MordsSchweiz. Christof Gasser

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MordsSchweiz - Christof Gasser

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Frau hat sie dazu angestiftet. Ich hatte schon früher Angst, dass sie mich töten wollten. Zweimal fühlte ich mich seltsam, nachdem ich bei meiner Frau Tee getrunken hatte. Und dann war da noch die Sache mit dem Honig.«

      »Mit dem Honig?«

      »Meine jüngste Tochter brachte mir zehn Gläser Honig, teurer Honig, sie wollte ihn mir schenken, es war klar, dass sie ihn gestohlen hatte. Mir fiel auf, dass drei Gläser schon mal geöffnet worden waren, darum habe ich sie alle gewogen. Die drei Gläser hatten ein anderes Gewicht. Ich glaube, dass sie mich bereits da vergiften wollten.«

      »Das höre ich zum ersten Mal. Warum haben Sie das bei der Polizei nicht ausgesagt?«

      »Es ist mir gerade jetzt erst wieder in den Sinn gekommen.«

      »Falls Sie, wie Sie behaupten, Ihre Frau nicht vergewaltigt haben – warum sollte Ihre Frau Sie umbringen wollen? Was wäre ihr Motiv?«

      »Das Geld. Sie hat herausgefunden, dass ich zwei Liegenschaften besitze, von denen sie zuvor nichts wusste. Sie fürchtete, dass ich mein Geld und meinen Besitz mit meiner neuen Freundin teilen werde und sie durch die Scheidung alles verliert.«

      *

      Befragung Miranda Büttikofer durch Richter Wohlgemuth

      »Frau Büttikofer, wussten Sie, dass Ihr Mann über zwei größere Liegenschaften und demnach über ein ziemliches Vermögen verfügt?«

      »Ja, das ist mir bekannt.«

      »Seit wann?«

      »Seit sechs Monaten.«

      »Ihr Mann hat Ihnen das verheimlicht?«

      »Ja, er hat mir nichts davon gesagt.«

      »Wie haben Sie davon erfahren?«

      »Ich habe seine Unterlagen durchstöbert, bevor er ausgezogen ist.«

      »Der Staatsanwalt geht davon aus, dass Sie Ihren Mann noch vor der Scheidung umbringen wollten, um sich das Vermögen zu sichern.«

      »Hören Sie: Ich bin hierhergekommen, um die Wahrheit zu sagen. Mein Mann hat all die Jahre mit mir gespielt, er hat mich angelogen, er hat mich vergewaltigt, er hat mich fälschlicherweise bei der Polizei angezeigt. Das, was Sie hier behaupten, stimmt nicht. Es ging nicht ums Vermögen, die Liegenschaften würden sowieso an unsere Kinder gehen. Auch bezweifle ich, dass sie viel wert sind, sie sind in keinem guten Zustand. Doch das hat alles nichts mit diesem Fall zu tun. Ich habe meinen Mann angegriffen, weil ich mich verteidigen musste.«

      »Nachdem Sie ihn zuvor beinahe mit einer Überdosis Tabletten umgebracht hatten.«

      »Ruhiggestellt, damit er mich in Frieden ließ, damit ich endlich einmal schlafen konnte, damit er mich nicht wieder vergewaltigte.«

      »Sie sagten, Sie erinnerten sich nicht, wie viele Tabletten Sie ihm verabreicht haben.«

      »Nein.«

      »Sie haben zwei Tage zuvor 20 Tabletten Risperidal und 14 Temesta gekauft. Gefunden hat die Polizei noch drei Temesta-Tabletten. 31 Tabletten sind verschwunden.«

      »Ich weiß wirklich nicht mehr, wie viele es waren. Ich habe das ganz schnell gemacht, und ich bereue, dass ich es getan habe.«

      »Wer wusste alles von den Medikamenten?«

      »Nur ich!«

      »Auf einer leeren Tabletten-Verpackung haben wir nicht nur Ihre, sondern auch die DNA Ihrer Tochter Samira gefunden. Können Sie uns das erklären?«

      »Meine Töchter haben aufgeräumt, ich hatte die leeren Packungen im Kühlschrank gelassen.«

      »Wann war das?«

      »Am nächsten Morgen.«

      »Nachdem die Töchter ihren Vater gerettet hatten? Was haben Sie getan, als die Töchter hereingestürzt sind?«

      »Das war ein ganz schrecklicher Moment, es war, als wäre ich aus einem üblen Traum erwacht. Ich sagte ihnen, sie müssten sofort den Notruf wählen.«

      »Ihre Tochter Samira sagte aus, sie hätten Sie regelrecht von Ihrem Mann wegzerren müssen.«

      »Ich war nicht ich selbst. Sie musste mich ohrfeigen, damit ich zur Besinnung kam. Erst da realisierte ich, was geschehen war.«

      »Was wäre passiert, wenn Ihre Töchter nicht hereingestürmt wären?«

      »Ich hoffe, dass nichts Schlimmes passiert wäre. Wenn ich könnte, würde ich es ungeschehen machen. Ich sehe ein, dass das nicht gut war. Aber ich stand unter einer enormen seelischen Belastung. Ich wollte ihn nicht töten. Ich bin unschuldig. Das hier ist ein einziger, riesiger Irrtum.«

      *

      Rudolf Wohlgemuth, Richter

      Ich habe es ja geahnt. Zwei Parteien, zwei verschiedene Wahrheiten, und ich musste es wieder einmal richten. Jeder hat ein Urteil zu seinen Gunsten erwartet, und keiner wird am Schluss zufrieden sein.

      Miranda Büttikofer ist eine kleine, energische Frau. Rundes Gesicht, schwarze zähe Locken, ihr Pferdeschwanz gleicht einem Reisigbesen. Ihre Augen sind lauernd und anklagend, kleine, dunkle Stecknadeln. Sie ist etwas stämmig, untersetzt, sie wirkt vorlaut, spricht so, als würde sie der ganzen Welt einen Vorwurf machen für alles, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist. Nur sie selbst trägt keine Schuld. Mehrmals ist sie mir ins Wort gefallen, es half kein Zurechtweisen.

      Robert Büttikofer ist einen Kopf größer als sie, gräuliches Haar, der Hals zu kurz geraten, als würde er pausenlos die Schultern hochziehen. Seine Mimik ist grimmig, die Augen wirken leblos, als wäre ihm alle Freude verloren gegangen, falls sie überhaupt jemals in seinem Leben existiert hat. Er sieht aus, als könnte er jede gute Laune im Bruchteil einer Sekunde vertreiben.

      Nicht, dass ich damit sagen will, dass ich mich von dem Äußeren und der Art der beiden habe beeinflussen lassen, bewahre. Ich will damit nur deutlich machen: Sie wirkt nicht wie eine hilflose, zerbrechliche Person, die sich nicht wehren kann. Er wirkt nicht wie ein naiver, verschupfter Ehemann, der vor seiner Frau kuscht.

      Um es kurz zu machen: Ich glaube ihr nicht. Das mag jetzt hart klingen, es ist aber so. Ich nehme ihr nicht ab, dass sie ihren Mann nicht töten wollte. Nur zwei Tage vor der Tat hat sie sich von ihrer Ärztin die Tabletten verschreiben lassen. Ich bin gegen Zufälle. Die Dosis war massiv, damit will man niemanden zum Schlafen bringen, damit will man jemanden um die Ecke bringen. Ihr Mann muss am nächsten Morgen völlig belämmert gewesen sein. Undenkbar, dass er sie in diesem Zustand angegriffen hat. Und selbst wenn: Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand in Notwehr von hinten erwürgt worden ist. Darum glaube ich ihr nicht.

      Nun, auch ihm glaube ich nicht. Zumindest nicht alles. Aber die Vergewaltigungen können ihm nicht nachgewiesen werden. In diesem Anklagepunkt gibt es einzig die Anschuldigungen seiner Frau und die etwas krude Aussage der gemeinsamen Tochter. Andere Indizien sprechen dagegen. Für einen Schuldspruch genügt das nicht. Zu dünn.

      Also habe ich Miranda Büttikofer zu einer Freiheitsstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt. Sie hat versucht, ihren untreuen Mann erst zu vergiften und dann zu erdrosseln, weil sie

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