Die inneren Fesseln sprengen. Phyllis Krystal
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Die vielen und vielfältigen Probleme, auf die unsere Aufmerksamkeit gelenkt wurde, waren oft der Weg zu neuen Lehren für eine große Anzahl vielfältiger Themen. Indem wir die uns gegebenen Lehren immer mehr anwandten, lernten wir, der Quelle zu vertrauen, besonders, wenn wir die vielen Beweise sahen, wie diese im Leben vieler anderer Menschen wirkten.
Immer mehr Menschen hörten durch Mundpropaganda von unseren Aktivitäten. Unter ihnen befanden sich auch Psychologen, die uns um Hilfe bei besonders schwierigen oder rätselhaften Fällen baten. Meine ältere Tochter ist Psychologin und benutzt verschiedene Übungen und Techniken mit ihren Klienten mit großem Erfolg. Zusätzlich treffe ich mich mit ihr regelmäßig, um das Höhere Selbst um weitere Einsichten und Anweisungen zu bitten, wie sie die Probleme ihrer Klienten diagnostizieren und effektiver mit ihnen arbeiten kann. Sie bietet es nur solchen Klienten an, von denen sie den Eindruck hat, dass sie offen für diese Arbeit sind, die ihr Einverständnis dazu geben und die einer derartigen Führung folgen wollen. Die meisten unter ihnen greifen nach dieser zusätzlichen Hilfe und Einsichtsmöglichkeit und das Ergebnis ist, dass meine Tochter ihnen helfen kann, sich besser selbst zu helfen, was der Schlüssel zu Heilung und innerem Wachstum ist. Sie sehen, wie diese Arbeit den inneren Heilungsprozess beschleunigt, und meist haben wir eine lange Liste von Anfragen, wann immer wir uns treffen.
Aus dieser Arbeit ergab sich eine Struktur, die von Psychotherapeuten und Beratern genutzt werden kann, so wie sie im weiteren Verlauf des Buches erläutert ist. Wir hoffen, dass sich mit der Zeit immer mehr Therapeuten dieser höheren Weisheit bedienen, indem sowohl sie als auch ihre Klienten das Höhere Selbst anrufen.
Eine immer wieder auftretende Situation bei Beratungen ist die Projektion oder Übertragung. Dies wird verringert, wenn sowohl Therapeut als auch Klient sich auf das Höhere Selbst als Autorität verlassen anstatt auf den Therapeuten und auch eine von uns erhaltene Visualisierungsübung benutzen, die speziell dieses Problem reduziert. Wir nennen diese Übung die »Figur Acht«, deren Benutzung später im Text beschrieben wird.
Der Kern der Arbeit
Während einer Sitzung mit meiner Tochter, als wir gerade damit beginnen wollten, einige ihrer Fälle zu betrachten, wurde mir unerwartet der Kern oder das Kernthema dieses Buches präsentiert.
Sobald wir in die Ruhe gekommen waren und sie die Liste der Namen derjenigen, die um Hilfe gebeten hatten, verlesen hatte und wir in unserer Vorstellung das Dreieck zwischen uns errichtet hatten, sah ich sofort wie auf einem inneren Bildschirm eine Art Zoo oder Zirkus mit vielen Käfigen, in denen jeweils Tiere untergebracht waren. Bei der Betrachtung dieses inneren Bildes faszinierten mich die verschiedenen Formen, in denen die Tiere auf das Eingesperrt-Sein reagierten. Einige der großen Katzen rasten nervös von einer Seite des Käfigs zur anderen – anmutig, aber frustriert, einige Tiere warfen sich gegen die Stangen des Käfigs in offensichtlicher Wut und Rebellion, frenetisch und ängstlich in dem verzweifelten Versuch auszubrechen. Andere Tiere verzogen sich in den hinteren Teil des Käfigs und rollten sich zusammen wie ein Embryo – zurückgezogen von jeglicher Teilnahme am Leben. Manche begannen einen Hungerstreik und verweigerten die Nahrung, während andere, z. B. die Bären, begannen, eine Vorführung zu geben, kleine Tricks präsentierten, eine kleine Show für die Besucher inszenierten, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen und sich so von ihrer Langeweile abzulenken. Andere machten sich beliebt, erbettelten mit Purzelbäumen Futter von den Wärtern. Bei der Betrachtung dieser unterschiedlichen Reaktionen fragte ich mich, warum ich diese Bilder bekommen hatte, und bemerkte sofort, dass die Menschen, ebenso wie die Tiere, die ich gerade sah, in Käfigen gefangen sind – allerdings in von ihnen selbst angefertigten. Mit der gleichen inneren Bestimmtheit wusste ich aber auch, dass sie sich aus diesen Käfigen befreien können, sofern sie dies wollen.
Würde tatsächlich irgendjemand nicht frei sein wollen?, fragte ich mich. Als Antwort erschienen mir in meiner Vorstellung mehrere Menschen, die ich kannte, die in diese Kategorie passten. Als ich weitersuchte, stellte ich fest, dass viele Menschen jede Art von Veränderung ablehnen. Sie ziehen die Sicherheit einer gewohnten Situation oder Bedingung vor, wie schwierig oder unglücklich diese auch sein mag, um Unsicherheit gegenüber Unbekanntem oder Anderem zu vermeiden.
Es gibt auch solche, die protestieren und frei sein wollen, aber, sobald sie die Gelegenheit erhalten, sich aus ihren Gefängnissen zu befreien, feststellen, dass ihr Drang nach Freiheit nicht groß genug ist, um ihr Festhalten an Menschen, Besitztümern, Wünschen, Sicherheiten oder anderen Dingen, ohne die sie nicht leben können, aufzugeben. Menschen können größte Anstrengungen unternehmen, um ihre gehegten Wünsche und Träume zu schützen und wehren jeden Versuch ab, ihnen aufzuzeigen, dass diese der Grund für ihr Unglücklich-Sein sind.
Als nächstes wurde mir bewusst, dass wir – ebenso wie der Faden der Ariadne – den Prozess bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen müssen, vorbei an dem Deckmantel aus Protest, die der Verstand aufgebaut hat, um den Schlüssel zu finden, der das Gefängnis jedes Einzelnen aufschließen kann; nur wenn die versteckten Gründe für die Symptome entdeckt werden, kann die Heilung nachhaltig sein. Das Ego mit seinem »ich will« und »ich will nicht« ist der tief sitzende Kern, der so heftig verteidigt wird wie eine Zitadelle – mit Wut, Angst und Verzweiflung, bevor die Kapitulation vor dem Höheren Selbst stattfindet.
Das Übergeben an die innere Weisheit ist der Schlüssel zu Gesundheit und Ganzheit und die wahre Bedeutung von »Dein Wille geschehe, nicht meiner«. »Dein Wille« bezieht sich auf den Willen unseres eigenen Höheren Selbst, das allein weiß, warum jeder Mensch in diesem Leben ist, während »mein Wille« der zwanghafte persönliche Wille des Egos ist, gebunden an eine Unzahl von Wünschen.
Ich realisierte, dass uns freier Wille gegeben wurde, aber es wurde sichtbar, wohin er uns für gewöhnlich bringt: in Käfige! Solange wir nicht lernen, dass wir nur frei sind, wenn wir dem Höheren Selbst vertrauen, können wir nicht wirklich ermessen, was Freiheit bedeutet. Das Prinzip »Lass das Vertrauen in diese Höhere Weisheit die umkämpfte Zitadelle des Kleinen Selbst erstürmen« kam mir plötzlich in den Sinn. Ich sah, dass alle psychologischen Probleme und das Unglücklich-Sein Zeichen auf dem Weg zu unseren inneren Konflikten sind, die uns, wenn sie richtig verstanden werden, zu den ursprünglichen Wurzeln führen können. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass alle Lebenden unter dem einen oder anderen Aspekt dieser »Krankheit der Trennung vom Höheren Selbst« leiden. Manche Menschen sind davon härter betroffen als andere, manche können es erfolgreicher tarnen oder verstecken, indem sie verschiedene Tricks anwenden, so wie beispielsweise ständige Beschäftigung, Drogen, Alkohol, Sex, Fernsehen, Bücher oder Essen. Wir sind alle wie die Tiere im Käfig! Dieses Bild machte mich ehrfürchtig.
Dann erinnerte ich mich an die östlichen Philosophien und deren Beharren auf Wunschlosigkeit und Loslassen und ich sah, dass uns in unserer Arbeit gezeigt wurde, wie wir die Bindungen zu Dingen, Menschen, Orten, Lebensarten, allem, was uns daran hindert, frei zu sein, lösen können. Darüber hinaus bemerkte ich, dass die Techniken, die uns im Laufe der jahrelangen Arbeit offenbart wurden, dazu dienen, uns aus den Käfigen zu befreien und auch anderen dazu zu verhelfen.
Ich durfte dann kurz erleben, wie sich diese Freiheit anfühlt, und erkannte, dass es sich um genau den Bewusstseinszustand handelte, den ich ab und zu während unserer Sitzungen erreichte und den ich den »Bildteppich-Zustand« nannte.
Bisweilen, wenn ich mich auf Bilder oder Gedanken, die mir kamen, fokussierte, wurde ich mir plötzlich einer gewaltigen Veränderung meiner Haltung bewusst. Ich fühlte mich, als würde ich frei im Raum in einem rosa Licht schweben, wie ein Vogel im Wind, während ich auf einen wunderschönen Bildteppich unter mir blickte. Ich genoss diese kurzen Zeiten in diesem