Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett страница 29
„Wirklich?“, knurrte Henshaw voller Argwohn.
„Und wer garantiert, dass dies nicht alles eine verteufelte Falle ist, heh?“
„Genügt es Ihnen nicht“, schnaufte Baxter ungeduldig, „dass mein Colt auf Tonto gerichtet ist!“
„Was aber noch lange nicht heißt, dass ich einverstanden bin!“, sagte Tonto scharf.
„Übersehen Sie nicht mein Gewehr, Baxter!“
„Das muss ich riskieren! Wahrscheinlich sterben wir beide, wenn Sie schießen, Tonto!“
„Baxter, Sie wissen gar nicht, um welche Chance Sie mich bringen, wenn Henshaw jetzt reitet! Fünfhundert Meilen bin ich geritten, um diese Chance zu bekommen!“
„Ihre Feindschaft gegen Elmer Monroe ist wirklich groß!“, murmelte Gray Baxter. „Aber glauben Sie, mein Haß ist geringer?“ Seine Stimme wurde heftig, trotzdem war die beißende Bitterkeit in ihr nicht zu überhören.
„Meinen Sie, Tonto, es wäre nicht alles einfacher für mich, wenn ich weiterhin mit Denrick zusammenarbeiten würde? Sie reden von Ihrer großen Chance! Glauben Sie denn, die meine wäre weniger wert? Was wissen Sie denn schon, was zwischen mir und Monroe ist! Nichts, gar nichts wissen Sie!“ Henshaw starrte verstört von einem zum anderen. Obwohl jetzt keine Waffe mehr auf ihn gerichtet war, dachte er gar nicht daran, sein Pferd anzuspornen und zu versuchen, in die Dunkelheit zwischen den Häusern einzutauchen.
Das, was er eben gehört hatte, und der Anblick dieser beiden Männer, die die Waffen aufeinander gerichtet hatten, nahmen ihn gefangen.
In den Augen jedes dieser beiden Männer brannte das Feuer wilder Entschlossenheit. Die Spannung zwischen ihnen war so groß, dass sie sich jeden Augenblick im Krachen der Schießeisen entladen konnte, so schien es Henshaw wenigstens.
Tonto biss sich schließlich auf die Unterlippe. „Und Sie tun das alles nur, um Monroes Stadt zu retten? Ist das nicht merkwürdig, Baxter?“
„Monroes Stadt? Er beherrscht sie, ja, das stimmt! Die Menschen gehorchen ihm, weil er sie bedroht. Ist es also wirklich seine Stadt? Wollen Sie das Leben von Frauen und Kindern gefährden, Tonto, nur um an Ihr Ziel zu kommen?“
„Das gewiss nicht!“
„Dann sagen Sie mir eine andere Möglichkeit, um es zu verhindern! Monroe ist auch mein Todfeind, Tonto! Trotzdem müssen wir ihn diesmal warnen, durch diesen Mann!“ Er deutete mit dem Kopf auf Henshaw.
Langsam senkte Tonto den Lauf seines Gewehrs. Henshaw glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
Tonto stieß rau hervor: „Well, Henshaw, reite! Berichte Monroe, was dir Baxter aufgetragen hat!“
Der Mörder starrte Tonto verblüfft an. Tontos Augen glühten wild.
„Hast du nicht gehört, du Bandit? Du sollst reiten! Oder willst du, dass ich es mir noch anders überlege? Los, Mann, verschwinde, ehe es zu schwer für mich wird!“
Henshaw schluckte würgend und wendete seinen Gaul.
Tonto rief scharf: „Eines verspreche ich dir, Henshaw! Wir sehen uns wieder! Dann werden wir uns noch einmal über Smoletts und Rafmans Tod unterhalten!“
Wortlos schlug Nat Henshaw seinem Pferd die Sporen in die Weichen. Die Hufe begannen zu hämmern, Staub wehte ins gelbe Lampenlicht. Tief geduckt, als fürchte er, dass sich Tonto doch noch anders besinnen und ihm eine Kugel nachsenden könnte, jagte der Verbrecher die Straße entlang zum nahen Ortsausgang. Bald darauf hatte ihn die Nacht verschluckt.
Gray Baxter seufzte tief und ließ seinen 45er Colt sinken.
„Ich danke Ihnen, Tonto!“
Das Feuer in seinen grauen Augen erlosch. Plötzlich wirkte er viel älter, als er in Wirklichkeit war.
Tonto stieß die Mündung seines Gewehres nach unten.
„Danken? Nein, das brauchen Sie nicht! Baxter, ich habe das noch zu keinem Menschen gesagt, aber ich glaube, in Ihnen habe ich wirklich einen großen Mann vor mir!“
Jetzt, da Baxter erreicht hatte, was er wollte, begann er im Sattel zu wanken. Tonto eilte auf ihn zu, da rutschte Baxter bereits vom Pferd. Seine Hände krallten sich am Sattelhorn fest, um sich aufrecht zu halten. Aber in seinen halbgelähmten Beinen war keine Kraft mehr. Die Last des Körpers war zu schwer. Baxter brach ächzend zusammen. Sein Pferd wich nervös schnaufend zur Seite.
Tonto beugte sich über den großen grauhaarigen Mann.
„Helfen Sie mir hoch, Tonto!“, bat Baxter. „Helfen Sie mir auf das Pferd!“
„Baxter!“, sagte Tonto und schüttelte den Kopf. „Sie sind am Ende! Sie können jetzt keine halbe Meile mehr im Sattel zurücklegen.“
„Helfen Sie mir!“, wiederholte Gray Baxter. „Irgendwie werde ich es schon schaffen! Verstehen Sie nicht? Ich muss aus Silverrock verschwinden! In ein paar Minuten wird Monroe wissen, dass ich hier zu finden bin! Sie können sich ausrechnen, was dann geschieht!“
Tonto biss sich auf die Unterlippe. Er griff Baxter unter die Achseln, und der Grauhaarige tat alles, um sich gleichzeitig selbst in die Höhe zu stemmen. Er wankte. Tonto hielt ihn fest.
„Danke!“, ächzte Baxter. „Ich wünschte nur, wir wären uns gleich von Anfang an als Freunde begegnet! Tonto, werden Sie mich jetzt noch auf das Pferd bringen? Ich fürchte, allein ist es eine Unmöglichkeit für mich.“
Baxter streckte die Hände aus und packte hart das Sattelhorn.
Tonto fasste ihn am Gürtel. Er konnte sich kaum vorstellen, wie Baxter es draußen im Camp alleine geschafft hatte, auf den Rücken seines Gauls zu kommen.
„Jetzt!“, stieß Baxter gepresst hervor.
Tonto stemmte den schweren Mann in die Höhe. Baxter zog mit beiden Händen. Er schwang sein steifes Bein über die Hinterhand des Pferdes, im nächsten Moment saß er im Sattel. Mühsam drehte er sein vor Anstrengung verzerrtes Gesicht dem jungen Mann zu.
„Geschafft!“, murmelte er brüchig.
Er ließ das Sattelhorn los und langte nach den Zügeln.
Im nächsten Moment kippte seine große Gestalt erschlaffend zur Seite. Tonto kam gerade noch zurecht, um den Bewusstlosen aufzufangen …
*
Gehetzt schaute Tonto die Main Street entlang. Nirgends war ein Mensch zu sehen. Wieder verlöschten in einem Haus die Lichter, und jetzt war der Frontier Palace das einzige Gebäude, dessen Fenster noch hell waren.
Beim Anblick des Saloons kam Tonto ein Gedanke. In ganz Silverrock gab es nur einen Platz, wohin er Gray Baxter bringen konnte: Sally Milburns Zimmer im Oberstock des Frontier Palace.
Es blieb keine Zeit zum Überlegen. Henshaw würde wie vom Teufel gehetzt reiten, um Monroe von dem geplanten Vernichtungsschlag Sol Denricks gegen die Stadt zu berichten. Und sicher hielt sich Denrick mit seiner Bande bereits am Ortsrand auf. In spätestens einer halben Stunde würde im Silverrock