Lebendige Seelsorge 3/2016. Группа авторов

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ewig Gladbacher. Selbst Herzensentscheidungen können eine bittere Seite haben. Kein Stadionbesuch mehr. Aber religionsphilosophisch betrachtet, ist eine solche Innerlichkeit der eigenen Leidenschaften aufregend. Gibt es nicht die Überzeugung, dass Erfahrungen von Abhängigkeit oder, wie diese Erfahrungen auch gerne genannt werden, Kontingenzerfahrungen, bereits religiöse Erfahrungen seien? Ist das Stadion ein Anders-Ort religiöser Erfahrungen?

       NÜCHTERNHEIT UND DIE ALTE PHYSIOTHEOLOGIE

      Ich rate zur Nüchternheit, auch wenn es – zumindest den von der Leidenschaft für den Fußball Betroffenen – kaum möglich ist, diese beizubehalten. Gemacht werden im Stadion zunächst einmal Erfahrungen. Wer hingeht, weiß zumeist, was ihn erwartet – und freut sich darauf. Soziologen können beschreiben, warum gerade in auf Rationalität und damit auf Selbstkontrolle setzenden Gesellschaften der Fußball seine Sogwirkung entfaltet: Er entlastet vom Alltag, setzt einen Gegenakzent. Niemand fragt, warum ich jubele oder fluche, eine Wurst esse. Alle tun dies, das Leben ist selbstverständlich. Man darf sich ungehemmt freuen, und wenn es eine Niederlage hagelt, ist man auch nicht allein. Es macht schlicht Spaß. Nach der Saison ist vor der Saison, einmal katholisch, immer katholisch – die Dauerkarte wird erneuert.

      Selbstverständlich kann man jetzt aus der Beobachterperspektive Theodor W. Adorno zitieren, es gebe nun einmal kein richtiges Leben im falschen – übersetzt: Wer sich der Leidenschaft eines Anhängers hingibt, hat dies noch nicht begriffen. Ob Adorno aus dieser Einsicht freilich die praktische Konsequenz gezogen hätte, sich zu weigern, auch nur einen Fuß ins Stadion zu setzen oder aber Stadiongänger zu maßregeln, bin ich nicht so sicher. Auch Adorno wusste, dass es zu leben gilt. Und dass die Welt im Medium des Geldes organisiert wird, das Geld zum Mammon werden kann und auch wird, ist selbstverständlich auch richtig. Aber kommt man nur moralisierend durch das Leben oder aber kann Moralisierung nicht auch zum wohlbeglückenden Habitus werden?

      Ich rate deshalb nochmals zur Nüchternheit: Wer Lust hat, erfreue sich des Fußballs. Dass alles ambivalent ist, ist als Einsicht geschenkt. Sauber kommt niemand durchs Leben. Und wenn ich es recht sehe, war Jesus alles andere als ein Kostverächter. Zu deutlich sind diesbezüglich die Signale, welche die Evangelien aussenden. Man muss sich Jesus als einen glücklichen Menschen vorstellen. Aber ich rate noch in einem anderen Punkt zur Nüchternheit.

      Das bis ins Ekstatische gehende Selbsterleben im Stadion, das immer ein Erleben in der Masse ist, entgrenzt zweifelsohne, aber was bedeutet dies schon? Entgrenzungserfahrungen sind Erlebnisse von Entgrenzung, aber: Woraufhin sie entgrenzen ist damit weder gesagt noch entschieden. Sie zeigen nur an, dass der Mensch ein begeisterungsfähiges Tier ist, ja mehr noch: Dass er die Sehnsucht in sich hat oder doch zumindest ausprägen kann, leidenschaftlich zu leben. Wunderbar! Deshalb war das von Theologen immer noch insinuierte Paradies, in dem die reine Unschuld herrschte, auch wenig attraktiv. Dort gab es keine Leidenschaften. Es muss dort recht langweilig zugegangen sein. Dass es mit dem Erwachen der Leidenschaft auch sehr schnell brutal in der Menschenwelt zuging, ist freilich auch hinzuzufügen.

      Das Problem ist nur, dass allein der Begriff Paradies bereits wieder in die scheinbare Gewissheit verleitet, diese Welt verdanke sich einem Gott, so dass auch alles Erleben Gotteserfahrungen vermittele. Dies scheint mir sehr voreilig zu sein. Was Menschen machen, sind leidenschaftliche Erfahrungen (hoffentlich). Aber ob sich hinter dieser Welt des Erlebens einer zeigt, den Menschen Gott genannt haben und bis heute nennen, der sich an den Leidenschaften des Menschen erfreut, ist eine nicht zu entscheidende Frage. Schön wäre es. Das gäbe die Hoffnung, dass so manche Lebensniederlage doch noch versöhnt werden könnte. Philosophisch kann ich nur sagen, dies ist abzuwarten. Mehr geht nicht – und wenn es sich bestätigen sollte, umso besser.

      Übrigens entstand eine erste Fassung dieses Textes im Januar 2016 in Freiburg. Sollte der SC aufsteigen, so wäre dies wunderbar, auch wenn es dann wieder Niederlagen hageln würde. So hieß der Schluss ursprünglich. Inzwischen steht der SC als Aufsteiger fest. Wunderbar, aber jetzt kommen die übermächtigen Bayern wieder. Und die Wahrscheinlichkeit ist doch sehr gering, dass sich nochmals ein Wunder ereignet. Wenn es damals überhaupt ein Wunder war und nicht das Ergebnis von Leidenschaft und Glück. Macht nichts, denke ich, ich bin ja katholisch. Da muss man viel aushalten, und die im Kirchenraum erlebte Liturgie verarbeitet ja nicht nur das Leben in seinen Auf und Abs, sondern lässt einen manchmal auch verzweifeln, schafft mithin Wirklichkeit. Aber einmal katholisch, immer katholisch. Die Leidenschaft bleibt.

      Ist das jetzt Religion? Oder ist es nicht so, dass Fußball Fußball ist, aber man auf die Idee kommen könnte, da das Leben immer wieder einmal schlicht und einfach Spaß macht, dass da oben vielleicht noch einer sein könnte? Die alte Physikotheologie, nach der diese Welt doch nur durch einen weisen Weltorganisator so eingerichtet worden sein kann, funktioniert nicht mehr, und über Gerechtigkeit wurde in deren Rahmen nicht nachgedacht. Aber sie hat gesehen, dass das Leben in seiner brüchigen Schönheit ein Fingerzeig Gottes sein könnte. Um Fußball in diesem Sinn genießen zu können, braucht es allerdings eine Portion Selbstironie. Sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen, schadet im Übrigen nie. ■

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