Der Welt-Geist. Roger D. Nelson
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Welt-Geist - Roger D. Nelson страница 6
Damit ist nicht physische Nähe gemeint. Es umfasst ein gemeinsames Verständnis, die tiefe Form einer evolutionären Basis in uns, die wir nicht direkt wahrnehmen, aber die uns in bestimmte Richtungen lenkt. Was noch wichtiger ist: Diese tiefe Basis existiert in uns, doch sie scheint nichts mit unserem Körper oder unseren Zellen zu tun zu haben, sondern mit den Mustern und Strukturen unseres Geistes.
Die Matrix zwischen uns Menschen
Mit dem Global Consciousness Project erforschen wir Gemeinsamkeiten und Verbindungen zwischen Menschen, eine scheinbar unmerkliche Matrix, ein globales Bewusstsein, entstanden aus unseren Interaktionen, so wie das Denken aus der Interaktion von Neuronen in unserem Gehirn entsteht. Ein vereintes Bewusstsein, das durch uns alle entsteht. Diese Idee stammt nicht von mir, sondern kann in fast allen Kulturen, beginnend in der Antike bis zur Gegenwart, zurückverfolgt werden. Naturgeister, Götter, spirituelle Führer, die von Schamanen angerufen werden, all diese entspringen Strukturen, die wir nicht sehen können, aber unsere Intuition lässt uns erkennen, dass es sie gibt und dass sie Teil unserer Welt sind.
Der Mensch betet zum Beispiel seit dem Anbeginn seines Bewusstseins, und das tut er aus gutem Grund, wie Sie später noch im Detail erfahren werden. Auch nach Jahrtausenden gehört dieses Ritual zum menschlichen Leben, und wir beten heute noch immer so wie vor tausenden von Jahren. Der Mensch ist ein praktisch veranlagtes Wesen, das in der Menschheitsgeschichte sehr erfolgreich darin war, die nützlichen Verhaltensmuster beizubehalten und die unnützen zu verwerfen, wenn auch manchmal sehr langsam.
Betrachten wir die Geschichte der Menschheit, so ist es faszinierend zu beobachten, wie sich völlig unabhängig voneinander auf unserem Erdball Kulturen entwickelt haben, die fast idente Formen des Zusammenlebens, aber auch idente Rituale hatten, obwohl sie niemals Kontakt zueinander hatten, weil die räumliche Entfernung schlicht zu groß war und es damals auch keine entsprechenden Kommunikationsmittel gab.
Wenn sich also der Mensch über Jahrhunderte und Jahrtausende dazu entschlossen hat, zu beten oder sein spirituelles Verständnis beizubehalten, so hat das eine tiefere Bedeutung. Es weist darauf hin, dass wir eine Chance haben Wege zu finden, das nicht physische Wesen des Menschen, das wir als Geist und Seele bezeichnen, zu erforschen und zu dokumentieren. Dieses Gebiet der Forschung ist kein einfaches. Wir müssen bereit sein, bestehende Grenzen unseres Intellekts zu überschreiten und die physische Welt zumindest gedanklich hinter uns zu lassen. In Princeton bedienten wir uns dazu wissenschaftlicher Instrumente, Methoden und Verfahren, die neuartig waren. Sie machen den Unterschied zwischen Vermutungen und Beweisen aus und sie ermöglichten uns, eine vage Vorstellung in ein solides Verständnis zu verwandeln.
Ist unser Bewusstsein in der Cloud?
Die ewige Frage, die uns damals wie heute verfolgt, ist die von Zweck und Vorsehung. Ist der Mensch das Ergebnis von Zufall? Oder gibt es einen Ursprung, von dem alles stammt? Was ist meine Bestimmung in dieser Welt? Und wohin soll ich mich entwickeln? Ist das Universum unendlich? Und wenn nicht, was ist außerhalb seiner Grenzen zu finden? Gibt es tatsächlich eine Vergangenheit und Zukunft, oder ist das nur Illusion? Was war vor dem Urknall?
Was ist Bewusstsein? Ist es eine Begleiterscheinung, etwas, das aus dem Gehirn »hervordringt«, wie manche Wissenschaftler vermuten, oder hat unser Bewusstsein eine von unserem Gehirn unabhängige Präsenz in dieser Welt? Ist unser Gehirn nicht mehr als eine Art Hardware, um Prozesse auszuführen, während unser Bewusstsein in einer Art Cloud liegt? Es scheint klar zu sein, dass Bewusstsein eine faszinierende, aber immer noch mystische Kombination aus Gehirn und Seele darstellt, aber es ist völlig unklar, wie sie zusammenwirken, um ein bewusstes Erleben zu ermöglichen.
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann ich Pierre Teilhard de Chardins Der Mensch im Kosmos zum ersten Mal gelesen habe, aber diese kluge und leidenschaftliche Vision von Sinn, Zweck und den Möglichkeiten des Menschen hat mich tief berührt. Teilhard schrieb das Buch, das sein Hauptwerk wurde, während des Zweiten Weltkriegs, als er als Geologe und Paläontologe im chinesischen Exil arbeitete. Der Jesuitenpater versuchte darin die Hindernisse zwischen naturwissenschaftlichem und theologischem Denken auszuräumen.
Die Zukunft gehört der Sympathie und Energie der Liebe
Die Evolution, so war sich der visionäre Kirchenmann sicher, stehe vor einer entscheidenden Phase: Nicht mehr dem kriegerischen Gegeneinander gehöre die Zukunft, sondern der globalen Zusammenarbeit in Sympathie und aus der »Energie der Liebe«. Nur so sei der »Punkt Omega« zu erreichen, der Idealzustand, auf den die Religionen uns Menschen hoffen lassen. Um unsere Träume in die Wirklichkeit umzusetzen, müssen wir von einer überrationalen Intuition erleuchtet werden, dass der Charakter unserer Welt die Einheit sei. Ohne diesem hätten wir keine Orientierung.
Doch die Kirche wollte Teilhards faszinierende Thesen nicht verbreiten, der Vatikan enthielt ihm die Druckerlaubnis für das Buch. Er schrieb es schließlich mehrfach um, reiste nach Rom, fügte versöhnliche Anmerkungen hinzu, doch der Vatikan stellte sich vehement dagegen. Es sollte erst 1955 nach Teilhards Tod erscheinen.
Teilhard de Chardin war davon überzeugt, dass der Mensch »nicht einsam in den Einöden des Weltalls verloren ist, sondern dass ein universeller Lebenswille in ihm zusammenströmt und sich in ihm vermenschlicht«. Was Teilhard schon lange vor der Zeit des Internets feststellte: Wir werden eins – wir haben gar keine andere Chance.
John F. Kennedy, Jitzchak Rabin, Prinzessin Diana
Es gibt Persönlichkeiten, die haben einen festen Platz im Bewusstsein der Menschen auf unserem Planeten. Wenn sie sprechen, hören wir ihnen zu, und wenn sie auf tragische Weise aus dem Leben gerissen werden, fühlen wir Mitleid und geteilte Trauer, vielleicht sogar Verzweiflung.
Bei John F. Kennedy und Jitzchak Rabin war ihr Tod doppelt tragisch, denn sie wurden Opfer von Attentaten. Der Schock, der die ganze Welt erfasste, und die synchronisierten Emotionen von vielen Millionen Menschen waren gewaltig. Prinzessin Dianas Tod ist eine andere Art von Tragödie. Ein Unfall, der die Menschen erschütterte, denn sie war nicht nur in ihrer Rolle als Mutter ihrer beiden Söhne William und Harry ein Symbol der Menschlichkeit in einem steifen und mit Kalkül agierenden Hause Windsor, sondern auch durch ihr Streben mit ihren humanitären Aktivitäten etwas von bleibendem Wert zu schaffen und ein Vorbild für Millionen. Diana hat eine wichtige, inspirierende Rolle für viele in ihrem Kampf gegen Landminen eingenommen. Ihre faszinierende und fesselnde Persönlichkeit und die Tatsache, dass sie außerdem eine wunderschöne Frau war, machte die globale Schockwelle gewaltig.
Ereignisse wie dieses führen dazu, dass eine große Anzahl von Menschen starke Emotionen teilen. Diese Gefühle sind komplex, aber sie verbindet in allen Fällen eine Komponente des Mitgefühls und des Bedauerns für das, was geschah.
Warum uns der Tod berühmter Persönlichkeiten nahegeht
Mit einem Mal wird für diese Menschen der Verlust einer öffentlichen Persönlichkeit, der man nie zuvor persönlich begegnet und die – genaugenommen – einem persönlich sogar fremd ist, fühl- und erlebbar. Die Gefühle werden so intensiv, als hätte man einen Freund oder sogar ein Familienmitglied verloren. Das ist eigentlich paradox. Normalerweise nimmt der Grad des Mitgefühls mit dem Quadrat der Entfernung ab. Stirbt unser Nachbar, so berührt uns das deutlich mehr, als wenn tausend Menschen Opfer eines Erdbebens in Asien werden.
Mit bekannten Persönlichkeiten, die uns faszinieren, scheint es anders zu sein. Daher sind solche Ereignisse und ihre möglichen Auswirkungen auf ein globales Bewusstsein