Ulzanas Krieg. Karl H. Schlesier
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Er stand auf und rief die Krieger herbei. Sie kamen nacheinander, voll bewaffnet, und stellten sich hinter die drei sitzenden Männer. Ihre Waffen stets griffbereit zu tragen, war ein Teil ihres Lebens geworden.
Chihuahua erklärte, worüber sie gesprochen hatten, und bat die Männer zu sprechen. Der Reihe nach sagten sie, was sie dachten. Die Mehrheit war der Meinung, sie könnten ein paar Tage bleiben, müssten aber vorsichtig sein, um nicht wieder überrascht zu werden.
Chihuahua erhob sich. „Ich habe euch alle gehört”, sagte er. „Wir werden vier Tage im Tal bleiben. Vielleicht ist es das letzte Mal.” Er machte eine Pause. „Dies ist ein alter Lagerplatz unseres Volkes. Wir werden Scouts ausschicken, um die Strecke hinter uns und den Weg nach Arizona zu beobachten.”
Als sie aufbrachen, ritten Galeana und Zele voraus, und Tsach und Tsana blieben zurück, um den Eingang des Tals auf der Seite des Buckhorn Creek Canyons zu bewachen. Langsam ritten sie unter der Morgensonne dahin. Sie kamen an zwei alten Siedlungsplätzen der Chokonen vorbei, auf denen noch die Überreste von Wickiups und Windfängen aus Gestrüpp zu sehen waren. Der Boden wies noch Spuren von Wohnstätten und Feuerstellen auf, die aber schon vom Gras überwuchert wurden. An jedem der beiden Orte legte Chaddi vier Prisen Hoddentin als Grenzmarkierung nieder, falls sich dort Geister aufhielten und die Lebenden anblickten. Und etwas später trafen sie das Tier, nach dem das Tal benannt worden war.
Es war eine Grizzly-Mutter mit ihren zwei zweijährigen Jungen. Sie waren am Hang auf der Westseite des Bachs, etwa einhundert Yards oberhalb, und fraßen Gras. Ihr Fell war hell- bis dunkelbraun mit silbrigen Spitzen, und ihre Hälse, Bäuche und der obere Teil ihrer Vorderfüße waren golden. Als sich der Reitertrupp näherte, erhob sich die Bärin auf ihre Hinterbeine, wandte sich ihnen zu und drehte ihren riesigen Kopf langsam von einer Seite zur anderen.
Chaddi hob seinen rechten Arm, und die Gruppe hielt an. Die Ersatzpferde galoppierten davon, einige der anderen bockten und stiegen und mussten von den Reitern beruhigt und festgehalten werden. Chaddi stieg ab und überquerte den Bach. Er ging ein kleines Stück den Hang hinauf, den Bären entgegen, breitete die Arme aus und zeigte seine offenen Handflächen.
Höflich grüßte er sie, dann begann er mit tiefer, beruhigender Stimme zu singen. Die Worte entstammten der heiligen Sprache, die nur bei Zeremonien, der Jagd und im Krieg benutzt wurde. Er sang zu Ehren der großen Bären, der Berge und der Geister, die darin lebten. Die Bären hörten zu, und dann ließ sich die Mutter wieder auf ihre Vorderpfoten nieder, drehte sich um und schritt, dicht gefolgt von den Jungen, langsam davon. Chaddi beendete das Lied, kniete nieder und berührte den Boden vier Mal mit Hoddentin, den er zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand hielt. So erschuf er eine magische Grenze, welche die Chokonen und ihre Tiere vor den Grizzlys, aber auch die Bären vor den Menschen schützte.
Chaddis Frau Chie hielt sein Pferd, und als er wieder im Sattel saß, ritten die Apachen weitere zwei Meilen, vorbei an einem dritten verlassenen Lagerplatz, und rasteten auf einer Ebene hinter dem Knie eines Bachs, die groß genug für das Camp und alle Pferde war. Hätten sie Wickiups errichtet, die einfachen, runden, kuppelähnlichen Hütten aus Häuten oder Decken, die über ein leichtes Gerüst aus Schösslingen und Zweigen von Bäumen drapiert wurden, wäre es wie in alten Zeiten gewesen. Aber sie schliefen unter freiem Himmel, zündeten erst in der Nacht Feuer an und behielten die Tiere nahe bei sich.
Sie badeten im Bach, und Deer und Wapitis kamen bei Tageslicht ohne Angst zum Trinken. Überall wuchsen Kaktusfrüchte. Die Frauen sammelten die Früchte und schälten sie. Das weiche Fruchtfleisch war köstlich und wurde auch als Heilmittel verwendet. Wunden und Quetschungen wurden mit rohen Stücken davon verbunden, und nach einigen Stunden wurde der Verband erneuert. Das Fleisch absorbierte die Wundflüssigkeit, machte die Haut geschmeidig und linderte die Schmerzen.
Die Scouts meldeten nichts Verdächtiges. Bei jedem Sonnenaufgang sang Chaddi das Morgenlied für das Lager.
Am Vormittag des vierten Tages krachten einige Meilen südlich drei Schüsse. Wie Donner hallten sie in den Bergen wider und würden auch noch in weiter Ferne zu hören sein.
Darauf folgte Stille. Während sich die Menschen schnell zum Aufbruch rüsteten, ritt Josanie mit einigen Kriegern in Richtung der Schüsse. Zele wartete in der Öffnung einer Seitenschlucht. Sie folgten ihm in forschem Trab über ebene Felsplatten. Der Canyon weitete sich zu einer mandelförmigen, von Kiefern umgebenen Wiese. Galeana hielt auf seinem Pferd in der Mitte der Lichtung und blickte auf etwas hinunter. Seine Büchse lag auf dem Sattelknauf.
Als die Reiter näher kamen, sahen sie einen weißen Mann, der mit dem Gesicht nach unten und merkwürdig verdrehten Beinen am Boden lag. Er hatte zwei Einschusslöcher im Rücken, und Blut quoll unterhalb seiner Brust hervor. Als er getroffen worden war, hatte er ein Gewehr fallen lassen. Zwei Maultiere waren an einen Kiefernstamm gebunden, und daneben befand sich ein Stapel mit Ausrüstungsgegenständen. Es gab eine Feuerstelle, in der noch Glut war, und ein Kaffeetopf stand auf den Kohlen. „Goldsucher”, sagte Galeana. Er zeigte auf einen engen Spalt in der Felswand. „Einer ist entkommen. Er ist da drin. Er hat ein Gewehr.” Nach einer Pause fügte er hinzu: „Wir rochen Rauch und kamen hierher, um nachzuschauen.”
Josanie berührte seinen Arm und nickte. Er ritt weiter und inspizierte den Spalt, in dem der zweite Mann verschwunden war. Zu schmal, zu tief, dachte er. Nur ein Weg hinein. Kein Weg hinaus. Er wendete sein Pferd.
„Wir müssen ihn dort lassen. Wir haben keine Zeit, ihn auszuräuchern. Zu Fuß wird er Tage brauchen, um Hilfe zu holen.”
Ohne abzusteigen, ergriff er das Gewehr und reichte es Galeana. Er nahm einige Prisen Hoddentin aus einem Beutel an seiner Medizinschnur, warf sie in Richtung des Toten und betete kurz. Als er geendet hatte, durchsuchten die Krieger die Sachen der Goldsucher und nahmen mit, was sie brauchen konnten. Sie banden die schreienden Mulis los und zogen sie mit sich fort.
Chihuahua ritt mit einigen Kriegern vor den Frauen, den Packtieren und der Pferdeherde her, als Josanie zu ihm stieß.
Josanie erzählte seinem Bruder, was er gesehen hatte, und übernahm mit sechs Männern die Führung. Galeana und Zele ritten voraus. Chihuahua und Tsach ließen die Kolonne vorbei und bildeten mit den restlichen Kriegern die Nachhut. Sie ritten in die gewundene Schlucht am südlichen Ende des schönen Tals und stiegen auf hartem, mit Felsbrocken und Steinen übersäten Grund zu den Summit Bergen auf. Niemand blickte zurück.
Am späten Nachmittag erreichten sie die steinernen Wälle des Gebirges. Als sie ihre Pferde in den Bitter Canyon einschwenken ließen, stieß Nitzin, der eine Pferdelänge hinter Josanie ritt, einen Ruf aus. Josanie drehte sich im Sattel um und folgte Nitzins Blick. Eine große, schwarze Rauchfahne erhob sich im Nordosten, etwa zehn Meilen weit weg, wenn man flog wie ein Rabe.
Josanie brachte sein Tier zum Stehen und schaute in die Ferne.
Ein Signal der Verzweiflung, der Wut, dachte er. Eine Nachricht.
„Der Mann, den wir zurück gelassen und nicht getötet haben”, sagte er. „Er wird Truppen auf uns hetzen, wenn welche in der Nähe sind.”
In dieser Nacht lagerten sie an der Black Willow Spring in düsterer Stimmung. Sie hatten ein Pferd mit der Lanze getötet, um Fleisch zu haben, und entzündeten die Kochfeuer nach Einbruch der Dunkelheit.
Am nächsten Morgen kurz vor Sonnenaufgang, als die Tiere gesattelt und das Camp bereit zum Aufbruch war, erklang das Klappern von Hufen auf dem Pfad hinter ihnen. Zwei Pferde, so hart geritten, wie es das Terrain erlaubte. Tsach und Tsana, welche die Nacht auf dem zurückliegenden Weg verbracht hatten, kamen in Sicht. Sie ritten zu