MordsSchweiz. Christof Gasser

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MordsSchweiz - Christof Gasser

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war 24, als ich ihn heiratete, das war 1993. Ich erinnere mich nicht, wann es genau begann. Aber die letzten zwanzig Jahre waren die Hölle.«

      »Trotzdem sind Sie geblieben. Sie haben gemeinsam vier Kinder gezeugt.«

      »Was hätte ich tun sollen? Er hat mir mit dem Tod gedroht, wenn ich mich weigerte. Er würde mich umbringen, wenn ich ihn verlasse.«

      »Jetzt aber wollten Sie sich doch endlich trennen.«

      »Ja. Er hat eine neue Freundin. Auf einmal wollte er von selbst gehen.«

      »Ist es richtig, dass Ihr Mann bereits einen Monat vor der Tat eine eigene Wohnung gemietet hat?«

      »Ja, aber er war immer noch ständig bei uns.«

      »Ihr Mann sagt etwas anderes, er erzählte uns, er sei in jener Nacht nur zu Ihnen gekommen, weil Sie ihn aufforderten, die letzten Sachen abzuholen.«

      »Nein, er kam, um zu Hause zu schlafen.«

      »Wo hatte er seine Kleidung?«

      »In der neuen Wohnung.«

      »Also trug er immer dasselbe?«

      »Unterhosen brachte er jeweils mit.«

      »Warum haben Sie ihn nicht einfach nach Hause geschickt, statt zu versuchen, ihn umzubringen, wenn Sie Ihre Ruhe haben wollten?«

      »Er hätte nicht auf mich gehört. Er sagte, er werde mir den Schlüssel nie zurückgeben.«

      »Sie hätten das Schloss auswechseln können.«

      »Das hätte 500 Franken gekostet! Herr Gerichtsvorsitzender, was ich sage, ist die Wahrheit, er hat jeden Tag bei uns geschlafen und gegessen, und er wollte mich weiter belästigen und vergewaltigen. Er ließ sein Messer und seine Schlagrute in unserer Wohnung, und eine Matratze in seinem Zimmer.«

      »Auf dieser Matratze ist er nach dem Medikamenten-Cocktail eingeschlafen.«

      »Ja.«

      »Am Morgen danach haben Sie nachgesehen, ob er wirklich tot ist.«

      »Nein! Ich habe nachgesehen, ob er noch schläft.«

      »Unter Punkt zwei wirft Ihnen die Staatsanwaltschaft Folgendes vor: Als Sie festgestellt haben, dass Ihr Mann noch lebte, haben Sie versucht, ihn mit einem Stromkabel zu erdrosseln. Was sagen Sie dazu?«

      »Es war nie meine Absicht, ihm etwas anzutun.«

      »Wenn Ihre Töchter, aufgeschreckt durch den Lärm, nicht ins Zimmer gestürzt wären, wäre Ihr Mann jetzt tot. Warum wollten Sie ihn erdrosseln?«

      »Ich wollte mich vor ihm schützen. Er hat mich angegriffen und gewürgt. Ich tastete nach etwas, fand das Kabel auf dem Boden und habe danach gegriffen.«

      »Sie wollen also Notwehr geltend machen.«

      »Ich war in Todesangst und musste mich wehren.«

      »Obwohl er noch halb im Delirium gewesen sein muss nach dem Medikamenten-Cocktail, behaupten Sie, er sei gleich auf Sie losgegangen?«

      »Er war wach. Wahrscheinlich wollte er sich rächen, weil ich ihn betäubt hatte.«

      »Ihr Sohn sagte, das Kabel – ein Ladekabel – habe immer im Wohnzimmer gelegen, wo sich auch das Gerät befindet, das damit geladen wird. Haben Sie das Kabel mit ins Zimmer raufgenommen, als Sie nachschauen gingen, ob Ihr Mann noch lebte?«

      »Nein, das Kabel war schon da.«

      »Laut dem medizinischen Bericht wies Ihr Mann eine Strangulationsmarke am Hals und Punktblutungen im Kopfbereich auf. Frau Büttikofer, er wurde von hinten gewürgt. Das ist schwer mit Ihrer Schilderung in Einklang zu bringen, dass er Sie angegriffen hatte. Sie wollten ihn erwürgen.«

      »Nein! Nein, so war das nicht. Ich wollte ihn nicht töten, ich musste mich verteidigen. Ich hatte Angst, dass er mich umbringen würde. Das war Notwehr.«

      *

      Befragung von Robert Büttikofer durch Richter Wohlgemuth

      »Ich befrage Sie nun als Beschuldigter in diesem Verfahren. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern – wenn Sie Aussagen machen, können die als Beweismittel gegen Sie verwendet werden. Sie sind der mehrfachen Vergewaltigung und der mehrfachen sexuellen Nötigung angeklagt. Haben Sie das verstanden?«

      »Ja, das habe ich verstanden.«

      »Was sagen Sie zu den Vorwürfen?«

      »Die Anschuldigungen stimmen nicht. Ich wollte nichts mehr von meiner Frau. Sie wusste, dass ich mich scheiden lassen würde, dass ich eine neue Freundin habe, ich habe ihr das offen gesagt. Sie war es, die es immer wieder bei mir versuchte, die mir schmeichelte und mir sagte, ich sei ihr Herz und ihre Seele. Ich habe nur mit ihr geschlafen, wenn sie es wollte.«

      »Ihre Frau erzählt etwas ganz anderes. Sie sagt, Sie hätten sie jahrelang vergewaltigt. Sie hätten sie gezwungen, Gewalt-Pornofilme nachzuspielen. Sie hätten sie gewürgt, mit der Rute geschlagen, obwohl Sie gewusst hätten, dass sie keinen Sex mit Ihnen haben wollte.«

      »Das ist gelogen. Warum hat sie mich denn nie angezeigt? Warum ist sie bei mir geblieben? Warum ist sie nie ins Frauenhaus gezogen?«

      »Ihre Frau sagt, Sie hätten ihr gedroht, sie umzubringen, wenn sie Sie verlasse.«

      »Das stimmt nicht. Es war gerade umgekehrt. Sie war diejenige, die Gewalt ausgeübt hat. Einmal hat sie mir mehrfach mit der Fernbedienung des TVs auf meinen Kopf geschlagen und die gesamte Einrichtung des Wohnzimmers zerstört. Ich musste die Polizei rufen und habe sie angezeigt. Meine Frau wurde daraufhin für zehn Tage mit einem Kontaktverbot belegt und durfte nicht nach Hause kommen. Das finden Sie in den Akten.«

      »Wenn ich Sie ansehe, muss ich sagen, dass ich das kaum glauben kann. Sie sind Ihrer Frau körperlich überlegen. Wie soll sie Sie misshandelt haben?«

      »Sie kennen sie nicht. Ich bin nicht stärker als sie. Sie hat mit Gegenständen auf mich eingeschlagen, und ich habe mich nicht gewehrt, weil ich Gewalt ablehne, ich könnte nie eine Frau schlagen.«

      »Ihre Frau kann die Vergewaltigungen sehr genau beschreiben, die Gewalt, die Sie ihr angetan haben sollen.«

      »Ich habe nie etwas getan, was sie nicht wollte.«

      »Wir haben auch mit Ihren Kindern gesprochen. Haben Sie noch Kontakt zu ihnen?«

      »Nein.«

      »Warum nicht?«

      »Das hat sich verloren.«

      »Ihre Kinder haben sich hinter Ihre Frau und gegen Sie gestellt. Ihre jüngste Tochter hat sogar bestätigt, dass Sie Ihre Frau vergewaltigt haben sollen.«

      »Hören Sie, ich liebe meine Kinder, die drei älteren sind gute Kinder. Aber meiner jüngsten Tochter dürfen Sie nicht glauben. Sie ist kriminell. Man hat sie mehrmals beim Stehlen erwischt, und sie lügt, wenn sie solche Dinge erzählt.«

      »Warum

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