Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett
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Hastig wich er vom Fenster zurück, presste sich mit dem Rücken gegen die raue Balkenwand und zog den Revolver. Die Lippen in seinem stoppelbärtigen Gesicht waren zu einem dunklen Strich geworden.
Der Wind trieb Sandkörner gegen die Außenwand des kleinen Blockhauses.
Staub und Salbeigeruch wehten durch das offene Fenster. Vom Korral herüber kam das ständig lauter werdende Mahlen von Stiefeltritten. Sporen klirrten silbern.
In Ben Smoletts Gesicht arbeitete es. Sein Atem ging schneller.
Ächzend stieß er hervor: „Das könnt ihr doch nicht tun! Großer Himmel! Er ist allein und ihr seid zu viert! Gebt ihm wenigstens eine Chance …“
„Ruhig, verdammt noch einmal!“, zischte Henshaw. „Und wenn du ihn zu warnen versuchst, bist du als erster dran!“
Die Schritte waren dicht vor der Tür.
Smolett wand sich auf dem Stuhl. Mit flackernden Augen sah er, wie Henshaw langsam den Hammer des Colts zurückbog – so behutsam, dass dabei kein Laut entstand.
Ein Schaben an der Tür. Die Klinke bewegte sich. Smolett und die beiden Banditen hielten den Atem an.
„Hallo, Onkel Ben!“, sagte eine ruhige feste Männerstimme, während sich die Tür langsam öffnete. „Bist du schon zurück? Ich hatte Pech. Das Wildpferdrudel, hinter dem ich her war …“
Der Türspalt war jetzt weit genug, dass der Schatten des Mannes über die Schwelle ins Zimmer fiel.
Da hielt es Ben Smolett nicht mehr aus.
Verzweifelt brüllte er, die Augen weit aufgerissen: „Vorsicht, Tonto! Eine Falle! Sie wollen …“
Die Worte versanken im dröhnenden Bersten von Nat Henshaws 45er Colt.
*
Alle Lässigkeit fiel von Tonto ab. Jeder Nerv in seinem drahtigen Körper war plötzlich zum Zerreißen gespannt. Das Krachen des Coltschusses war noch nicht verklungen, da hatte er seinen Revolver bereits aus dem Holster gebracht.
„Onkel Ben!“, schrie er gellend.
Mit dem linken Fuß stieß er die Tür vollends auf. Zwei Feuerlanzen stachen ihm entgegen – zwei Kugeln pfiffen über ihn weg. Pulverqualm wolkte, und dahinter sah er zwei dunkle Gestalten sich blitzschnell bewegen.
In diesen Sekunden handelte er ganz automatisch.
Er feuerte, warf sich seitlich auf die Bodenbretter, rollte herum, während eine Kugel neben ihm ins ungehobelte Holz fuhr, und schoss abermals. Durch das trockene Peitschen der Schüsse, das ohrenbetäubend zwischen den Wänden hallte, drang der schrille Aufschrei eines zu Tode getroffenen Mannes. Ein schwerer Fall war zu hören, ein Stuhl polterte auf die Bretter.
Tonto lag neben dem Tisch und kippte ihn geistesgegenwärtig um. Eine Kugel klatschte in die dicke Eichenplatte, eine zweite prallte scheppernd gegen den gusseisernen Ofen in der Ecke und jaulte als Querschläger zur Decke hoch.
Tonto sah einen Mann auf die offene Tür zu springen und riss den Revolver herum.
Da hörte er dicht neben sich ein leises Stöhnen. Aus den Augenwinkeln sah er das graue schweißverschmierte Gesicht mit den vor Schmerz geweiteten Augen.
„Onkel Ben!“
Für einen Moment zögerte er. Und dann war der zweite Bandit schon über die Schwelle geschnellt und schlug krachend die Tür hinter sich zu.
Stimmen schwirrten draußen durcheinander, heisere aufgeregte Stimmen. Stiefel scharrten im Sand. Dann war es still.
Tonto ließ den Revolver sinken. Auf den Knien rutschte er an Smolett heran. Der weißhaarige Mustangjäger lag auf dem Rücken, beide Hände gegen die Brust gedrückt. Er atmete stoßweise. Fiebrig tasteten seine Blicke über Tontos scharfgeschnittenes Gesicht.
„Bist du … bist du unverletzt, Junge?“
„Yeah, Onkel Ben!“ Tontos Stimme war heiser. „Du hast mich rechtzeitig gewarnt!“
„Dann ist es gut!“, ächzte der Verwundete. „Ich … Tonto, sei auf der Hut. Sie sind zu viert und …“
„Nicht mehr!“, unterbrach ihn Tonto finster. „Nur noch zu dritt!“
Er warf einen grimmigen Blick zur Wand hinüber, wo eine verkrümmte Gestalt reglos, mit dem Gesicht nach unten am Boden lag.
„Kennst du diese Leute, Onkel Ben?“
„Ja, mein Junge! Sie sind gekommen, um dich zu töten!“
„Mich?“ Tonto furchte die Brauen.
„Ja!“ stöhnte Smolett. „Monroe hat sie geschickt …“
„Monroe? Ich kenne keinen Monroe! Onkel Ben, lieg jetzt ganz ruhig. Ich werde dich verbinden. Ich …“
„Nein, nein. Verliere um Himmels willen keine Zeit mit mir! Du musst …“
Von draußen kam eine scharfe hasserfüllte Stimme:
„Heh, du verfluchter Bastard! Komm heraus! Na los, komm schon! Du rechnest dir doch keine Chance aus, oder? Ich bin nicht allein, mein Junge! Ich habe zwei verdammt gute Revolverschützen bei mir! Du vergeudest nur Zeit, wenn du dich in deinem Nest verschanzen willst!“
„Das …“, brachte Smolett gepresst hervor, „das ist Nat Henshaw! Er hat mir die Kugel in die Brust gejagt!“
Tonto biss wild die Zähne zusammen.
Smolett flüsterte: „Du musst kämpfen, Tonto! Nein, keinen Verband für mich! Es lohnt sich nicht mehr!“
„Onkel Ben!“
Ben Smolett winkte kraftlos ab. „Widersprich mir nicht, Junge! Ich weiß besser als du, wie es um mich steht! Glaube mir, ich habe keine Angst vor dem Sterben! Ich … ich möchte nur …“ Seine Stimme erstarb.
„Hast du nicht gehört?“, schrie draußen Henshaw. „Wenn du nicht kommst, holen wir dich!“
Schüsse donnerten. Kugeln bohrten sich in die Außenwand.
„Kämpfe, Tonto!“, flüsterte Smolett wieder.
Der junge Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht richtete sich geduckt auf. Ein kaltes Feuer erschien in seinen graugrünen Augen.
„Das Gewehr!“, ächzte der schwer verwundete Mustangjäger.
„Nimm das Gewehr, Tonto! Du warst schon immer besser mit ihm als mit dem Revolver!“
Wortlos glitt Tonto zur Wand hinüber, steckte den Revolver in das Holster und nahm das kurzläufige Henry Gewehr aus dem obersten Fach eines hohen Regals. Er überprüfte flüchtig das Magazin, riegelte die erste