Hochsensibel Was tun?. Sylvia Harke
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Soziale Kompetenzen
Empathie
Im Bereich des zwischenmenschlichen Zusammenlebens haben sich HSPs als empathische und verständnisvolle Zuhörer bewährt. Tiefgehende Gespräche sind ihnen sehr wichtig. Gegen Smalltalk haben sie sogar teilweise eine Ablehnung, da sie sich gern mit philosophischen oder anderen bedeutungsvollen Themen beschäftigen.
Harmoniebedürfnis
Das Bedürfnis nach Harmonie, sowohl im räumlichen als auch im sozialen Umfeld, ist stark ausgeprägt. Konflikte und Streit sind Hochsensiblen ein Graus. Daher ziehen sie sich bei Auseinandersetzungen eher zurück oder geben schneller nach. In Teams und Familien sorgen sie oft für einen Ausgleich und helfen, Streit zu schlichten.
Übertragungen von Stimmungen aus dem sozialen Umfeld
Das Aufschnappen von Gefühlen von anderen Menschen beeinflusst Hochsensible häufig drastisch, da sie teilweise von diesen Empfindungen stark absorbiert werden. Dadurch werden sie zu einer Art Seismograph, der selbst feinste Regungen und Stimmungsschwankungen in seinem Umfeld registriert. Bei hochsensiblen Kindern kommt es oft dazu, dass sie darauf auch emotional reagieren.
Persönlichkeitseigenschaften
Die meisten Hochsensiblen sind introvertiert, also eher nach innen gekehrt und schüchtern. Sie haben oft Schwierigkeiten, in Konkurrenzsituationen zu bestehen, soziale Interaktion strengt sie an, sie suchen häufig Rückzug und Ruhe und haben bei Vorträgen oder Wortmeldungen in Seminaren Hemmungen, sich anderen Menschen mitzuteilen. Nur ein geringerer Teil der Hochsensiblen ist extrovertiert. Sie mögen es, sich zu zeigen und mitzuteilen – wichtige Eigenschaften für Künstler, die auf der Bühne stehen oder für Redner und Kursleiter. Es ist also nicht zwingend erforderlich, introvertiert zu sein, um als Hochsensibler zu gelten. Doch für die Extrovertierten unter den Hochsensiblen sind die Phasen von Rückzug besonders wichtig, damit sie sich nicht in den Begegnungen und Erlebnissen in der Außenwelt verlieren. Bei den Mischtypen gibt es Phasen, in denen sie besonders gern nach außen gehen, aufgrund ihrer Veranlagung jedoch immer wieder Ruhe suchen oder in anderen Situationen sehr schüchtern sind.
Intuition
Viele Hochsensible berichten, dass sie in bestimmten Situationen starke Phänomene von Intuition und Telepathie erleben. Das gesteigerte Empathievermögen und das Aufschnappen von Stimmungen anderer Menschen tragen möglicherweise dazu bei.
Gerechtigkeitssinn
HSPs haben einen hohen Gerechtigkeitssinn und setzen sich gern für Schwächere ein. Daher engagieren sich viele Hochsensible beruflich oder ehrenamtlich in sozialen Projekten. Sie leiden extrem unter Ungerechtigkeit, wenn sie ihnen im persönlichen oder beruflichen Umfeld begegnet.
Sinnsuche
Es hat sich gezeigt, dass Hochsensible dazu neigen, Erlebnisse tiefer zu verarbeiten: Sie denken beispielsweise länger über Ereignisse nach, versuchen deren Sinn zu erfassen, suchen nach Querverbindungen oder einem tieferen Verständnis der Welt. Als Wahrheitssucher sind HSPs fleißig darin, Informationen zu sammeln. Ein Großteil von ihnen erlebt dadurch Phasen von Weltschmerz, da der Zustand unserer Gesellschaft dem tiefen Gerechtigkeitssinn von Hochsensiblen drastisch widerspricht.
Naturerlebnisse und Kunst haben einen großen Einfluss
Über 90% der Hochsensiblen fühlen sich stark berührt oder bewegt durch die Eindrücke, die bei Naturbeobachtungen, beim Musikhören, beim Filmschauen, beim Malen usw. entstehen. Dies löst starke Gefühle aus.
Hochbegabung, ausgeprägte Kreativität und Analysefähigkeit
Der Wahrnehmungsapparat von Hochsensiblen scheint mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet zu sein, etwa durch ein genaueres, tieferes, differenzierteres und feinsinnigeres Verarbeitungsvermögen. Diese Veranlagung zeigt sich auch in der Fähigkeit, schnell zu denken, Probleme blitzschnell analysieren und lösen zu können, und durch eine hohe Innovationsbereitschaft. Deshalb sind viele Hochsensible in einem oder mehreren Bereichen hochbegabt. Es gibt beispielsweise viele hochsensible Künstler, die ein besonderes Verständnis von Farbharmonien haben oder von Klängen und Musik. Auch jede andere Art von Hochbegabung kann auftreten, zum Beispiel im mathematischen, naturwissenschaftlichen oder im zwischenmenschlichen Bereich. Vielfach gibt es Hochsensible, die ihre Hochbegabung gar nicht als solche erkennen oder leben, da sie als Kind von der Umwelt nicht als Hochbegabte wahrgenommen und gefördert wurden.
Die Scanner-Persönlichkeit
Die sogenannten Scanner, Hochsensible mit vielen Interessen und Talenten, wirken nach außen hin möglicherweise sprunghaft und nicht fokussiert. Sie haben jedoch ein hohes Interesse, Neues kennenzulernen, und sind zyklisch immer wieder mit neuen Projekten und Themen beschäftigt. Darunter verbirgt sich meist eine multiple Hochbegabung. Diese vielfältigen Begabungen können zugleich Segen und Fluch sein. Hochbegabte mit einer deutlichen Spezialisierung (z.B. im mathematischen oder musischen Bereich) haben es wahrscheinlich leichter, entsprechende Berufe zu ergreifen. Die Scanner-Persönlichkeit hat jedoch so vielfältige Begabungen und Interessen, dass ihr schnell langweilig wird, wenn sie sich eine gewisse Zeit „nur“ auf ein Themengebiet konzentrieren muss. Universalgenies wie der Schriftsteller, Maler und Naturwissenschaftler Goethe sind in so gut wie allen Studienfächern gebildet. Goethe interessierte sich für Physik, Geschichte, Geologie, Biologie und Sprachen. Aufgrund dieser vielfältigen Interessen fühlen sich besonders Scanner oftmals orientierungslos und frustriert, da sie phasenweise Schwierigkeiten haben, sich für einen Weg zu entscheiden. Sie hören häufig aus ihrem Umfeld, dass sie sich doch mal „auf eine Sache konzentrieren“ sollen. Vielleicht sieht der Lebenslauf solcher Menschen nicht so geradlinig aus, doch die Erfahrungswerte sind unersetzbar.
Verbundenheit
Hochsensible fühlen sich meist mit ihren Freunden, Partnern, Familienangehörigen, Haustieren oder mit der Natur und dem Planeten Erde auf seelischer Ebene tief verbunden. Durch ihr starkes Einfühlungsvermögen und ihre Bereitschaft, sich tief auf Beziehungen einzulassen, sind sie meist „treue Seelen“, die Freundschaften anhaltend pflegen. Die Verbundenheitsgefühle mit Menschen und Lebewesen, die über den persönlichen Bekanntenkreis hinausgehen, motivieren Hochsensible auch zu ehrenamtlichem Engagement, zum Beispiel im Tier- und Umweltschutz oder in Hilfsorganisationen, die für Entwicklungsländer tätig sind.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Hochsensibilität eine Phänomenologie der feinen Wahrnehmung darstellt und keine Krankheit ist. Deshalb wird kein Arzt oder Psychologischer Psychotherapeut Hochsensibilität als „Diagnose“ stellen. Diagnosen werden für Krankheiten gegeben.
DORIS, 44 JAHRE:
Wenn ich an meine Kindheit denke, erinnere ich mich kaum an Situationen, sondern nur an meine intensive Gefühlswelt. Diese kann augenblicklich durch Gerüche, Geschmäcke etc., die ich mit gewissen Situationen von früher verbinde, in einer totalen Klarheit in mir wieder abgerufen werden. Damals schon waren z.B. laute Geräusche und helles Licht für mich vor allem morgens ein Gräuel. Das Frühstück in den Wintermonaten musste ohne Musik und mit sanftem Licht stattfinden, was mir bei meiner Schwester den Kosenamen „Familientyrann“ einbrachte. Ich konnte mich als Kind stundenlang alleine mit meinen Spielfiguren beschäftigen und habe mir mit ihnen meine eigene heile, harmonische Welt erschaffen.
Als Teenager musste ich viele Kompromisse eingehen, um mich nicht immer anders zu fühlen – und vor allem war keiner da, um über die ständige Flut an Impulsen und Wahrnehmungen und deren Umgang sprechen zu können. Leider wurde dieses Nichtverstandenwerden von mir oft mit zornigen Ausbrüchen gegenüber meiner Familie ausgelebt. Nur am Wochenende konnte