiologische Test beruht auf der physiologischen Tatsache, dass wir unsere Muskeln einerseits bewusst steuern können, wenn wir zum Beispiel einen Stift aufheben wollen, andererseits gehorchen unsere Muskeln ebenso dem vegetativen Nervensystem, das unbewusst die Abläufe in unserem Körper, wie die Verdauung, Atmung, Durchblutung und so weiter, steuert. Da das vegetative Nervensystem automatisch reagiert, ist es weitaus schneller als die bewusste Steuerung unserer Muskeln. In dem Moment, wenn wir in Gefahr sind (z. B. einem negativen Reiz ausgesetzt werden), übernimmt für einen kurzen Moment das vegetative Nervensystem die Kontrolle über unsere Muskeln, um unser Überleben zu schützen. Das ermöglicht uns beispielsweise, innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde die Hand von der Herdplatte zu ziehen, wenn diese heiß ist. Genau diesen Moment nutzt der kinesiologische Test, um im Unterbewusstsein gespeicherte Informationen zu erkennen, auf die die Muskulatur schwach reagiert.

      Am einfachsten kannst du den Test mit deinem Arm durchführen. Strecke den Arm gerade vor dir aus und kalibriere ihn. Das machst du, indem du testet, wie viel Druck du mit der anderen Hand auf den Arm aufwenden musst, um ihn nach unten zu drücken, also wann der Moment ist, in dem der Arm nachgibt. Der Muskeltest funktioniert nur, wenn du Aussagen tätigst, die mit Ja oder Nein bestätigt oder abgelehnt werden können. Sage zum Beispiel: »Mein Name ist …« (füge deinen Namen ein). Teste in dem Moment mit leichtem Druck auf deinen Arm, ob der Arm nachgibt oder stabil bleibt. Teste dann mit einem vollkommen anderen Namen. Du wirst feststellen, dass dein Arm nachgibt, wenn die Aussage nicht wahr ist, und stabil bleibt, wenn die Aussage stimmt. Du kannst mit diesem Test auch wunderbar Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten und Entscheidungen testen.

       Von der bloßen Existenz bishin zur Erleuchtung

      Hawkins

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