Jahrbuch der Baumpflege 2021. Группа авторов

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sehr harten, schneereichen Wintern als Nahrung. Deshalb verbleiben die Früchte oft noch bis zur nächsten Blüte (Mai/Juni) am Baum.

      Eine natürliche Verjüngung über Samen kommt im Wald nur selten und nur an Standorten mit Altholzschirm vor. Die Vermehrung erfolgt dann vornehmlich über Wurzelaustriebe. In Gärten und Parks sieht man deutlich mehr Sämlinge. Die Samen unterliegen zunächst einer ein- bis dreijährigen Keimruhe, die auch in Versuchen unter keimungsfördernden Bedingungen (chemische Mittel, Phytohormone, mechanisches Ritzen, Temperaturwechsel) nicht zu brechen war. Grund dafür ist der zum Zeitpunkt der äußerlichen Fruchtreife noch kleine, ungenügend entwickelte Embryo.

      Die Stechpalme entwickelt ein Herz- oder Senkerwurzelsystem: Horizontal verlaufende Hauptwurzeln verzweigen sich zu einem dichten Netz von Feinwurzeln in der Humusschicht, von den Hauptwurzeln dringen Senker in größere Bodentiefen vor. Die horizontale Ausdehnung des Wurzelsystems entspricht in Beständen etwa derjenigen der Krone, im Freistand kann sie auch deutlich darüber hinausgehen.

      Sie gehört zur Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae). Der Gattungsname „Ilex“ war die römische Bezeichnung der Stein-Eiche (Quercus ilex) und wurde wegen der ähnlichen Blätter auch auf die Stechpalme übertragen. Es gibt auch eine Ilexblättrige Eiche (Quercus ilicifolia). Das Art-Epitheton „aquifolium“ ist der römische Name dieser Pflanze und bezieht sich auf die stechenden Blätter (lat. acutus = scharf, spitz; lat. folium = Blatt).

      2 Vorkommen und Ökologie

      Die Stechpalme war im Tertiär-Zeitalter ein weitverbreitetes Gehölz, vor allem in subtropischen Wäldern. Während der Eiszeiten überdauerte sie im südlichen iberischen Raum. In der postglazialen wärmezeitlichen Massenausbreitung erreichte sie aus dem atlantisch-submediterranen Raum bereits vor 8.000 Jahren die heutige Ostgrenze der Verbreitung. In kontinentalen Bereichen ging sie sogar über ihr heutiges Areal hinaus, wie fossile Funde bei Cottbus und Weimar belegen. Außerdem stammen Fossilien aus England, dem Westrand der Lüneburger Heide (Honerdingen), der Schweiz (St. Gallen) und Oberitalien (Provinz Bergamo). Blüten zweier Ilex-Arten wurden in samländischem Bernstein gefunden, wodurch das hohe Alter der Familie und Gattung in Europa unterstrichen wird.

      Die Stechpalme konnte jedoch erst mit dem Eingreifen des Menschen in der ehemals geschlossenen Waldlandschaft des atlantischen Eichenmischwaldes bessere Entwicklungsbedingungen finden. Deshalb erscheint sie erst zu Beginn neusteinzeitlicher Siedlungstätigkeit verstärkt in Pollendiagrammen, sodass ein synchrones Verhalten dieser Gehölzart mit siedlungsintensiven Phasen und Siedlungsdepressionen zu beobachten ist. Es wurde zudem eine Korrelation zwischen Buchen-Ausbreitung und stellenweiser Anreicherung von Ilex nachgewiesen, sie wird deshalb auch als Buchenbegleiterin bezeichnet. Ilex-reiche Bestände kommen aber auch in bodensauren Eichenmischwäldern vor.

      Die Bodenansprüche sind indifferent. Man findet die Art deshalb auf den verschiedensten Bodenarten und sogar auf felsigem Untergrund und in Heidelandschaften (Abbildung 5). Sie kommt dabei vorwiegend auf mäßig trockenen, humusreichen Sand- und Lehmböden vor und geht bei entsprechenden lokalklimatisch günstigen, luftfeuchten und frostgeschützten Situationen auch auf kalkreiche Böden über.

       Abbildung 5: Vorkommen in Heidefläche, unten stark gezähnte und oben glattrandige Blätter

      Die Stechpalme ist relativ frosthart, aber empfindlich gegenüber Früh- und Spätfrösten. Keimlinge besitzen bereits im ersten Winter eine Frostresistenz bis –20 °C, wobei im Alter einige Herkünfte bis maximal –25 °C ertragen. Die Art ist aber gegen austrocknende Nord- und Ostwinde im Winter empfindlich. Frostschäden treten auch an ungeschützten Pflanzenteilen auf, die aus der Schneedecke oder aus schützender Begleitvegetation herausragen. Als (sub)atlantische Art ist die Stechpalme empfindlich gegenüber großer Trockenheit, wobei die Hitzeresistenz junger Blätter geringer ist als die älterer und eine fortlaufende Anpassung erfolgen kann. Ihre Verbreitungsgrenze ist temperaturbedingt: Sie kommt vor allem in Regionen vor, wo die mittlere Januartemperatur über –0,5 °C liegt und die Durchschnittstemperatur des wärmsten Monats 12 °C übersteigt.

      Ilex aquifolium gedeiht sowohl in tiefem Schatten als auch in direktem Sonnenlicht, wobei sie in schattigen Wäldern allerdings nur geringere Wuchshöhen erreicht – optimal ist Halbschatten. In England und Irland mit dem dortigen atlantisch-milden Klima findet man auch Stechpalmenbestände, die ohne eine beschattende Baumschicht wachsen. Ehemalige Waldweiden erkennt man bisweilen an starken Vorkommen von auch hochgewachsenen Stechpalmen. Es wird vermutet, dass die Stechpalme heute in den verschieden differenzierten Forsten ein Relikt aus alter Zeit darstellt, in der in Deutschland Ilex-reiche Mischwälder vorgeherrscht haben. Die damalige Vielzahl von Stechpalmen ist auf die Hutewirtschaft zurückzuführen, sodass Ilex-reiche Wälder heute weitgehend als Relikte der ehemaligen Waldnutzung aufzufassen sind. Denn durch die Waldweide wurde die Stechpalme gefördert, da sie vom Großvieh gemieden wurde. Hinzu kamen ihre Schattentoleranz (Abbildung 6) und die Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung, sodass oftmals ein dichter Unterwuchs entstehen konnte.

       Abbildung 6: Exemplar im Waldschatten: erhält nur im Winter Licht.

      Das natürliche Areal der Stechpalme erstreckt sich über die Mitte, den Süden und den Nordwesten Europas. Daraus kann ein gewisser Wärmebedarf abgeleitet werden. Vor allem etwas mildere Winter sind wegen der immergrünen Blätter günstig, denn für deren Frosthärte ist ein gewisser Aufwand nötig. Die Ostgrenze des Areals verläuft von der Odermündung in südwestlicher Richtung durch Deutschland bis Rheinland-Pfalz, biegt dann scharf entlang des Nordrandes der Alpen nach Osten ab, wo sich das Verbreitungsgebiet über den Balkan, Vorderasien, Kaukasien bis zum Iran erstreckt. Die südliche Arealgrenze durchläuft Algerien und Tunesien. Im atlantischen Klimabereich mit milderen, feuchteren Wintern wie in Großbritannien und Irland tritt die Stechpalme (Holly) viel deutlicher in Erscheinung und fühlt sich dort sichtlich besonders wohl (Abbildung 7).

       Abbildung 7: Wilde Stechpalme (im Englischen Holly) in Somerset, England

      Aufgrund der Klimaerwärmung breitet sich die Stechpalme in den letzten Jahrzehnten bereits in Norwegen entlang der Westküste weiter nach Norden und in Dänemark weiter nach Osten aus und hat es inzwischen sogar bis nach Südschweden geschafft. Entlang der südlichen Ostseeküste wandert sie inzwischen in Polen ein, auf Bornholm kommt sie schon seit mindestens 150 Jahren vor, wie eigene Jahrringuntersuchungen gezeigt haben. Die Höhenverbreitung erstreckt sich vom Tiefland in Norwegen und England bis auf über 2.000 m im Kaukasus, in den Alpen steigt sie bis auf 1500 m.

      Die Stechpalme ist eine der wenigen Baumarten, die durch die Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz stehen, weil Wildvorkommen so selten sind. Dies trifft unter unseren Gehölzen nur noch für Eiben und Buchsbaum sowie einige Kleinsträucher zu. Sie dürfen also nicht beschädigt oder gar entnommen werden.

      Die

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