Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

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Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett

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Stallecke und hinter dem Brennholzstapel. Tontos Gesicht wirkte plötzlich wie aus Stein gemeißelt.

      Er presste den Gewehrkolben an die Schulter, der Lauf zielte ins Freie. Und dann feuerte er.

      Blitzschnell repetierend, jagte er Schuss auf Schuss aus dem Rohr. Holzsplitter wirbelten von der Stallecke, Rindenstücke flogen beim Brennholzstapel auf.

      Die Banditen fluchten und wichen erschrocken hinter ihre Deckung zurück. Ihre Revolver schwiegen. Tonto ließ das Henry Gewehr sinken und lud mit ruhiger Hand das Magazin, das fünfzehn Patronen fasste, nach.

      Mehrere Sekunden war es totenstill. Dann ließ sich wieder Henshaw vernehmen: „Du elender Coyote! Verlass dich darauf, wir bekommen dich schon!“

      „Dann kommt doch!“, rief Tonto klirrend zurück. „Los, macht doch weiter, ihr Mördergesindel!“

      „Hältst du uns für Idioten?“ Jetzt mischte sich Hohn in Henshaws Stimme. „Mein Junge, wir haben Zeit genug! Hier gibt es weit und breit keine Menschen außer dir und uns! Wozu sollten wir uns also beeilen, heh? Hast du dir schon überlegt, Freundchen, dass in einer Stunde die Sonne sinkt? Dann wird es prächtig dunkel sein, mein Junge! Dann erst kommen wir, verstehst du?“ Henshaw lachte hässlich.

      „Es liegt bei dir, wie du es haben willst! Du kannst jetzt gleich herauskommen oder warten! Entwischen wirst du uns so oder so nicht!“

      Tonto antwortete nicht. Draußen blieb es still. Nur die Mustangs drüben im Korral, die er und Ben Smolett in den letzten Tagen oben auf der Tonto Mesa gefangen hatten, schnaubten unruhig und stampften mit den Hufen. Das Flüstern des Windes war erstorben. Die Sonne stand nur noch wenige Handbreit über dem westlichen Horizont.

      „Tonto!“, flüsterte Smolett mühsam. Eilig drehte sich Tonto um.

      „Ich komme sofort, Onkel..

      „Nein! Bleib, wo du bist, Tonto! Lass diese Halunken da draußen nicht aus den Augen! Jeder noch so geringe Fehler kann das Leben kosten, Tonto! Und das darf nicht sein! Hörst du, Tonto, du musst überleben! Du musst …“

      Tonto spähte wachsam über den sandigen Hof. Die Abdrücke von hochhackigen Reitstiefeln zeichneten sich deutlich ab. Die Schatten wurden immer länger.

      „Onkel Ben“, fragte Tonto leise, „warum sind diese Männer meine Feinde? Seit ich mich erinnern kann, lebe ich mit dir hier in den Bergen von Arizona. Wir haben Wildpferde gefangen und unten in Tucson verkauft. Die meiste Zeit des Jahres haben wir keine Menschenseele zu Gesicht bekommen. Ich frage dich, warum sind diese Banditen darauf aus, mich umzubringen, Onkel Ben?“

      Smolett lag reglos auf dem Boden und starrte erschöpft zur Decke hoch. Tonto blickte zu ihm hin. Er biss sich auf die Unterlippe, als er sah, wie blutverschmiert Smoletts Hemd war. Schatten lagen unter den Augen des alten Mustangjägers.

      „Ich muss dich verbinden!“, sagte Tonto rau. „Ich kann das nicht mit ansehen, wie du …“

      „Nein, Tonto! Sinnlos, glaube mir doch! Du musst jetzt hart sein, hart wie nie zuvor!“

      Tonto schluckte. „Und meine Frage, Onkel Ben?“

      „Nenne mich nicht mehr so, mein Junge!“, raunte Smolett matt. „Ich bin nicht dein Onkel!“

      *

      Tonto stand sekundenlang wie versteinert. Dann wollte er den Platz neben der Fensterluke verlassen und auf Smolett zueilen.

      „Bleib, wo du bist!“, krächzte Smolett. „Ich werde dir alles erzählen!“

      Tonto atmete tief ein und lehnte sich an die Balken zurück. Seine Hände umkrampften den Schaft des Henry Gewehrs. Langsam verdämmerte das Licht im Blockhaus. Die Sonne stand als glutroter Ball über der dunklen Kante der Tonto Mesa, dieses gewaltigen Tafelberges, auf dessen von Schluchten und Tälern zerfurchtem Plateau Hunderte von Wildpferden lebten.

      „Du hast schon richtig gehört, mein Junge“, sagte Ben Smolett mit einem Unterton von Bitterkeit. „Ich bin keine Spur mit dir verwandt. Zwanzig Jahre lang habe ich es dir verheimlicht. Jetzt bleibt mir wohl keine andere Wahl, als die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Ich hoffe, Tonto, du wirst mich verstehen!“

      „Ich höre!“, murmelte Tonto heiser. Sein Herz klopfte in harten Stößen. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Die Ahnung beschlich ihn, dass etwas Großes, Überwältigendes auf ihn zukam. Von dieser Stunde an würde sein Leben in völlig anderen Bahnen verlaufen – wenn er überhaupt mit dem Leben davonkam.

      Jahre hindurch hatte er an der Seite von Ben Smolett in tiefstem Frieden gelebt, abgeschieden von allem rauen Geschehen in den Städten und auf dem Weideland jenseits der Berge. Und nun lauerten da draußen drei gefährliche Mordbanditen, und hier drinnen lag ein Sterbender einige Schritte von einem toten Banditen entfernt und schickte sich an, Tontos bisherige Überzeugungen mit einem Schlag wegzufegen.

      „Ich werde es kurz machen, Junge“, sagte Smolett mühsam. „Ich fürchte, mir bleibt nicht mehr viel Zeit!“ Er holte tief Atem und fuhr fort: „Dein wirklicher Name ist Jim Trafford. Ich habe dich Tonto genannt, weil deine Heimat hier am Fuß der Tonto Mesa lag. Es liegt alles zwanzig Jahre zurück, zwanzig lange Jahre! Damals warst du vier …“ Smolett seufzte. „Und ich war noch kein Wildpferdjäger – ich war Revolvermann!“

      Er drehte mühsam den Kopf, um Tontos Reaktion zu erkennen. Der junge Mann schwieg. Die Schatten, die sich im Blockhaus breitmachten, verdunkelten sein Gesicht.

      „Ja“, flüsterte Smolett, und in der bleiernen Stille war jedes Wort deutlich zu verstehen.

      „Ich war ein rauer Bursche damals, ziemlich schnell mit dem Eisen zur Hand und für klingende Dollars jederzeit zum Kämpfen entschlossen. Es war in Colorado, da wurde ich von einem Mann namens Elmer Monroe angeheuert. Elmer Monroe! Merk dir den Namen, Tonto. Es ist der Mann, der auch Henshaw und seine Kumpane losschickte, um dich zu töten. Irgendwie muss er herausgefunden haben, dass du noch am Leben bist …“

      „Wieso? Warum sollte ich nicht …“

      „Tonto, weißt du, warum ich damals vor zwanzig Jahren meinen Job aufgab und Mustangjäger wurde? Nein, du kannst es ja nicht wissen! Ich erhielt einen Auftrag, den ich nicht ausführen konnte – den schmutzigsten Auftrag, den ein Mann nur bekommen konnte! Ich sollte ein Kind ermorden, ein unschuldiges, kleines, vierjähriges Kind …“

      „Du … du meinst …“

      „Dich, Tonto!“, sagte Smolett dumpf. Eine Weile war es so still im Blockhaus, dass man eine Nadel hätte zu Boden fallen hören.

      „Ich weiß nicht, was du am Schluss dieser Geschichte von mir denken wirst, Junge“, murmelte Smolett, „aber du sollst die Wahrheit hören, die reine Wahrheit!“

      Seine Hände fielen kraftlos auf die Bodenbretter. Smolett sprach jetzt schneller, wie um jede Sekunde, die ihm noch blieb, auszunutzen.

      „Elmer Monroe gab mir diesen Auftrag. Und das Kind, der kleine Jim Trafford, war der einzige Sohn von Monroes Partner. Dein Vater, Tonto, hieß Allan Trafford. Zusammen mit Monroe entdeckte er droben in Colorado, in den Elk Mountains, ein reiches Silbervorkommen. Sie gründeten eine Minengesellschaft, um das Silber abzubauen. Eine Stadt wuchs empor, Silverrock. Monroe und dein Vater hatten vollen Erfolg. Und da kam der Teufel über Elmer Monroe!“

      Wieder

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