Der Psychocoach 3: Abnehmen ist leichter als Zunehmen. Andreas Winter
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Psychocoach 3: Abnehmen ist leichter als Zunehmen - Andreas Winter страница 4
Überlegen Sie selbst: Kennen Sie jemanden, dem eine Ernährungsberatung oder ein medizinisches Abnehmprogramm dazu verholfen hat, sich innerhalb weniger Wochen vom Übergewicht zu befreien, ohne sich ständig die Ernährungs- oder Bewegungsvorschriften ins Gedächtnis zu rufen, und anschließend auch noch schlank zu bleiben, ohne auch nur im Geringsten darauf zu achten, was er isst oder wie viel er sich bewegt?
Dennoch gibt es zahlreiche Menschen, die nach einem einzigen therapeutischen Gespräch über die psychologischen Ursachen der Fettpolster abgenommen haben, ohne sich bewusst einzuschränken, zu disziplinieren oder gar mehr Sport zu treiben. Ich persönlich kenne einige hundert von ihnen – meine Kunden –, die einfach abnehmen, weil sie nach einer speziellen Behandlung plötzlich angstfrei sind. Diese Therapiesitzung ist allerdings kein „Zuckerschlecken“, denn wir reden, wie oben erwähnt, über tiefsitzende Ängste. Ängste, die derart massiv sind, dass ein Mensch lieber übergewichtig wird und bleibt, ja sogar an den Folgen zu sterben bereit ist, als diesen Angstauslösern erneut zu begegnen. Wir reden über Ängste in der frühen Kindheit, über Traumatisierungen, Schockerlebnisse und gravierende Enttäuschungen. Doch wenn all diese in ihrem Zusammenhang mit dem Übergewicht erkannt und reflektiert sind, dann haben sie nicht nur keinen Einfluss mehr auf den Körper, nein, die Ängste sind dann sogar vollständig aufgelöst.
Das Wichtigste, was Sie begreifen müssen, ist: Wenn Sie Ihre Speise für Ihr emotionales Rettungsboot halten, wandeln Sie sie mit viel Wasser in Fett um, um sie für immer festzuhalten. Erkennen Sie jedoch, dass es nicht die Speise ist, die Ihnen ein Wohlgefühl verschafft, sondern Sie selbst, nehmen Sie nicht mehr zu. Ist es Ihnen schließlich sogar gelungen, Ihr Mangelempfinden vollständig zu beseitigen, weil Sie Ihren Wohlstand erkannt haben, werden Sie von allein schlank und bleiben dies auch. Einige unserer Kunden quälen sich noch genau mit diesem letzten Aspekt herum: Es fällt ihnen schwer zu begreifen, dass sie als Mensch zur mächtigsten Art dieser Welt gehören und sich selbst verschaffen können, was und so viel sie wirklich wollen. Trotz Beratung glauben sie, sie wären auf Lob, Anerkennung und Zuwendung und Erlaubnisse anderer angewiesen, um sich wohlzufühlen – und wundern sich dann, wenn sie nicht abnehmen.
Was ist Angst?
Haben Sie sich diese Frage jemals gestellt? Jeder kennt Angst, doch was ist Angst denn eigentlich genau?
Meine Definition:
Angst ist ein unreflektierter Schutz gegen empfundene Bedrohung.
Damit ist Angst eine unterbewusste Taktik des Vermeidens, die dafür sorgen soll, dass ein Mensch sich nicht in eine Situation begibt, die er für existenzbedrohend hält. Diese Bedrohung muss er zuvor selbst erfahren haben oder zumindest ihre Bedeutung kennen. Beispielsweise haben Sie auch keine Angst vor „Schnirx“. Warum nicht? Weil sie nicht wissen, was „Schnirx“ ist, und daher damit auch keine Bedrohung verknüpft haben.
Sie brauchen sich für Ihre Angst übrigens nicht zu schämen: Ob Helmut Kohl oder Buddha, Hella von Sinnen oder Oliver Hardy – sie alle haben in ihrem Leben genau jene tiefsitzende Angst verankert, die verhindern soll, dass eine bestimmte im Unterbewusstsein verborgene Bedrohung erneut zuschlagen kann.
Angst sorgt im Körper für die Ausschüttung einer Kaskade von Botenstoffen, den Neurotransmittern, die allesamt nur die eine Aufgabe haben: den Menschen in die Lage zu versetzen, der bedrohlichen Situation wieder Herr zu werden. Dies wäre eigentlich sogar sinnvoll, wenn Angst in ihrer Eigenschaft als Blockade nicht nur den Misserfolg, sondern auch leider den potenziellen Erfolg verhindern würde. Um dies richtig verstehen zu können, ist an dieser Stelle eine ausführlichere Erklärung nötig:
Wie unsere Psyche „tickt“
Psychisch“ bedeutet: ursächlich und in der Wirkungsweise auf psychische Prozesse (Empfindungen) bezogen, im Gegensatz zu körperlichen Prozessen, wie etwa einem Unfall, Feuer oder chemischen Einflüssen von außen. Ich möchte der Anschaulichkeit halber vorschlagen, die Psyche als „Steuerung“ des Körpers zu sehen, analog zu einem Computerprogramm. Dieses „Programm“ kann als ein Informationskomplex verstanden werden.
Ein psychischer Prozess kann somit ein Empfinden oder Verhalten auslösen, ohne dass hierfür äußere körperliche Einflüsse notwendig sind. In weiterer Folge sind natürlich an diesem hirnphysiologischen Ablauf Transmitterstoffe beteiligt, obwohl die Kausalität einer Substanzgabe oder -ausschüttung nicht gegeben ist!
Die Psyche des Menschen hat nur ein einziges Bestreben, das ich den „Algorithmus der Psyche“ nenne. Der Begriff Algorithmus entstammt der Mathematik und bezeichnet eine Berechnungsvorschrift zur Lösung eines Problems.
Dieses Bestreben der Psyche lautet:
maximale körperliche und psychische Entfaltung bei minimalem Leid.
Damit neigt die Psyche, wie jedes Programm, dazu, sich in der Realität niederzuschlagen (zu manifestieren). Eine subjektiv empfundene „Machtlosigkeitserfahrung“ hindert die Psyche an der Entfaltung und ist somit das Letzte, was sie hinnimmt.
Nun gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, auf Machtlosigkeit, also auf von außen gesetzte Grenzen, zu reagieren:
1. Defensive (Rückzug)
2. Offensive (Jähzorn)
3. Akzeptanz (Verständnis)
Eine Rückzugstaktik ist Angst. Dazu gehören auch Depression, Introversion, Anpassung oder einfach Feigheit. Man bewegt sich nur noch im vorhandenen Freiraum und vermeidet damit, an die empfundene Grenze zu stoßen. Emotionale Erpressung, also das Zurschaustellen der eigenen Verletztheit, ist ein oft benutztes Mittel, um seine Mitmenschen dazu zu zwingen, keine weiteren Beschränkungen auszuüben. Unter diesen Menschen finden wir sehr viele Übergewichtige mit so genanntem „Kummerspeck“, aber auch deren Gegenteil: die Kachektiker, das sind extrem abgemagerte Menschen, die sich buchstäblich „dünne machen“. Bei Zoo-Tieren, die hospitalisiert von einer Käfigecke in die andere schleichen, finden wir ebenso diese Vermeidenstaktik. Das Tier bewegt sich nur innerhalb seines geringen Freiraums und hat es aufgegeben, seine Grenze zu erweitern (was durch die Gitterstäbe meist ja auch sicher verhindert wird). Das Ganze ist selbstverständlich, wie bei Menschen, die Folge einer enormen Traumatisierung, aber im Sinne der Psyche, die sich vor Beschränkungen schützen möchte, eine durchaus sinnvolle Verhaltensweise.
Für das Gefühl der Selbstbestimmtheit nehmen Menschen auch körperliche Einbußen in Kauf. Ist doch klar: Ein Selbstmörder versucht natürlich nicht, diese „schöne Welt“ vor „sich Bösewicht“ zu bewahren, sondern genau umgekehrt – er bringt sich um, damit die „böse Welt“ ihm nicht den „letzten Rest“ gibt. Somit bewahrt sich seine Psyche die Entfaltungsfähigkeit, indem sie weitere potenzielle Machtlosigkeitserfahrungen, das sind Einschränkungen von außen, vermeidet. Wer sich selbst tötet, tut das, um anderen damit zuvorzukommen. Falls Sie durch das Wort „Macht“ abgeschreckt sein sollten: Ich meine damit die Macht im Sinne von Entfaltung und Verwirklichung. Diese zu erreichen oder das Erreichte zu erhalten, danach trachten alle Lebewesen von Geburt an – wir können gar nicht anders. Deswegen reagieren wir ja auch so empfindlich auf Einschränkungen.
Zu Möglichkeit zwei, der Offensive, muss ich Ihnen ebenfalls nicht viel erzählen. Ein Jähzorniger ist jemand, der versucht, seine empfundenen Grenzen auszuweiten. Strategien hierfür finden wir beispielsweise bei allen kriegführenden Politikern sowie grundsätzlich bei allen Menschen, die uns einschüchtern wollen. Auch diese Menschen neigen oftmals (nicht