Tod zum Viehscheid. Mia C. Brunner

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Tod zum Viehscheid - Mia C. Brunner

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verbringen.«

      Onkel Karl lachte nur. »Deine Ferien beginnen, wenn die Arbeit erledigt ist.«

      Rosa, Gesa und die anderen durften sich eigentlich nicht beschweren. Jedes der Kinder und Jugendlichen auf dem Hof musste nur in den Ferien helfen, ansonsten bestanden Onkel Karl und Tante Gertrud darauf, dass sie ordentliche Schulen besuchten und eine vernünftige Ausbildung machten. Laura ging in die elfte Klasse des Gymnasiums, machte im nächsten Jahr ihr Abitur und wollte dann zum Studieren nach Augsburg. Sie wollte Grundschullehrerin werden. Das war ihr Traum, und den durfte sie leben. Ihre Eltern, die Schwester von Onkel Karl und ihr Mann, betrieben ganzjährig eine Sennalpe in Österreich. Laura sah die beiden nur ein paar Tage im Jahr. Sie war ihrem Onkel Karl sehr dankbar, dass sie seit Jahren wie eines seiner eigenen Kinder auf seinem Hof leben konnte. Ansonsten wäre es mit dem Schulbesuch und erst recht mit einem Gymnasium sehr schwierig geworden.

      Neben den Familienmitgliedern gab es drei Helfer auf dem Hof. Einer davon war Simon. Heute war er der Einzige, der auf dem Feld half. Hendrik und Josef, die anderen beiden, hatten Stalldienst. Die Schumpen, also die Rinder, die noch keine Kälber hatten, waren zwar bis Mitte September auf der Alpe, doch die Milchkühe mussten versorgt werden. Außerdem sollten sich die beiden jungen Männer heute um den Pferdestall kümmern. Vor etwa einer Woche war den Rothausens fast der Stall abgebrannt. Grund dafür war eine Öllampe, die weder in den Stall gehörte noch mitten in der Nacht und dazu unbeaufsichtigt brennen durfte. Diese Lampe war umgefallen und hatte den Stall in Brand gesetzt, aber jemand hatte das Feuer gelöscht. Als Onkel Karl am frühen Morgen das Gebäude betreten hatte, hatte er die verkohlte Stallwand gesehen. Keiner wusste, wer das Feuer gelegt und wer es gelöscht hatte. Die drei Pferde hatten in dieser Nacht auf der Weide gestanden, warm genug war es, und die Tiere fühlten sich draußen am wohlsten.

      Sie hatten Glück gehabt, dass nichts Schlimmes passiert war, trotzdem hatte Onkel Karl ihnen allen eine lange Predigt gehalten. Wer auch immer dieses Unglück heraufbeschworen habe, solle es nicht wagen, noch einmal mit einer brennenden Öllampe den Stall zu betreten. Schließlich hätten sie erstens elektrisches Licht und zweitens sei die Nacht zum Schlafen da, nicht zum Herumschleichen in leeren Ställen.

      Auch Laura wusste nicht, wer in der fraglichen Nacht im Pferdestall gewesen war. Doch sie hatte eine Vermutung.

      5

      »Servus, Jessica.« Oberwachtmeister Glasinger hob kurz die Hand zum Gruß. »Wir haben den Verdächtigen in den Verhörraum 3 gebracht. Ein Kollege wartet dort, bis der Anwalt eintrifft.« Das Bedauern in seinem Gesicht war nicht gespielt, als er sagte: »Der Junge ist gerade 20 geworden, kommt aus gutem Hause. Wie kann es sein, dass der kaltblütig zwei Menschen ermordet?«

      »Das habe ich mich auch gefragt«, sagte Jessica und reichte dem Oberwachtmeister ihre Hand. »Immerhin hat er eine ganz beachtliche Strafakte. Einbruchdiebstahl und mehrere aufgebrochene Autos. Vermutlich hat das Ehepaar Michelsbach ihn auf seinem Raubzug durchs Haus überrascht.« Sie sah ihrem Kollegen direkt in die Augen. »Wie geht es deiner Frau?«, wollte sie wissen, ließ seine Hand dabei nicht los und legte ihre zweite behutsam auf seinen linken Oberarm.

      »Sylvia geht es gut. Sie ist im Moment auf einer Fortbildung. Erst neulich hat sie zu mir gesagt, sie müsse dich unbedingt mal wieder anrufen.« Glasinger lächelte, befreite sich aus Jessicas Hand, trat einen Schritt zurück und schob beide Hände in seine Hosentaschen. »Wenn sie zurück ist, dann kommt uns doch besuchen, du und Florian. Wir könnten grillen oder einfach ein Glas Wein zusammen trinken.«

      »Sehr gern«, sagte Jessica und lächelte. »Grüße bitte Sylvia ganz lieb von mir. Vielleicht hat sie auch mal wieder Lust auf einen Mädelsabend mit Paula und mir.«

      »Das hat sie sicher. Ich erzähle ihr heute Abend von deinem Vorschlag, wenn ich mit ihr telefoniere.«

      Thomas Glasinger verabschiedete sich, und Jessica machte sich auf den Weg in den Verhörraum. Hoffentlich traf der Anwalt bald ein.

      Erst über eine Stunde später konnte Jessica mit der Befragung des jungen Mannes beginnen. Der Anwalt war zwar zeitig eingetroffen, doch wollte dieser zuerst mit seinem Mandanten allein reden. Das vertrauliche Gespräch hatte zur Folge, dass Matteo Lorenz jegliche Aussage verweigerte und auf Anraten seines Anwaltes keine von Jessicas Fragen beantworten wollte.

      »Verstehen Sie eigentlich, in welcher Lage Sie sich befinden?« Jessica sah den Verdächtigen streng an. »Wir haben Ihre Fingerabdrücke am Tatort gefunden. Am Griff der Terrassentür, an der Stereoanlage und am Glastisch neben der toten Frau Michelsbach.«

      »Aber nicht an der Waffe, mit der Herr Michelsbach ermordet worden ist«, warf der Rechtsanwalt ein und klopfte mit der flachen Hand auf den Ordner vor sich, in dem ihm alle Untersuchungsergebnisse vorlagen. »Das beweist also gar nichts.«

      »Immerhin beweist das die Anwesenheit Ihres Mandanten am Tatort«, argumentierte Jessica gelassen. »Außerdem passt die Verletzung am Bein von Herrn Lorenz zu dem Blut am Couchtisch. Und seine DNA wurde an der Leiche von Frau Michelsbach sichergestellt. Möchten Sie mir vielleicht doch erklären, was Sie am Tattag im Haus des verstorbenen Ehepaares wollten?«

      Matteo Lorenz schüttelte vehement den Kopf und sah die Hauptkommissarin voller Wut an.

      Jessica vermutete, dass er hinter seinem ärgerlichen Gesicht seine Unsicherheit versteckte, denn die Hände des jungen Mannes zitterten ununterbrochen und er wippte nervös mit seinem rechten Bein.

      »Mein Mandant ist unschuldig«, beteuerte der Anwalt und legte Matteo behutsam die Hand auf die Schulter. Die Geste sollte beruhigend wirken, doch der Junge wurde zusehends nervöser. »Und wenn Sie keine weiteren Beweise haben, werden wir jetzt gehen.«

      »Sicher nicht«, fuhr Jessica streng dazwischen. »Die Beweise reichen für einen dringenden Tatverdacht völlig aus. Herr Lorenz kommt vorerst in Untersuchungshaft. Ich habe gehofft, dass er mich mit seiner Aussage davon überzeugen kann, nichts mit den Morden zu tun zu haben. Aber da er nichts sagt, vermute ich …«

      »Ich habe nichts getan«, rief Matteo verzweifelt und sah seinen Anwalt ängstlich an. »Ich sollte ihr erklären, wie es war. Ich bin doch unschuldig!«

      »Trotzdem rate ich Ihnen von einer Aussage ab. Bei Ihrem Vorstrafenregister ist es sehr unwahrscheinlich, dass die ermittelnden Beamten Ihnen Glauben schenken.« Der Anwalt sah die Tränen in den Augen seines Mandanten, seufzte deshalb ergeben und nickte schließlich. »Also gut. Schlimmer kann es nicht mehr werden.«

      *

      Heute war es Jessica, die spät nach Hause kam.

      Zuerst hatte die Vernehmung des jungen Herrn Lorenz länger gedauert als normalerweise üblich. Dann galt es, den Verdächtigen dem Haftrichter vorzuführen. Auf dem Weg zurück von der Staatsanwaltschaft zum Präsidium sprang der Dienstwagen nicht an, also ließ sie ihn stehen, ging kurzerhand die Viertelstunde zu Fuß, bog zügig um eine Häuserecke und stieß unsanft mit einem Passanten zusammen, der ihr einen vollen Becher Kakao über Hals und Dekolleté goss. Als die lauwarme Flüssigkeit langsam ihren Oberkörper hinunterlief, ihr T-Shirt durchnässte und ihr komplett die Laune vermieste, sah sie den Mann so böse an, dass dieser sich nur kurz entschuldigte und dann schnell das Weite suchte. »Wir haben August, verdammt noch mal«, rief sie ihm aufgebracht hinterher. »Wer bitte schön trinkt bei 25 Grad im Schatten einen warmen Kakao?«

      Dabei war es allein ihre Schuld gewesen, denn die Gedanken an ihren aktuellen Mordfall ließen sie nicht los. Sie hatte schlichtweg nicht aufgepasst.

      Nach dem Gespräch mit Matteo Lorenz zweifelte sie immer mehr, ob es richtig war,

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