Super Western Doppelband 1 - Zwei Wildwestromane in einem Band. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Super Western Doppelband 1 - Zwei Wildwestromane in einem Band - Alfred Bekker страница 6
Das Mädchen hielt sich die Ohren zu und schrie: „Du bist ja verrückt geworden!“
Wanner ließ das Gewehr fallen, ging zu Petra und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.
Petra schrie gellend auf und stürzte zu Boden.
Ted ging auf den Mann zu. Wanner wollte ihn angreifen, aber Ted sprang zur Seite und schlug ihm die Handkante ins Genick. Wanner fiel in den Sand und lag auf dem Gesicht.
Ted blickte zur Wagenburg, wo das Feuer erlosch.
Das Mädchen kniete und wischte sich über das Gesicht.
„Ich hab doch gesagt, dass es verrückt war!“, stieß Ted keuchend hervor.
„Für Ihren Vater sind Sie in zehn Jahren noch nicht erwachsen. Der wird über Sie bestimmen, solange er lebt. Zumindest wird er es versuchen.“
„Ich will nicht auf den Feldern rumkriechen und mit vierzig eine alte Frau sein.“ Petra stand auf, wischte sich wieder über das Gesicht, ging auf den noch liegenden Farmer zu und schrie: „Ich will nicht auf den Feldern rumkriechen und mit vierzig ein altes Weib sein, hörst du!“
Reiter kamen von der Wagenburg, hielten aber in einiger Entfernung an, als hätten sie Angst.
„Kommt her, wir sind es nur!“, rief Ted.
Die Reiter kamen näher. Ted erkannte Stone, den stämmigen Anführer des Trecks und unter den anderen Abraham Feyte, den Barbier, der Methodist war und bei jedem Wetter einen langen schwarzen Tuchmantel trug und einen ebenfalls schwarzen Hut auf dem Kopf hatte, sodass man ihn auch mit einem Quäker verwechseln konnte.
„Was ist denn?“, fragte Stone, als sie wieder anhielten.
„Was soll schon sein“, knurrte Ted. „Sie hat mir ein Stück Fleisch gebracht,“
„Wir haben überhaupt nichts getan!“, rief das Mädchen. „Ich hab ihm was zu essen gebracht und dann unterhielten wir uns ein paar Minuten. Auf einmal kam mein Vater und wollte ihn mit dem Gewehrkolben niederschlagen! — Keiner von euch hat daran gedacht, ihm auch was zu bringen!“
„Das hätten wir schon noch getan!“, sagte Stone barsch. „Mark, was ist mit dir? — Kannst du nicht aufstehen?“
Der Farmer zog die Füße an und stand schwerfällig auf. Er wandte sich um, taumelte zu seinem Pferd und wischte sich über das Gesicht. Er hatte den Hut verloren. — Das graue Haar stand wirr von seinem Schädel.
„Ich bin zwanzig Jahre“, sagte das Mädchen schroff. „Ich werd doch wohl mit einem Mann reden dürfen!“
Ted stemmte die Hände in die Hüften und blickte die ratlosen Männer an. Die Szene begann ihn zu belustigen.
„Oder darf ich das vielleicht nicht?“, fragte das Mädchen. „Bin ich vielleicht eine Sklavin, nur weil er mein Vater ist?“
Die Männer schwiegen noch immer.
„Heb deinen Hut auf, wir reiten zurück“, sagte Stone schließlich. „Und du kommst mit, Petra. Du hast hier draußen wirklich nichts zu suchen. — Haben Sie Ihr das nicht gesagt, Catto?“
„Sie sagt, es wäre für sie hier nicht gefährlicher als für mich“, erwiderte Ted. „Was hätte ich denn mit ihr machen sollen? Sie auf ihr Pferd binden und mit Gewalt ins Lager schaffen?“
Wanner stieß sich von seinem Pferd ab, ging zu seinem Hut und hob ihn auf. Als er herumfuhr, hatte er den Patterson-Colt in der Hand.
Das Mädchen stieß einen Schrei aus. Ted ließ sich fallen. Feuer fuhr aus dem Revolver. Der Knall zerriss die Stille. Die Pferde schnaubten. Ted rollte über den Boden und sprang wieder auf. Wanner musste sich etwas drehen und schlug die Waffe wieder an, aber da hatte Ted seinen Colt 44 in der Hand und schoss. Dem Farmer wurde die Waffe aus der Hand gerissen und in den Sand geschleudert. Wanner blickte auf seine Hand und dann auf den Revolver, den Ted auf ihn gerichtet hielt.
Stone sprang vom Pferd, packte Mark Wanner und stieß ihn zurück.
„Den wirst du fortjagen!“, stieß der Farmer hervor.
Stone trat zurück. „Warum, Mark? Weil er dir die Kugel nicht in den Schädel gejagt hat?“
„Er hat sie schon ganz verrückt gemacht! Das ist so einer, der den Mädchen Kinder macht und sie dann sitzenlässt.“
„Woher weißt du das?“, stieß Stone hervor. „Na komm, red schon, wenn du Beweise hast!“
Der Farmer fluchte und wollte auf seine Tochter eindringen, aber Stone stieß ihn wieder zurück. „Ich denke, die Sache ist damit erledigt, Mark. — Und sieh dich in Zukunft vor! Wenn du noch einmal auf ihn losgehst und er tötet dich, werden wir das ganz normal finden. Hast du das verstanden?“
Wanner fluchte wieder.
„Los, steig auf!“, kommandierte Stone. „Und du kommst auch mit, Petra.“
„Ein Mädchen hat nachts hier draußen nichts zu suchen. — Catto, soll ich einen anderen Mann zur Wache einteilen?“
„Keine schlechte Idee“, sagte Ted. Er lud seinen Revolver nach, drehte die Trommel durch und schob die Waffe in das Holster.
4
Mit den ersten Sonnenstrahlen kam die glühende Hitze des Vortages zurück.
Ted Catto lehnte am Vorderrad von Stones Wagen und trank Kaffee aus der Blechtasse, die Maria Stone ihm gegeben hatte. Die. Frau war mittelgroß, hatte ein rundes, gutmütiges Gesicht und helle Augen. Ted konnte sich nicht vorstellen, dass sie irgendwann einmal schimpfen würde, und er hatte es auch noch nie von ihr gehört.
„Wollen Sie noch mehr?“, fragte die Frau auf dem Bock des Wagens.
„Nein, danke, ich hab ja noch.“ Ted blickte zu einem anderen Wagen hinüber, auf dem der Barbier in seinem schwarzen Mantel stand.
Männer, Frauen und Kinder hatten sich im Halbkreis vor dem Wagen versammelt. Abraham Feyte, der Barbier und Methodist, las aus der Bibel.
Plötzlich rief ein Mann: „Nun mach langsam Schluss, Abe, meine Backe wird immer dicker! Der verdammte Zahn muss raus!“
Feyte sprach weiter, als hätte er den Zwischenruf nicht gehört. Seine Frau Lena tauchte auf dem Wagenbock auf. Feyte gab ihr das Buch, und die Frau stimmte ein Lied an, das sie dann alle zusammen sangen.
Indessen war Abraham Feyte abgestiegen, öffnete die Rückseite seines Planwagens und zog seinen Barbierstuhl heraus, den er in die Sonne stellte.
Ted trank die Tasse leer und gab sie der Frau. „Was wird denn das?“
„Feyte wird dem Mann einen Zahn ziehen“, sagte die Frau. „Er ist unser Barbier, unser Prediger und unser Arzt. Und der Doc für das Vieh ist er auch.“
Feyte holte einen Klapptisch aus dem Wagen und