Hochsensibel Was tun?. Sylvia Harke

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Hochsensibel Was tun? - Sylvia Harke

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im Arbeitsumfeld, verändern. Ich habe meinen Arbeitgeber gewechselt, da meinten alle anderen noch „So schlimm ist das doch gar nicht!“. Nach Jahren haben dort genau diese Mitarbeiter gekündigt.

      Was bedeuten Gefühle für dich?

      Gefühle habe ich im Lauf der Zeit immer mehr verborgen. Ich hatte ständig das Gefühl, ich bringe mich mehr ein als meine Partnerin oder alle anderen. Ich erlebe Gefühle innerlich sehr intensiv. Äußern kann ich sie am besten über Musik.

      Was machst du beruflich? Wie wirkt sich deine Hochsensibilität im Beruf aus?

      Ich habe lange Zeit im OP gearbeitet. Der ständige Stress und Lärm haben mich aber täglich immer wieder sehr schnell an meine Grenzen gebracht. Jetzt arbeite ich als Gutachter im medizinischen Bereich und kann über meinen Tagesablauf mitbestimmen, in meinem Tempo arbeiten und zwischendurch immer wieder Pausen einlegen. Durch meine umfassende Wahrnehmung kann ich vor Ort innerhalb kurzer Zeit sehr viele Eindrücke sammeln und diese in den Gutachten verwerten.

      Bist du Vater geworden? Wie siehst du dich als hochsensibler Vater?

      Ich bin zweifacher Vater. Mein älterer Sohn lebt jedoch leider nicht dauerhaft bei mir. Ich gerate mit meiner Hypersensitivität schnell an meine Grenzen und habe das Bedürfnis, mich zurückzuziehen. Kinder sind nun mal laut und verlangen, dass man sich einbringt und um sie kümmert. Dazu fehlt mir oft die Kraft, da ich mich selbst z. B. nach einem harten Arbeitstag nur sehr langsam wieder erhole. Obwohl es für mich anstrengend ist, würde ich es dennoch nie missen wollen!

      Umfrage mit hochsensiblen Männern

      Auf meiner Internetseite habe ich eine Umfrage mit hochsensiblen Männern durchgeführt. Die Resonanz war groß, und es ergaben sich erstaunliche Ergebnisse: Besonders auffällig waren die Antworten zu den positiven und negativen Aspekten der Hochsensibilität, die hochsensible Männer beschrieben haben. Die meisten empfinden ihre Hochsensibilität auf der einen Seite als extrem negativ, störend und verwirrend. Dazu gehören insbesondere Geräusch- und Geruchs empfindlichkeit, Schwierigkeiten in Menschenansammlungen sowie der Umgang mit den eigenen Emotionen. Auf der anderen Seite beschreiben Männer, ähnlich wie Frauen, Phänomene von Einfühlungsvermögen, erweiterter Wahrnehmung, sozialer Intelligenz und Kreativität. Rückblickend berichteten die Männer darüber, dass ihnen ihre Andersartigkeit bereits in der Kindheit und spätestens im Jugendalter aufgefallen war. Die hochsensible Variante des Männlichen verursacht in der Umgebung häufig Irritationen, die den Betroffenen schnell das Gefühl geben, ein Außenseiter zu sein. Viele leiden unter der Oberflächlichkeit alltäglicher Gespräche und suchen nach Tiefe und dem Sinn im Leben.

      An dieser Stelle können Sie kurz einige repräsentative Antworten aus der Umfrage mit Männern lesen. (* die Namen wurden geändert)

      Frage: „Wie erleben Sie Ihre Hochsensibilität im Alltag? Wann ist Ihnen aufgefallen, dass Sie anders sind? Wo sehen Sie Ihre Stärken und Schwächen?“

      Andreas (44)*: „Im Beruflichen empfinde ich sie als störend, da ich in einem Großraumbüro arbeite und der Umgebungslärm mich irgendwie erdrückt. Im Alltag suche ich, soweit es mir möglich ist, abgeschiedene bzw. ruhige Plätze. Ich beobachte gern vorbeiziehende Personen und denke mir Geschichten zu ihnen aus. Beim Malen (abstrakte Bilder) empfinde ich meine Hochsensibilität als bereichernd und förderlich. Bemerkt habe ich meine Hochsensibilität nach meiner Scheidung vor zwölf Jahren. Damals begann ich das erste Mal, mich nur um mich zu kümmern. Als ich anfing, Yoga zu praktizieren, dadurch Ruhe und mein inneres Gleichgewicht wiederfand, hat sich in mir etwas verändert. Durch eine schwere Erkrankung und die vielen Gespräche mit meiner Heilpraktikerin fiel das erste Mal das Wort ‘Hochsensibilität'. Mit der Zeit verstand ich vieles aus der Vergangenheit und kann die Momente meines Empfindens besser einordnen.“

      Jürgen (36)*: „Ich kann gut zuhören, baue schnell emotionale Beziehungen zu anderen Menschen auf und kann mich gut in sie hineinversetzen. In einer Diskussion verteidige ich immer die jeweils andere Person, die gerade nicht anwesend ist. Ich bin geräusch- und geruchsempfindlich, fühle mich sehr unwohl in großen Menschenmengen und kann aggressives und lautes Verhalten nicht nachvollziehen. Das fing schon in der Kindheit an, als mir die ‘üblichen kleinen Prügeleien' unter Jungs sehr befremdlich erschienen. Ich sehe viele Details und bin deshalb leicht ablenkbar. Andererseits bin ich ganz gut geübt darin, mehrere Dinge gleichzeitig zu ‘beachten'. Das führt dazu, dass ich oft einen besseren überblicke über die Dinge habe als andere. Ich habe Probleme im Angestelltendasein, im regelmäßig gleichbleibenden Tagesablauf. Deswegen bin ich selbständig, aber auch das ist nicht optimal. Mir fehlt der Wille zum Geldverdienen, den man als Unternehmer braucht. Ich mache zu viele unbezahlte Sachen.“

      Thomas (48)*: „Zuerst dachte ich, ich wäre nervlich nicht belastbar. Aber als ich das mit meiner Hochsensibilität rausgefunden hatte, kam ich im Beruf viel besser klar. Es gibt immer wieder viele Dinge, die mich nerven. Am Anfang denkt man immer, der Stress ist schuld. Der entsteht aber nicht durch die Arbeitsmenge, sondern durch das Umfeld. Es ist nicht einfach, aber man kann sich dem anpassen. Ich registriere mehr Dinge und kann auch komplexer denken. Jedoch nur bei guten Bedingungen. Sobald es zu viele störende Einflüsse gibt, baue ich sehr schnell ab.“

      Partnerschaftsthemen von hochsensiblen Männern

      Jeder zweite HSP-Mann in dieser Umfrage war Single. Hier liegt schon eines der großen Themen auf der Hand, die hochsensible Männer beschäftigen. Wie können Sie eine Partnerschaft eingehen und halten? Schüchternheit und teilweise sozialer Rückzug verhindern häufig, dass hochsensible Männer Kontakte mit potenziellen Partnerinnen knüpfen können. Frauen können irritiert auf hochsensible Männer reagieren, da sie diese als zu wenig männlich empfinden. In Freundschaften mit Frauen werden hochsensible Männer oft geschätzt, da sie gute Gesprächspartner sind und gern tiefsinnige Gespräche führen. Doch wie können solche Freundschaften in eine Liebesbeziehung weiterentwickelt werden? Bei dieser Frage stoßen (hochsensible) Männer teilweise an ihre Grenzen. HSP-Männer neigen eher dazu, nach einer Trennung mehr Zeit für die Verarbeitung der Beziehung zu brauchen. Die aufgewühlten Gefühle wie Trauer, Verlust, Liebeskummer und Enttäuschung hallen noch lange in ihnen nach. Die Fähigkeit, sich tiefer auf Beziehungen einzulassen, trägt ebenfalls zu längeren Verarbeitungsphasen bei.

      Noch immer prägen klassische Rollenbilder die Vorlieben von Frauen bei der Partnerwahl. Auch die finanzielle Absicherung spielt für viele Frauen noch heute eine große Rolle, wenn sie auf die Suche nach einem geeigneten Partner gehen. Da hochsensible Männer oft sozial engagiert, künstlerisch tätig oder idealistisch veranlagt sind, haben sie teilweise einen kleineren finanziellen Spielraum als die anderen männlichen Kollegen.

      Kinder von Hochsensiblen

      Lediglich 30 % der befragten hochsensiblen Männer hatten selbst Kinder. (Ob sich diese Zahlen als repräsentativ für die gesamte Gruppe von Hochsensiblen deuten lassen, ließe sich nur mit einer groß angelegten Umfrage herausfinden.) Hochsensible treffen teilweise bewusst die Entscheidung, keine Kinder haben zu wollen, weil sie befürchten, in der Elternrolle überfordert zu sein. Andererseits gibt es auch viele HSPs, bei denen auch andere Gründe eine Rolle spielen, etwa nicht die richtige Partnerin gefunden zu haben oder Beziehungsprobleme im Allgemeineren.

      Die Vater-Sohn-Beziehung

      Für hochsensible Männer lohnt es sich, die Beziehung zum Vater zu beleuchten, um die eigene Entwicklung besser zu verstehen. Als Junge muss der Sohn sich an seinem Vater orientieren, da dieser das Rollenmodell für Männlichkeit, Väterlichkeit und Partnerschaft vorlebt. In vielen Familien wurde die Liebe zwischen Vätern und Söhnen unterbrochen. Entweder durch Abwesenheit (kein Interesse an Familie), Tod, Krieg oder aufgrund der Berufstätigkeit. Erfahrungen der Ablehnung werden häufig von Generation zu Generation weitergereicht. Besonders Väter, die als Kinder selbst vernachlässigt wurden,

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