Ein Junggeselle wird bekehrt. Barbara Cartland
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»Ich denke, es würde Ihnen schwerfallen, jemanden zu finden, der Ihnen glaubte, Sie hätten ein derart erhabenes Alter erreicht. — Aber abgesehen davon, sind Sie unverheiratet.«
Alexia seufzte.
»Ich fürchtete schon, dies könnte ein Hindernis sein«, sagte sie verzagt, dann fragte sie mit einem plötzlichen Leuchten in ihren Augen: »Glauben Sie, daß ich . . .«
Der Marquis schüttelte den Kopf.
»Ich bin nicht rüde oder destruktiv, Alexia, wenn ich Ihnen sage, daß Sie durch einen Ring am Finger nicht wie eine verheiratete Frau aussehen würden.«
Er bemerkte ihren fragenden Gesichtsausdruck, aber er wollte ihr nicht erklären, daß sie derart jung und unschuldig aussah, daß nur die Anwesenheit eines leibhaftigen Ehemannes jemanden davon überzeugen könne, sie sei verheiratet.
»Würde eine Anstandsdame — wenn ich eine finden könnte — sehr teuer sein?« fragte Alexia nach einer Weile.
»Dieser Bemerkung entnehme ich, daß Ihre Mittel in gewisser Weise begrenzt sind«, stellte der Marquis fest.
»Ich habe zwei Jahre lang gespart«, entgegnete Alexia, »seit ich bemerkt habe, wie schön Letty werden würde. Papa und ich wußten, daß sie sehr hübsch war, aber nun ist sie zu einer derartigen Schönheit erblüht, daß ich fühle, sie braucht nur ein paarmal gesehen . . .«
Ihre Stimme erstarb, und sie sah den Marquis hilflos an.
»Ich wußte nicht, daß es so viele Schwierigkeiten geben würde«, fuhr sie leise fort. »Zuerst dachte ich, wir könnten in einem Hotel wohnen, aber die sind sehr teuer, und gestern abend sahen einige Männer Letty in einer Weise an, die ich nicht mochte.«
»Ein Hotel ist sicher nicht der geeignete Ort, von dem aus man eine Debütantin lanciert«, sagte der Marquis bestimmt.
»Glauben Sie denn, Sie haben ein Haus — ein kleines —, das wir für die nächsten zwei Monate mieten könnten?« fragte Alexia schüchtern.
»Und was ist mit der Anstandsdame?« wollte der Marquis wissen.
»Vielleicht wissen Sie jemanden unter Ihren vielen Bekannten . . .«
Alexia machte eine unsichere Geste mit ihren Händen.
Der Marquis überlegte. Er wußte, daß einige der einflußreichen Londoner Damen der Gesellschaft es übernahmen, junge Mädchen in die Gesellschaft einzuführen. In der Regel führten sie gleichzeitig ihre eigene Tochter ein. Die Tatsache, daß die Einführung des fremden Mädchens mit einer finanziellen Transaktion verbunden war, war ein offenes Geheimnis, welches nicht diskutiert wurde.
Dann sagte er sich, daß Alexias Idee keinerlei Aussicht auf Erfolg habe. Er mußte ihr also klarmachen, daß sie eine andere Lösung für ihre Probleme zu finden hätte.
Doch plötzlich stellte er zu seiner eigenen Verwunderung fest, daß er ihr helfen wollte.
In diesem Moment unterbrach Alexia seine Gedanken.
»Würden Sie Letty gerne sehen? Ich habe sie mitgebracht, habe aber den Butler gebeten, sie in einem anderen Raum warten zu lassen.«
»Warum haben Sie das getan?« fragte der Marquis lächelnd.
»Ich hatte Angst, Sie könnten mich für unverschämt halten, da unsere Verwandtschaft doch so entfernt ist, und wenn Sie wütend geworden wären, hätte es Letty gewiß traurig gemacht.«
»Während Sie stark genug gewesen wären, eine solche Behandlung zu ertragen, nehme ich an«, bemerkte der Marquis trocken.
»Ich muß an meine Familie denken«, erwiderte Alexia. »Wie ich schon gesagt habe, wir haben sonst niemanden.«
»Wir haben eine Reihe von Verwandten zwischen uns«, meinte der Marquis.
»Wenn wir die haben, so haben sie sich nie um uns gekümmert. Wir hatten ein oder zwei Cousins, die zu Weihnachten zu uns kamen, weil sie Mama leidtaten; aber nun sind sie sehr alt oder tot, und Bedfordshire ist keine Grafschaft, die reiche oder unternehmungslustige Leute anzieht.«
»Warum leben Sie dort?« wollte der Marquis wissen.
»Papa hat ein Haus von einem Mann geerbt, der mit ihm in Indien gedient hatte. Ich glaube, Papa hatte ihm das Leben gerettet. Der Mann hat nie geheiratet und hat deshalb, als er starb, Papa sein Haus und sein geringes Vermögen hinterlassen.«
»Und Ihr Vater hatte kein Geld?«
»Nur seine Pension. Mama hatte eine kleine Mitgift, aber ich fürchte, davon ist nicht viel übriggeblieben.«
Alexia sah den Marquis an, als ob sie ihn anflehen wollte, nicht zu denken, daß sie verschwenderisch gewesen sei.
»Glauben Sie tatsächlich, daß die Ausgaben für eine Londoner Saison für Ihre Schwester unter diesen Umständen gerechtfertigt sind?« fragte der Marquis nach einer Weile.
Er sah, daß Alexia über seine Frage nachdachte, bevor sie mit einem plötzlichen Lächeln, das ihr Gesicht zu erleuchten schien, sagte: »Darf ich Letty holen, Mylord? Dann können Sie vielleicht selbst darüber urteilen, ob meine Pläne gerechtfertigt sind oder nicht.«
Ohne auf seine Erlaubnis zu warten, sprang sie auf.
Da der Marquis keinen Grund sah, das Mädchen nicht anzusehen, schwieg er, als Alexia durch das Zimmer eilte und die Tür öffnete. Offensichtlich wußte sie nicht, daß es eher der Konvention entsprochen hätte, wenn ein Diener ihre Schwester geholt hätte.
Der Marquis seufzte leise. Er war davon überzeugt, daß Letty ein hübsches Mädchen sein würde, aber gewiß nicht sensationell genug, um Interesse bei den blasierten Gentlemen zu erwecken.
Die ganze Idee, nach London zu kommen — mit nur wenig Geld, ohne Anstandsdame, ohne ein Haus —, war so dumm, daß nur jemand, der schwachsinnig oder völlig naiv war auf einen derartigen Plan verfallen konnte.
Und trotzdem, aus irgendeinem Grund, über den er sich selbst nicht klar war, wußte er, daß es ihm schwerfallen würde, Alexias Hoffnungen zu zerstören und sie nach Bedfordshire zurückzuschicken, was im Grunde jedoch das vernünftigste gewesen wäre.
Er hatte wenig Zeit nachzudenken, da er draußen schon das Getrappel von Füßen hörte und Alexia wieder das Zimmer betrat, ihre Schwester hinter sich herziehend.
Mit einem Blick sah der Marquis, daß das jüngere Mädchen modischer und teurer gekleidet war als Alexia.
Ihre breitkrempige Haube war mit Blumen eingefaßt und ihr Gewand aus weißem Musselin war mit blaßrosa Schleifen verziert, die zu den Rosen auf der Haube paßten.
Der Marquis stand langsam auf und starrte Letty Minton überrascht an. Es gab keinen Zweifel, Alexia hatte nicht übertrieben. Letty war in der Tat eine Schönheit, wie sie in Poesie und Prosa seit Menschengedenken gepriesen winde.
Ihr Teint war makellos, ihr Haar glänzte wie Gold, und ihre Augen hatten das Blau von Vergißmeinnicht. Sie hatte eine kleine gerade Nase und ein spitzes Kinn, und das