Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett страница 32
Das Schrittemahlen verstummte. Jeden Moment konnten da unten tödliche Schüsse aufrasen.
Tontos tastende Hände fanden im Dunkeln den Riegel einer Klapptür. Er schob ihn zur Seite und hob vorsichtig die Klappe hoch. Die Scharniere waren geölt, kein Laut entstand. Licht flutete herauf und spülte gelb über Tontos steinhartes Gesicht.
Er konnte jetzt Sallys ganze Gestalt sehen. Verzweifelt zerrte sie an den Fesseln. Sie lockerten sich nicht. Ihr Blick war starr zur Vorderwand des Blockhauses gerichtet, wo Monroe in der offenen Tür stand.
Tonto öffnete die Klappe ganz und zog die Beine zum Sprung an. Behutsam nahm er das Gewehr von der Schulter. Die Minute der Entscheidung war gekommen!
„Ich lasse dir den Anfang, Cleve!“, schrie Monroe eben. „Worauf wartest du noch?“
Tonto richtete sich etwas hoch – und erstarrte im nächsten Sekundenbruchteil.
Sein Blick überflog jetzt den ganzen Raum da unten. Es überrieselte ihn eiskalt, als er feststellte, dass Elmer Monroe so selbstsicher war.
Am schmalen Fenster links der Tür kauerten zwei Männer. Jeder hielt einen schussbereiten Revolver ins Freie gerichtet, auf Cleve Milburn, der völlig ahnungslos war!
Jetzt verstand Tonto, warum Monroe so selbstsicher war.
Ehe Milburn noch einen Colt heraus hatte, würden die Schüsse von Monroes beiden Banditen peitschen.
Es gab nur eines, was Sallys jungen Bruder noch retten konnte! Tonto musste auf den eigenen Überraschungsmoment verzichten!
Es war die Entscheidung eines Augenblicks.
Tonto sah, wie sich die Haltung von Monroes Revolverschwingern spannte, wie sich ihre Revolverläufe auf das Ziel einrichteten! Er durfte nicht mehr warten!
Wie eine Stahlfeder schnellte er geduckt hoch und schrie gellend: „Eine Falle, Cleve! Monroe ist nicht allein!“
Dann stieß er sich bereits von der Lukenkante ab und sprang ins goldene Lampenlicht hinein …
*
Wie eine Raubkatze landete er federnd auf beiden Füßen und schwang sein Henry Gewehr in die Höhe. Sallys Kopf ruckte zu ihm herum, ihre Augen weiteten sich. Gleichzeitig warfen sich die Banditen am Fenster halb herum. Einer von ihnen war Nat Henshaw, das erkannte Tonto jetzt. Sein ledernes Gesicht war hassverzerrt.
Monroe auf der Türschwelle fluchte und riss seinen Revolver unter der grauen Anzugsjacke hervor.
Draußen stieß Milburn einen scharfen Schrei aus.
„Tonto!“, gellte Henshaw in einer Mischung aus Hass und Erschrecken. „Fahr zur Hölle!“
Ein Feuerblitz raste aus seiner Revolvermündung. Gleichzeitig feuerte Tonto.
In das Krachen hinein bellte Monroes Colt, der auf den jungen Milburn feuerte, und von draußen erwiderte Sallys Bruder das Feuer.
Plötzlich war die Hölle losgebrochen. Das Plateau hallte von den Detonationen, und milchige Pulverqualmschleier zogen durch das Lampenlicht.
Henshaw wurde von Tontos Kugel gegen die Wand gestoßen. Tonto warf sich voller Wucht gegen Sallys Stuhl. Die junge Frau stürzte auf die Bretter. Über sie und Tonto hinweg jaulte die Kugel des zweiten Desperados und bohrte sich knirschend in die Balkenwand.
Der Verbrecher brachte nur diesen einen Schuss hinaus, dann hatte ihn Tontos Gewehrkugel in die Schulter getroffen. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, dann knickte er in die Knie und rollte ächzend zur Seite.
Tontos Henry Gewehr schwang herum, die Mündung richtete sich auf die Schwelle.
Aber Monroes massige Gestalt war aus der Tür verschwunden.
Geduckt, jeden Augenblick auf einen neuen Schuss gefasst, richtete sich Tonto hoch. Nichts geschah. Drüben rutschte Nat Henshaw eben an der Wand abwärts, fiel auf das Gesicht und regte sich nicht mehr.
*
Schnell bewegte sich Tonto auf Sally zu. Er löste ihre Fesseln und zog das Tuch von ihrem Gesicht. Sie schnappte nach Luft. Dann warf sie die Arme um seinen Nacken und presste sich an ihn. Ihr schmaler Körper bebte.
„Oh, Tonto! Es war so schrecklich, Tonto, so schrecklich!“
„Ganz ruhig, mein Liebes!“, murmelte er. „Ganz ruhig! Nichts wird dir jetzt noch geschehen!“
Er strich zärtlich über ihr volles seidiges Haar.
Plötzlich machte sie sich von ihm los. Ihr Blick flog gehetzt in die Runde.
„Cleve! Was ist aus Cleve geworden?“ Die Furcht machte ihre Stimme schrill. Sie stürzte zur Tür.
„Vorsicht, Sally!“, rief Tonto und bekam ihren Arm zu fassen.
„Monroe ist noch irgendwo da draußen!“
Sie schien nicht zu hören. Ihre Augen waren plötzlich vor Entsetzen geweitet auf eine ganz bestimmte Stelle im Freien gerichtet.
„Cleve!“, schrie sie erstickt. „Um Himmels willen – Cleve!“
Erst jetzt entdeckte auch Tonto die dunkle Gestalt, die am Boden lag und mühsam versuchte, sich hochzustemmen. Sally wehrte sich gegen Tontos harten Griff.
„Lass los! Mein Gott, lass mich zu Cleve, Tonto!“
„Ich werde mich um ihn kümmern!“, stieß er rau hervor. „Verlass um keinen Preis das …“
Mitten im Satz brach er ab. Draußen sprang eine hohe breitschultrige Gestalt aus dem Schatten zwischen den Unterkunftsbaracken auf den verwundeten Milburn zu. Der Lauf eines Colts glänzte bläulich.
„Monroe!“, hauchte Sally entsetzt, und ihr Körper erschauerte.
Elmer Monroes Waffe war auf Sallys Bruder gerichtet.
„Tonto!“, brüllte er dabei. „Jetzt bist du an der Reihe, du verfluchter Kerl. Los, komm ins Freie, Tonto! Aber ohne dein Teufelsgewehr! Und mit erhobenen Händen! Los, komm, du Schuft, oder soll ich Cleve Milburn eine Kugel durch den Kopf jagen, heh?“
In Tontos graugrünen Augen loderte ein unheimliches Feuer. Langsam ließ er Sally los.
„Sie feiger Schuft!“, rief er eisig. „Müssen Sie sich wirklich hinter einem Verwundeten verstecken?“
Monroe lachte hässlich.
„Ich war schon immer ein Mann, der seine Trümpfe richtig auszuspielen wusste! Tonto, durch Worte können Sie nichts mehr erreichen! Entweder Sie kommen jetzt sofort, oder Cleve bekommt meine Kugel! Also?“
Tonto schaute in Sallys Gesicht. Es war kreidebleich, die Lippen blutleer. Sie wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton hervor.
„Tonto!“, schrie Monroe wild. „Ich warte nicht mehr!“
Tontos