Hochsensibel Was tun?. Sylvia Harke
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Die in „Hochsensibel, was tun?“ vorgestellten Übungen sind für all jene geeignet, die selbstverantwortlich ihren eigenen Erfahrungshorizont erweitern wollen. Sowohl die Autorin als auch der Verlag Via Nova übernehmen keine Haftung für Schäden jeglicher Art, die direkt oder indirekt aus der Umsetzung der im Buch vorgestellten Übungen oder Informationen entstehen. Lesende mögen selbst prüfen, welche praktischen Übungen und Anwendungen in jeweils spezifischen Lebenssituationen anwendbar sind. Eine Haftung für die im Anhang aufgeführten Internetseiten wird von Seiten der Autorin und des Verlages ebenfalls ausgeschlossen.
Danksagung
Die Entstehungsgeschichte dieses Buches lässt sich mit einer Schwangerschaft und Geburt vergleichen. Seit dem Jahr 2010 keimte der Gedanke in mir, einen Ratgeber zum Thema Hochsensibilität zu schreiben. Zwischen 2012 und 2014 verfolgte ich diesen Traum sehr diszipliniert neben meiner Arbeit in einer Klinik. Ohne Unterstützung hätte ich dies nicht schaffen können. An erster Stelle möchte ich meinem Mann Arno danken, der mich immer wieder motiviert und an dieses Buch geglaubt hat. Er begleitete mich intensiv in allen Phasen des Buchprojektes. In den Momenten des Zweifels gab er mir immer wieder den richtigen Impuls und machte mir Mut. Ich möchte mich auch bei meinen Interviewpartnern bedanken, die mir durch ihre Offenheit und ihre Rückmeldungen wichtige Einblicke in ihre Lebenswelt gegeben haben. Herzlich danke ich dem Verlag Via Nova und Werner Vogel für ihr Vertrauen und ihre Bereitschaft, mir die Möglichkeit für diese Veröffentlichung zu geben. Ein weiteres Dankeschön geht an Stefan Schwidder für seine Impulse, die mich zu einer mutigen Überarbeitung inspiriert haben. Abschließend danke ich Katharina Raub für ihre schnelle und sorgfältige Abschlusskorrektur.
„Weich ist stärker als hart,
Wasser stärker als Fels,
Liebe stärker als Gewalt.“
HERMANN HESSE
KAPITEL 1 GRUNDLAGEN ZUR VERWENDUNG DIESES BUCHES |
Einleitung
Wenn mich Leute nach meiner Hochsensibilität fragen, dann stehe ich oft einer Vielzahl von Annahmen gegenüber, die meistens nicht wahr sind. Noch vor wenigen Jahren hatte ich selbst keine Definition dafür, was mich ausmacht. Ich war einfach anders als der Rest und fühlte mich häufig von anderen Menschen missverstanden und nicht richtig wahrgenommen. Mit der Selbsterkenntnis, hochsensibel zu sein, stellten sich eine enorme Beruhigung und ein neues Selbstverständnis ein. Mir wurde klar, dass mit mir alles in Ordnung war – und ich zu einer Gruppe von Menschen gehörte, die rund 15 bis 20 % der Bevölkerung ausmacht. Ich war also nicht der einzige Mensch auf der Welt, der so fühlt! Diese Erleichterung gab meinen Blick auf mich selbst frei, und so begann ich, mich auf eine Forschungsreise zu begeben: Ich wollte mehr über das Phänomen der Hochsensibilität erfahren.
Erstmals prägte diesen Begriff die amerikanische Psychologin Elaine Aron 1997, die durch umfangreiche Patienteninterviews und Beobachtungen zu dem Schluss gekommen war, dass es „Highly Sensitive Persons“ (HSP) gibt. Die Therapeutin hat bereits mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht, die auch in Deutsch erhältlich sind. Das Buch „Zart besaitet“ von Georg Parlow erreichte mich jedoch als erstes und brachte mich auf die Spur. Als Diplom-Psychologin suchte ich, zunächst für mich persönlich, nach tieferen Antworten zur Hochsensibilität in den Bereichen der Entwicklungspsychologie, der Individualpsychologie, in den Neurowissenschaften sowie in der Bindungs- und Traumaforschung. Aus der Kombination meiner Recherchen und meiner persönlichen Erfahrungen ist dieses Buch entstanden. In meinen Seminaren und Vorträgen werde ich oft nach praktischen Übungen gefragt. Mit meinem Buch möchte ich Ihnen genau das anbieten: einen praktischen Zugang für eine Hilfe zur Selbsthilfe.
Vielfach kursiert noch immer Verwirrung über das Phänomen der Hochsensibilität. Im Internet lese ich häufig Aussagen wie: „Eigentlich sind doch alle Depressiven nur hochsensibel.“ „Hochsensible nehmen sich alles zu sehr zu Herzen.“ „HSP haben Bindungsängste.“ „Als Hochsensible komme ich mir vor wie eine Außerirdische, die aus Versehen auf dem falschen Planeten gelandet ist.“ Hochsensibilität hat viele Gesichter, viele Geschichten und lässt sich nur schwer in zwei Sätzen definieren. Da dieses Phänomen so vielschichtig und komplex ist, sind Verwirrungen und Missverständnisse nur natürlich. Grundsätzlich kann man das Thema auf ein verändertes Wahrnehmungssystem reduzieren, das äußere wie innere Reize schon ab einer niedrigen Schwelle verarbeitet, sodass es leicht in Zustände von Übererregung kommen kann. Hochsensibilität verändert die Wahrnehmung und ermöglicht das Erkennen von feinsten Unterschieden, macht die Betroffenen tatsächlich empfindlicher und verletzlicher, aber auch leistungsfähiger in speziellen Teilbereichen, die sich immer wieder als (Hoch-)Begabung zeigen.
Dieses Buch ist ein Praxisbuch. Es ist konzipiert für Menschen, die herausfinden möchten, ob sie hochsensibel sind, und wenn ja, wie sie damit besser umgehen können. Ganz bewusst habe ich mein Buch als eine Art „Survivaltraining“ konzipiert. Denn für viele hochsensible Personen fühlt sich das Leben auf der Erde wie ein Kampf an, ein Kampf ums überleben. Wie in jedem guten Trainingshandbuch finden Sie hier eine Fülle an praktischen Informationen, Übungen, Hinweisen und Methoden, die Ihnen helfen, Ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es ist mir ein Anliegen, Sie dabei zu begleiten, aus dem „Überlebenskampf“ auszusteigen und ganz bewusst Ihren Platz im Leben zu finden, sowohl privat als auch beruflich. Dafür ist es hilfreich, die Spielregeln zu kennen, an die Sie sich als Hochsensibler halten sollten, um ein erfolgreiches und glückliches Leben zu führen. Nach meiner Erfahrung stellt Hochsensibilität eine Gabe dar, gleichzeitig ist sie eine Entwicklungsaufgabe. Wie bei jedem Schritt in der psychologischen Entwicklung eines Menschen müssen wir selbst aktiv werden, um weiterzukommen.
Dieses Buch stellt sich dem Anspruch, die Fragen nach dem „Wie“ zu beantworten:
•Wie kann ich mit meiner Hochsensibilität glücklich werden?
•Wie schaffe ich es, dass ich mich besser von anderen Menschen abgrenzen kann?
•Wie kann ich als hochsensibler Mensch eine gesunde Beziehung führen, ohne mich darin zu verlieren?
•Wie finde ich meinen Platz im Leben?
•Wie finde ich meine Berufung?
•Wie kann ich mich vor Stress und Burnout schützen?
•Wie komme ich wieder in Kontakt mit mir selbst?
Ich lade Sie ein, genau diese Dinge beim Lesen dieses Buches herauszufinden – und noch viel mehr. Doch vorher möchte ich Sie kurz mitnehmen auf eine Reise durch meine Geschichte.
Mein eigener Weg
1978 wurde ich in einer Kleinstadt in der DDR geboren. Es war Winter, meine Eltern lebten in einer Mansardenwohnung unter dem Dach. Wie die meisten Kinder in diesem Staat wurde ich nach etwa einem Jahr in die Kinderkrippe abgegeben, wo ich, während meine Eltern arbeiteten, acht Stunden im sozialistischen Alltag verbrachte. Früh lernte ich, dass das Individuum mit seinen Bedürfnissen nicht so wichtig ist wie das Kollektiv. Mit drei Jahren wechselte ich in den Kindergarten, hier beginnen meine ersten zusammenhängenden Erinnerungen. Ich war hochgradig interessiert an der Natur, Basteleien, Malen, Zeichnen und hatte eine lebhafte Fantasie. Meine Talente in diesem Bereich fielen bereits zu diesem Zeitpunkt auf.
1982 trennten sich meine Eltern, was für mich ein großer Schock war. Ich vermisste meinen Vater sehr und konnte noch nicht verstehen, was geschehen war. Mein Intellekt befand sich noch im Vorstadium, so traf mich der Verlust