Der Hauch der Ewigkeit. Rosina-Fawzia Al-Rawi

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Der Hauch der Ewigkeit - Rosina-Fawzia Al-Rawi

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die Göttlichen Worte wirken lässt. Die Namen trafen auf das Nichtsein, das sie, gleichsam wie Spiegelstücke, reflektierte, und so ist die Welt gewissermaßen eine Spiegelung der Göttlichen Namen. Sie existiert nur, solange ihr Gesicht, die Oberfläche des Spiegels, Gott zugewandt ist, sonst verschwindet sie, denn sie ist absolut von Gott abhängig. Gott aber bleibt unverändert von der Welt und ist ausschließlich durch die Spiegelung zu ahnen, und so erkennt Ihn jeder auf seine eigene Weise, je nach dem Namen, der sich in ihm am stärksten manifestiert“.

      Sich selbst hören, wenn man „Allāh“ wiederholt, gibt die Kraft, sich aus der Illusion der Trennung, dieser fixen Idee, die uns so oft gefangen nimmt, zu lösen und den Duft der Essenz zu erfassen, die uns mit unserer eigenen Essenz verbindet und die Wunden der Separation und Isolation heilt. Der flüssige Strom der Einheit löst die Schranken der trotzigen Trennung und führt uns zu dem Kern, in dem die Ewigkeit in uns pulsiert, dort, wo wir gefüllt sind mit den Göttlichen Qualitäten. Nichts kann die Illusion der Trennung durch die Kraft der ekstatischen Liebe auflösen wie Allāh.

      Jeder Göttliche Name kann mit Allāh verbunden werden und gemeinsam wiederholt werden. Auch Jesus verwendete das aramäische Wort „Alaha“ für Gott.

      Alles beginnt mit den in diesem und aus diesem Namen verborgenen Schätzen: „Der vollkommen Erkennende erkennt Ihn in allen Manifestationen, in denen Er sich offenbart und in jeder Gestalt, in der Er hinabsteigt.”

      (Ibn Al–‘Arabi)

      „… und wenn die Reise zu Gott beendet ist,

      beginnt die unendliche Reise in Gott …“

      (Iqbal)

      الرحمن

      1

      Ar–Raḥmān

      Der Allbarmherzige, der Allerbarmer, der Segensreiche, der Mitfühlende

      298 – 1.192 – 88.804

      Ar–Raḥmān ist wie das Meer der unendlichen Güte und Schönheit, Ar–Raḥmān ist die Flut, überschäumend in seiner Gnade, allumfassend in seiner Natur. Es ist das Tor, durch das alle Göttlichen Namen durchfließen.

      Die Gebetskette hat 99 Perlen – entsprechend den 99 Schönsten Namen Gottes, die mit den Namen Ar–Raḥmān, Ar–Raḥīm, der Allbarmherzige, der Allgnädige beginnen, also mit jenen beiden Namen der Gnade, mit denen jede Koransure, mit Ausnahme der neunten, anfängt und die auch zu Beginn jeder Handlung verwendet werden sollen.

      Ar–Raḥmān beinhaltet Qualitäten der Liebe, der Großzügigkeit, der Barmherzigkeit und des Mitgefühls. Er symbolisiert die ewig fließende Qualität des Mitgefühls für alle Geschöpfe ohne Unterscheidung. Er beinhaltet die Göttliche Qualität der Segnung und der Freude über alle Geschöpfe ohne Unterschied.

      Wenn man diesen Namen wiederholt, so hat man das Gefühl, von sanften Wolken der Barmherzigkeit umhüllt zu sein, und die Isolation, das Gefühl der Abgetrenntheit, die uns Menschen so oft begleitet, beginnt sich aufzulösen. Es ist ein Göttlicher Name, der Freude und Zufriedenheit bringt, der Hoffnung und Verbundenheit verbreitet und die Dämonen der Verzweiflung und des Zweifels vertreibt. Die Wiederholung dieses Göttlichen Namens (100 Mal im zweiten Drittel der Nacht) führt zu einer klaren Erinnerungsfähigkeit, zu einem wachen Bewusstsein und befreit von schwer zu ertragendem Kummer und von Kaltherzigkeit gegenüber sich selbst und anderen. Wenn man vom zweiten Drittel der Nacht spricht, so meint man etwa eine Stunde vor der Dämmerung fağr.

      Wenn Allāh einen Menschen liebt, so ruft Er den Engel Gabriel herbei und sagt: „Ich liebe diesen Menschen, so liebe du ihn auch.“ Und so liebt ihn Gabriel. Dann ruft Gabriel zu den Wesen des Himmels: „Allāh liebt diesen Menschen, so liebet ihn auch.“ Und die Wesen des Himmels lieben ihn. Dann wird diesem Menschen die Schönheit dieser Erde geoffenbart. Allāh liebt alle Seine Geschöpfe – und da gibt es jene, die sich auf die Suche nach Ihm begeben, um das zu suchen, was nicht durch Suchen gefunden werden kann und doch nur der Suchende findet. Wenn die Suchende einen Schritt zu Gott hinmacht, kommt das Göttliche im laufenden Schritt ihr entgegen. Das ist die Bedeutung, wenn Allāh einen Menschen liebt …

      Lass das Erbarmen und die Güte dein Herz berühren und deine Worte und Taten beeinflussen. Denn wer in Güte die Geschöpfe dieser Welt behandelt, sei es Stein, Pflanze, Tier oder Mensch, wird mit der Göttlichen Güte umhüllt und erlebt sie in sich und um sich.

      So wiederhole nach jedem Gebet 10 Mal den Göttlichen Namen Ar–Raḥmān, sodass dein Herz sich mit jedem Schlag erweitert und du die Wunder um dich und das Schöne, das in dir selbst liegt, erkennst. Denn wer Güte in seinem Herzen verspürt, kennt keinen Zweifel und keine Sorge. Die Wiederholung dieses Göttlichen Namens bringt Freude und Zuversicht in das Herz und lässt die Illusion des Zweifels und der Verzweiflung dahin schmelzen.

      Güte im Herzen bedeutet, eine Weichheit im Herzen zu tragen, die das Auge des Herzens öffnet und eine tiefe Verbundenheit mit allen Wesen und ein wahres Verständnis für alle Wesen dieser Welt erzeugt.

      Es gibt im Körper einen Teil, wenn dieser heil ist, ist der ganze Körper heil und wenn er krank ist oder schwach, schwächt er den ganzen Körper. Ist es nicht das Herz, das dies verursacht? So lass dein Herz deine Führung werden und lass deinen Verstand sich mit dem Herzen verbinden, sodass du ganz wirst.

      „Allāh, lass mich durch Deine Güte ganz werden, durch Deine Güte die innere Sonne erspüren, die ohne Bedingung auf alle gleich scheint. Diese innere Sonne, die wir oft in uns selbst verspüren, ist Teil unseres wahren Wesens.“

      Die Wurzel r–ḥ–m, aus der die Göttlichen Namen Ar–Raḥmān und Ar–Raḥīm bestehen, enthält auch die Bedeutungen Gebärmutter, Mutterleib, Verwandtschaft, Mitleid und Mitgefühl. Sie sind besonders heilsam für Beziehungen unter den Menschen und fördern die Liebe und das liebende Mitgefühl unter den Geschöpfen. Menschen, die das Gefühl haben, von Gott verlassen oder vergessen zu sein, finden durch die Wiederholung dieser Namen wieder die Öffnung, von der sie glaubten verschlossen zu sein.

      Ar–Raḥmān drückt gemeinsam mit seinem Klangkodex und seiner Bedeutung die ewig seiende Qualität aus, die Qualität der Unendlichkeit und der Endlosigkeit. Es ist die zutiefst innewohnende, ewig seiende Qualität, ohne die nichts ist. Neben Allāh, aus dem alle Namen fließen und die die mannigfaltigen Aspekte des Einen betonen, ist Ar–Raḥmān das Tor bzw. die Mutter, durch die alle Göttlichen Namen erscheinen.

      Der Vers „kataba ‘alā nafsihi r–raḥma“ (6:12) „Allāh hat auf das Göttliche Herz, das Wort „raḥma“ Güte, Gnade geschrieben“, zeigt auf, dass alle Göttlichen Namen erst durch dieses Tor fließen, bevor sie in der Welt erscheinen.

      Auch der Tod ist mit dieser Wurzel verbunden, im Wort marḥūm, „derjenige mit dem Gott Gnade und Erbarmen hat“, und mit dem die/der Tote bezeichnet wird. Vor unserer Geburt sind wir alle in dieser raḥma und nach dem Tod sind wir in ihr. Wir reisen also als Menschen von einer Gebärmutter der Liebe in eine weitere Gebärmutter der Liebe, dazwischen sind wir in einer Welt, wo wir auf unsere Beine gestellt werden, um diesem Urwissen in unseren Handlungen Ausdruck zu geben. Vertraue und gehe deinen Weg!

      Wahrlich schwanger zu sein heißt, die Güte im Herzen zu tragen und alle Geschöpfe zu den eigenen Kindern werden zu lassen.

      Den Menschen bessern, ihn in seine Weisheit, sein Wissen, seine Ausgewogenheit und Harmonie zu bringen, heißt, ihn wieder mit dem Himmel zu verbinden, das zerrissene Band wieder neu zu knüpfen und ihm zu helfen, sich von der Beherrschung durch seine Begierden und von seiner Verhaftung

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