Wo heute predigen?. Группа авторов

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Beachtung? Kann auf diese Fragen an den vorgegebenen Verkündigungsorten wie etwa den sonntäglichen Gottesdiensten und den Kasualien ausreichend eingegangen werden? Ich sehe noch viel Platz für neu zu entwickelnde Verkündigungsformate, die sich dieser Aufgabe stellen. Was die Missionspredigt in der Vergangenheit mit rhetorischen Mitteln eingebettet in liturgische Inszenierungen angestrebt hat, müsste unter den gegenwärtigen medialen Bedingungen neu angegangen werden.

      Grundlegende Lebensfragen ändern sich weniger rasch als die Lebenssituationen, in denen sie uns begegnen. Die uralten Themen treten in alten und neuen Lebens-Geschichten und in kleinen und großen Erzählungen auf. Sie werden nicht mehr nur verbal vorgetragen, sondern in vielfältigen Ausgestaltungen. Musik, Bilder und Bildsequenzen sind bevorzugte Formen der Kommunikation geworden.

      In diesem Zusammenhang gewinnt die Bibel einen neuen Stellenwert in der religiösen Kommunikation. Denn auch sie erzählt gerne. Es gilt jedoch, diese große Erzählung neu zu erschließen. In der Vergangenheit wurde sie oft als Repertoire von Regeln und Vorschriften gesehen und genutzt. Sie enthält jedoch die Glaubenserfahrungen und Lebensweisheiten vieler Generationen. Als solche ist sie jedoch nur einem relativ kleinen Kreis von Menschen vertraut. Zusehends an Bedeutung für die Verkündigung gewinnen neue Zugänge zu biblischen Texten. Bibelgespräche in kleinen Gruppen, aber auch Bibliolog und Bibliodrama sind Möglichkeiten, sich in einer Weise mit Bibeltexten auseinanderzusetzen, dass deren Bedeutung für das eigene Leben hier und heute spürbar und bewusst wird. Sie sind darauf angelegt, dass sie die Personen, die sich darauf einlassen, ganzheitlich ansprechen und zur Auseinandersetzung mit den anderen Teilnehmer_innen führen. Manche dieser Formen können auch direkt in einem Gottesdienst eingesetzt werden.

      3.2. Gemeinde neu

      Rainer Bucher hat neben anderen Pastoraltheolog_innen darauf hingewiesen, dass Gemeinde nicht mehr in dem Sinne „funktioniert“, wie dies in den Jahren nach dem Konzil angedacht war.10 Trotz aller Veränderungen wird sich auch in Zukunft das Leben der Kirche in gemeindlichen Zusammenhängen vollziehen. Auch wenn der Einzelne mehr als in der Vergangenheit in Glaubensdingen seinen eigenen Weg geht und Menschen sich in größeren Räumen vernetzen und Beziehungen herstellen, braucht es auch in Zukunft Orte und Räume, wo „zwei oder drei“ im Namen Jesu zusammenkommen, gemeinsam auf das Wort Gottes hören und seine Gegenwart erfahren.

      Auch hier gilt es, die neuen Möglichkeiten zu nützen und Gemeinde neu zu denken und aufzubauen. Das Wachsen der Gemeinde zu fördern, war in der Vergangenheit ein Teilziel der Missionen. Dies wird auch in Zukunft gelten. Erschwert wird dies zwar durch neue gesellschaftliche Milieubildungen und die Schwierigkeit, Milieugrenzen zu überschreiten, aber umgekehrt bieten die neuen Netzwerke und Kommunikationskanäle neue Möglichkeiten, neue Verbindungen herzustellen.

      3.3. Persönliche Überzeugungen – überzeugende Persönlichkeiten

      Eine entscheidende Rolle für die Wirkung einer Mission hatte die Persönlichkeit der Missionare: ihre Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft, Sachkompetenz, rhetorische Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit… Sie hatten als Prediger, Liturgen, Gesprächspartner und eventuell auch als Beichtväter in verhältnismäßig kurzer Zeit die Herzen der Menschen zu gewinnen. Es ist meines Erachtens kein Zufall, dass Missionen von Orden gehalten wurden. Ordensgemeinschaften konnten schon im Vorfeld auf die Teambildung achten und spezifische Weiterbildung betreiben und haben mit ihrer spezifischen Ausrichtung immer auch Menschen mit bestimmten Talenten angesprochen.

      Die Anforderungen haben sich im Laufe der Zeit noch weiter ausdifferenziert und die Erwartungen sind heute noch höher denn je. Weitere, zusätzliche, Kompetenzen – Stichwort neue Medien, neue Kommunikationsformen11 – sind notwendig, um in der Gegenwart anzukommen. Eine Person wird das nicht in sich vereinigen können. Ein neues, sich ergänzendes Miteinander im Team müsste meines Erachtens entwickelt werden.

      Die „Missionspredigt“ und ihre Einbettung in ein historisch gewachsenes Seelsorgekonzept kann wichtige Impulse für die Fortsetzung der Evangelisierung in Europa und auch in anderen Ländern geben. Die wichtigste Erkenntnis ist für mich, dass es das Zusammenwirken vieler Komponenten braucht und dass Evangelisierung nicht mit eindimensionalen Konzepten gelingen kann. Die Erfahrungen mit der Volks- und Gemeindemission bestärken mich in der Vision, dass es in Zukunft neue seelsorgliche „Formate“ geben wird, die alte und neue Kommunikationsformen nutzen, um mit möglichst vielen Menschen über Grundfragen des Lebens und des Glaubens in Dialog zu treten.

      Literatur

      Bucher, Rainer, …wenn nichts bleibt, wie es war. Zur prekären Zukunft der katholischen Kirche, Würzburg 2012.

      Fuchs, Alois, 150 Jahre Pfarre Roggendorf, Eggenburg 1934.

      Krieger, Walter / Sieberer, Balthasar (Hg.), Missionarisch Kirche sein, Linz 2008.

      Polak, Regina, Mission in Europa? Auftrag – Herausforderung – Risiko, Innsbruck 2012.

      Schedl, Alfred, Das Ringen um eine zeitgerechte Volksmission in Österreich. Eine historische Besinnung (1823-1985), in: Spicilegium Historicum C.Ss.R 33, 1985, Fasc. 1, 229-241.

      Sievernich, Michael, Mission der Weltkirche, in: Stimmen der Zeit 222 (5/2004), 289-220.

      Springer, Franziscus, Mission in Nucera. 9.11.-11.12.1823. Spicilegium Historicum C.Ss.R 4, 1956, Fasc. 1, 28-43.

      1 Die Bewegung für eine bessere Welt (Movimento per un mondo migliore) ist eine Geistliche Gemeinschaft, die 1952 von P. Riccardo Lombardi SJ gegründet wurde.

      2 Bei einem Besuch in einem Kloster in der Nähe von Neapel im Jahre 1982 demonstrierte uns ein Mitbruder, der diese Form der Predigt noch beherrschte, diese neapolitanische Tradition.

      3 1823, also kurz nach der Anerkennung der Redemptoristen in Österreich durch Kaiser Franz I., sandte die Ordensleitung P. Franziscus Springer nach Neapel, um zu erkunden, wie dort Volksmissionen gehalten wurden. Er verfasste einen ausführlichen Bericht, der im Spicilegium Historicom C.Ss.R. (Jahr 4, 1956, Fasc. 1, 28-43) veröffentlicht ist.

      4 Seit der josephinischen Kirchenreform waren diese verboten.

      5 Im Büchlein „150 Jahre Pfarre Roggendorf“ (Bezirk Horn) wird von einer Volksmission im Jahre 1852 berichtet, zu deren Predigten jeweils mehrere Tausend Missionsteilnehmer_innen gekommen sein sollen. Auch wenn die Zahlen stark übertrieben scheinen, sind es erstaunlich viele. (Vgl. Fuchs, 150 Jahre Pfarre Roggendorf.)

      6 P. Alfred Schedl gibt im Spicilegium Historicum C.Ss.R (Jahr 33, 1985, Fasc. 1, 229-241) einen Überblick über die Entwicklung der Volksmissionen in Österreich.

      7 Volksmissionen wurden auch von anderen Ordensgemeinschaften gepredigt. Eine jede hatte ihre eigene Tradition und setzte eigene Akzente. Inhaltlich orientierte man sich an den großen Themenkreisen der Theologie: Gott, Erlösung, Eschata, Sakramente und Maria als die große Mittlerin, die zu Christus und zu Gott hinführt.

      8 Vgl. Sievernich, Mission der Weltkirche.

      9 Diözesaner Entwicklungsprozess Apg 2.1 der Erzdiözese Wien 2012.

      10 Vgl. Bucher, …wenn nichts bleibt, wie es war.

      11 Seit dem Einzug der sog. neuen Medien in das alltägliche Leben sind neue Kommunikationsmöglichkeiten für jedermann verfügbar. Vor allem die jüngere Generation drückt sich in Bildern, Videos und Musik aus. Wer mit ihnen kommunizieren will, muss nicht nur die Technik, sondern auch die Sprache der Bilder und der Musik beherrschen.

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