Die Akademisierungsfalle. Rudolf H. Strahm

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Die Akademisierungsfalle - Rudolf H. Strahm

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zeigt sich ein Paradox beim geforderten Bildungsniveau in den High-Tech-Ländern: Wie ► Grafik 1.15 zeigt, figuriert die Schweiz mit einer Rangierung der firmenbezogenen Absorptionsfähigkeit von Innovationen zwar im dritten Weltrang, aber in Bezug auf die Dichte der universitären Ingenieure und Naturwissenschaftler liegt sie bloss auf dem 35. Rang. Man müsste die Schweiz also nach dem Akademikerranking quasi als «Entwicklungsland» einstufen. Selbst Griechenland, Italien und Frankreich verfügen über grössere Anteile an Ingenieuren und Naturwissenschaftlern aus akademischen Bildungsinstitutionen.

      Grafik 1.14

      Dieses Paradox lässt sich indessen in zweifacher Hinsicht auflösen, was wir in den nachfolgenden Kapiteln dann auch vertieft analysieren wollen:

      •Erstens braucht es zwar gute Ingenieure, aber entscheidend für die Umsetzung von Innovationen sind auch hoch spezialisierte, innovations­orientierte Berufsfachleute wie Polymechaniker, Konstrukteure, Automatiker, Materialtechnologen, Beschichtungsspezialisten und viele mehr, die die neu entwickelten Prototypen auch herstellen und Innovationen laufend in die Praxis umsetzen können (siehe Kapitel 2). Es kommt eben nicht allein und sicher nicht in erster Linie auf die Zahl der universitären Fachkräfte an.

      Grafik 1.15

      •Zweitens haben wir in der Schweiz andere Fachkräfte: Die Innovation wird hier stark über die berufliche Weiterbildung und die Höhere Berufsbildung (sogenannte Stufe Tertiär B) vermittelt, die in den Akademikerquoten statistisch nicht sichtbar sind (siehe Kapitel 3).

      Auch hier bestätigt sich die These, dass die Akademikerquoten für sich allein nicht aussagekräftig sind für die wirtschaftliche Performance eines High-Tech-Industrielandes. Es braucht daneben auch berufspraktische Fachkompetenzen.

      Die Schweiz ist nicht wegen der Banken reich

      In den Rankings der internationalen Konkurrenzfähigkeit des World Economic Forum WEF (Genf/Davos) und des International Institute for Management Development IMD (Lausanne) findet man die Schweiz ständig in der Spitzengruppe der wettbewerbsfähigsten Nationen (► Grafik 1.16).

      Diese Einstufungen basieren teilweise auf objektiven Wirtschaftsindikatoren und teils auf subjektiven Einschätzungen durch internationale Manager, deren dahinter stehende Marktgläubigkeit durchaus auch hinterfragt werden darf. Aber im Resultat deckt sich dieses Ranking mit den objektiven Indikatoren der industriellen Konkurrenzfähigkeit (wie industrielle Wertschöpfung, Exportkraft, Handels- und Leistungs­bilanz), wie wir sie in diesem Kapitel dargestellt haben.

      Zu korrigieren ist zum Schluss dieses Einleitungskapitels allerdings eine vorgefasste Meinung zur Schweiz, die weltweit hartnäckig gepflegt wird und von der Bankenoligarchie auch genährt worden ist, nämlich das Klischee, die Schweiz sei reich wegen der Banken. Dieses Image basiert auf einer (Selbst-)Täuschung: Alle Banken zusammen hatten 2011 aufgrund der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung einen Wertschöpfungsanteil an der schweizerischen Volkswirtschaft (BIP-Anteil) von bloss 6,3 Prozent. Selbst vor der Finanzkrise überstieg er nie die 9-Prozent-Marke. Zählt man die Versicherungswirtschaft mit 4,5 Prozent hinzu, trägt der gesamte Finanzsektor rund 11 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei (► Grafik 1.17). Dieser Anteil ist zwar bedeutend; aber es ist klar festzuhalten, dass nahezu 90 Prozent des schweizerischen Reichtums ausserhalb des Finanzsektors erwirtschaftet werden.

      Grafik 1.16

      Die Schweiz ist immer noch ein starkes Industrie- und Exportland. Ihr Reichtum rührt ganz besonders daher, dass die hohe Produktivität und Arbeitsqualifikation in 230 anerkannten Berufen dank dem Berufsbildungssystem extrem breit gestreut ist. Wenn man die Einkommenspyramide eines Landes vor Augen hat, ist sofort begreiflich: Reichtum entsteht nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite!

      Grafik 1.17

      Quellenangaben Kapitel 1

      Datenquellen der Grafiken

      1.1Eurostat: Harmonisierte Arbeitslosenquote Alter 15–24 Jahre. Februar 2014. http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/ Indicator 021. Schweiz: BFS. Arbeitslosen- resp. Erwerbslosenquote nach ILO-Kriterien.

      http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/regionen/03/key/00/ind27.indicator.270502.2705.htmlhttp://www.atlas.bfs.admin.ch/core/projects/13/de-de/viewer.htm?13.15763_8762 _132_131_3113.de

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