An der Front und Hinter der Front - Au front et à l'arrière. Группа авторов

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An der Front und Hinter der Front - Au front et à l'arrière - Группа авторов Serie Ares

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die schweizerische Militärführung daran, die Kampfweise der Schweizer Armee umfassend zu modernisieren. Aufgrund mehrerer systeminhärenter Bremsfaktoren publizierte die schweizerische Militärführung erst im Jahr 1927 eine erste offizielle Nachkriegs-Gefechtsvorschrift, ein Paradebeispiel für die Problematiken der schweizerischen Militärentwicklungsadaption. Einen Beitrag zu den Kriegserfahrungen der britischen Military Intelligence leistet Sönke Neitzel, wobei die Frage nach der Halbwertszeit und der prozessualen Verwertung derselben im Zentrum steht.

      Ein Krieg, der während vier Jahren in intensiver Weise ebenso sehr hinter der Front wie an der Front ausgefochten wurde, musste zu höchst unterschiedlichen Formen des Erinnerns, Gedenkens und Verarbeitens führen. Sieg und Niederlage, Aufrechnung und Nicht-Anerkennung von Kriegsschuld sowie Überwälzung der Niederlage auf das Versagen der Heimfront bildeten die hauptsächlichsten Facetten dabei. Gerd Krumeich zeigt dies in einem Vergleich der Erinnerungsaktivitäten im besiegten Deutschland und im siegreichen Frankreich. In Deutschland liess sich kein nationaler Konsens des Gedenkens und Trauerns herstellen. Die Errichtung von Denkmälern und Gedenkstätten wurde politisch von links und rechts intrumentalisiert und nach deren Errichtung gegenseitig zum Teil wieder zerstört. Zu umstritten war die Frage, weshalb der Krieg verloren ging und der als ungerecht empfundene Frieden von Versailles hatte unterzeichnet werden müssen. Mit der Machtergreifung der NSDAP setzte eine heroische und revanchistische Gedenkkultur ein. Nach der noch katastrophischeren Niederlage im Zweiten Weltkrieg geriet das Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs in den Hintergrund. Ganz anders konnte sich in Frankreich ein Gedenken und Trauern etablieren, das bis heute ungebrochen anhält. Im Bewusstsein, dank der Kriegsopfer das Vaterland erfolgreich verteidigt zu haben, wurde in jeder Gemeinde nach nationalen Vorgaben ein Monument des morts pour la France errichtet und mit dem nationalen Gedenktag Armistice am 11. November eine Manifestation des Erinnerns und Trauerns eingerichtet, welche jenseits von allen politischen Differenzen begangen wird und zum festen Feiertag in Frankreich geworden ist.

      Michael Epkenhans zeigt in seinem Beitrag, dass die Überwälzung der Niederlage in Deutschland auf die Heimfront und die Kriegsgegner einer empirischen Überprüfung nicht standhält und die These vom Dolchstoss als Dolchstosslüge zu bezeichnen ist. Die Dolchstosslegende, beziehungsweise -lüge, welche die Niederlage vor dem Hintergrund der seit 1917 einsetzenden Betriebsstreiks und Proteste gegen die Versorgungslage der politischen Linken, aber auch den Juden zuschrieb, entfaltete in der Nachkriegszeit eine enorme Wirkung und befeuerte die zum Teil gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen links und rechts. Die Aussage «Im Felde unbesiegt» wurde angesichts der geordnet aus Frankreich zurückmarschierenden Truppenverbände für bare Münze genommen. Epkenhans zeigt, dass diese Aussage angesichts der völlig ausgebrannten deutschen Truppenverbände nach dem Misslingen der Frühjahresoffensive 1918 nicht zutrifft. Die deutsche Armeeführung war ob der materiellen und insbesondere der personellen Überlegenheit der Verbände der Entente und dem mobilisierbaren amerikanischen Ressourcenpotential gezwungen, sich zurückzuziehen, um Waffenstillstand zu bitten und die militärische Niederlage zur Kenntnis zu nehmen, wenn auch nicht zu akzeptieren.

      Marin Schmitz zeigt, dass in Österreich insbesondere die höchsten Offiziere die Schuld an der Niederlage, wie die deutsche Heeresführung, nicht ihrem Wirken an der Front zuschrieben, sondern den politischen Akteuren und dem letzten Kaiser Österreich-Ungarns. Gerade besonders brutale Heerführer wie der «Löwe vom Isonzo», Svetozar Boroevic, hielten ihre militärischen Leistungen für untadelig und konnten es nicht verkraften, am Ende nicht nur als Verlierer dazustehen, sondern auch der Heimat beraubt worden zu sein, für die sie gekämpft hatten. Das Auseinanderfallen des Vielvölkerstaats machte viele ehemalige transleithanische Offiziere heimatlos, da sich die Nachfolgestaaten teilweise weigerten, sie als Staatsangehörige aufzunehmen und die Republik Österreich für sie keine Verwendung hatte.

      Die Schweiz hatte sich weder mit der Erinnerung an Sieg oder Niederlage noch mit sieghaften oder besiegten Gefallenen zu befassen. Der lange Neutralitätsschutz-Dienst, welcher die Milizarmee an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit führte und der von harten, politisch-medial ausgetragenen Kämpfen um die Darstellung des problembeladenen Dienstbetriebs gekennzeichnet war, sollte auch die nachfolgende Erinnerung und das Gedenken prägen. Béatrice Ziegler zeigt, wie unmittelbar nach dem Krieg für die während des Aktivdienstes durch Unfälle und Grippe zu Tode gekommenen Soldaten Denkmäler errichtet wurden. Diese gerieten im Streit zwischen dem linken und rechten Lager um die Rolle der Auslösung und Bewältigung des Landesgeneralstreiks im November 1918 zur Projektionsfläche. Im Rahmen der Geistigen Landesverteidigung nach 1933 gegen den Nationalsozialismus und Faschismus wurden diese Dispute weggewischt und die Armee in Literatur und Film als Garant der Unversehrtheit der Schweiz und des wehrhaften Zusammenwachsens dargestellt. Die sozialen Probleme der Familien und die ätzenden Missstände in der Truppenausbildung und im Dienstbetrieb wurden als im nächsten Aktivdienst behebbar dargestellt. Diese geschichtskulturellen Narrative determinierten auch die nach 1945 desinteressierte geschichtswissenschaftliche Forschung und führten zum für die Medienöffentlichkeit und Forschung «vergessenen Krieg». Roman Rossfeld zeigt am Beispiel der Produktion von Munitionsbestandteilen, wie sehr die Schweiz in den Wirtschaftskrieg hinter den Fronten einbezogen war – ein Stück verdrängter Geschichte der Schweiz während des Ersten Weltkriegs. Die aus der Uhren- und Buntmetallbranche fulminant gesteigerte Produktion von Munitionsteilen war völlig von den Rohmaterial-Lieferungen der alliierten Kriegsmächte abhängig, welche zu 90 Prozent die Schweizer Munitionsteile-Exporte bezogen. Die Sicherung von Arbeitsplätzen und Gewinnchancen liess neutralitätspolitische und moralische Bedenken in den Hintergrund treten. Die mit Munition hochgradig unterdotierte Schweizer Armee konnte nur hoffen, bei einer akuten Bedrohung der Schweiz vom Feind des Feindes die notwendigen Rohstoffe zu erhalten und die Produktionskapazitäten für den Eigenbedarf nutzen zu können. Dies ist eine der vielen Facetten der Geschichte der Schweiz und der Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg, die bisher kaum Eingang in die schweizerische Geschichtskultur gefunden haben.

      Die Tagung «An der Front und hinter der Front» hat nicht nur die Dynamiken an der Gefechts- und Ressourcenfront im Verlauf der Kriegsjahre thematisiert, sondern auch die davor und danach liegenden Entwicklungen einbezogen. Sowenig die mörderische Intensität der Waffenwirkungen vor 1914 unbekannt war, so wenig blieben die Erfahrungen dieser Kriegsjahre für die Weiterentwicklung der militärischen Kampfführung wie der Konzepte einer noch intensiveren kriegerischen Nutzung des sozioökonomischen Potentials ungenutzt.

      Rudolf Jaun, Michael Olsansky, Adrian Wettstein

      Introduction

      Les centaines de milliers de soldats tombés sur le front occidental pendant de longues années, que ce fût dans la Somme ou à Verdun, ont donné de la Première Guerre mondiale l’image d’une tuerie à échelle industrielle. Peut-être le grand public continuera-t-il de retenir d’abord de cette guerre, à l’avenir, les grandes batailles du front occidental ; il n’en demeure pas moins que les « champs de bataille » de la Première Guerre mondiale sont bien plus larges et divers.

      D’une part, durant cette guerre, l’élite militaire dut procéder à des adaptations constantes de la manière de combattre. La Première Guerre mondiale fut ainsi marquée par une évolution tactique et technique que l’on peut qualifier de révolutionnaire ; de même, ce fut seulement au cours de ce conflit que l’échelon opératif commença à être pris en compte dans la conduite de la guerre. Certes, des signes avant-coureurs de ces évolutions étaient apparus dans les décennies précédentes, mais ce fut seulement pendant la Première Guerre mondiale qu’elles devinrent vraiment visibles. Le nouveau mode de combat des années 1917/18, aboutissement de ces évolutions, se caractérisait par la couverture, la dispersion des troupes, l’échelonnement dans la profondeur, et la combinaison du feu et du mouvement, ce que l’historien américain Stephen Biddle a désigné récemment sous l’expression de « modern system of force employment ». Les progrès techniques de l’armement se poursuivirent parallèlement, et furent marqués par des innovations telles que les armes à feu individuelles automatiques, les chars, les avions d’attaque.

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