Der Welt-Geist. Roger D. Nelson
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Schon bei der Ermordung des israelischen Präsidenten Jitzchak Rabin durch einen jungen radikalen Israeli 1995 in Tel Aviv konnten wir umfassendes Datenmaterial sammeln. Obwohl das Attentat von Princeton aus gesehen am anderen Ende der Welt stattfand und ich gerade in Deutschland war, ist die psychologische Distanz gering gewesen. Es war ein Ereignis mit weltweiten Auswirkungen. Die Datensequenz, die wir in Princeton zum Zeitpunkt des Mordes generierten, zeigte eine signifikante, um nicht zu sagen massive Abweichung vom Normwert. Es trat eine Ordnung in den Zahlen ein, die nicht erklärbar war.
Das Besondere dabei war, dass die Abweichung exakt mit der Minute seiner Ermordung korrelierte, als noch keine Nachrichtenagentur der Welt darüber berichten konnte, weil es eben erst geschah. Die massive Abweichung hielt eine halbe Stunde lang an. Doch ohne wissenschaftliches Protokoll, das wir damals noch nicht hatten, und einer formalen Hypothese für den Test war die eindeutige Korrelation der Daten mit einem Ereignis von globaler Dimension nicht mehr als eine Ermunterung, ein relevantes Set von wissenschaftlichen Werkzeugen zu entwickeln, um einen wissenschaftlich haltbaren Nachweis zu erbringen.
Bei Prinzessin Dianas Begräbnis war alles anders: Wir waren vorbereitet.
Eine Welt in Trauer
Nun war die gesamte Welt in Trauer. Um Mitternacht Eastern Standard Time – sechs Uhr früh in Frankreich – erklärte der leitende Arzt Dr. Alain Pavie im Hôpital de la Pitié-Salpêtrière in Paris Prinzessin Diana für tot. Sie war gegangen.
Ich habe sie nie persönlich kennengelernt, aber ihr Schicksal ging in diesem Moment selbst mir als Wissenschaftler nahe. Ich habe oft darüber nachgedacht, wie große Ereignisse ein gemeinsames Bewusstsein vieler Menschen erschaffen können, und eines wurde mir in dieser Nacht bewusst: Prinzessin Dianas Begräbnis wird ein solches sein. Hunderte Millionen Menschen – letztendlich waren es laut Schätzungen sogar bis zu zwei Milliarden – werden weltweit im Fernsehen, Radio und im Internet ihren letzten Weg mitverfolgen.
Zur Zeit von Dianas Begräbnis konnten nur ein Dutzend Wissenschaftler weltweit an unserem Experiment teilnehmen, bei dem ein Netzwerk von Zufallsgeneratoren, die keinerlei Verbindung zueinander hatten, Messdaten generierten. Aber das Resultat dieses Prototyps eines Experiments, um den Impact von einer oder zwei Milliarden Menschen zu messen, die ein tiefes emotionales Erlebnis verband, den Verlust einer strahlenden Persönlichkeit, war wissenschaftlich signifikant.
Wir konnten signifikante Anomalien in den Daten feststellen, die eine solide Grundlage für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem technischen Instrument bildeten, das die Effekte von weltumspannenden geistigen Verbindungen erfassen konnte. Das war ein Meilenstein in der Erforschung des globalen Bewusstseins.
Die Macht des Welt-Geistes
Wir hatten ein System entwickelt, das die Fähigkeit haben sollte, die Auswirkungen einer Macht zu messen, die wir den Welt-Geist nennen.
Jeder einzelne Zufallsgenerator war ein autark funktionierendes System. Wir entwickelten kurzfristig für das Begräbnis ein klares Protokoll, wie wir messen und vorgehen werden. Es war ein spontaner Versuch, der an diesem 6. September 1997 stattfinden sollte.
Während die ganze Welt gebannt auf den Kensington Palast, den Trauerzug, angeführt von Dianas Söhnen, die Westminster Abbey, die berührende Messe und auf Sir Elton John, als er »Goodbye England’s Rose« sang, blickte, zeichneten wir die stabilen, aber nicht vorhersehbaren Sequenzen von Nullen und Einsen mit unseren Zufallsgeneratoren auf.
Milliarden Menschen synchronisierten ihre Gefühle
Das Resultat war eindeutig und präzise messbar: Es erfolgte eine deutliche Abweichung von den zu erwartenden Normwerten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis nur Zufall war, lag bei 100 zu 1.
Die Maschinen lieferten keine Zufallszahlen mehr: Es trat eine unheimliche Ordnung ein, nicht nur bei uns in Princeton, sondern bei allen Außenstationen, wo Zufallsgeneratoren liefen.
Milliarden Menschen kamen in einem gemeinsamen Moment der Trauer zusammen, und ihre Gefühle, ihr Respekt und ihre Anteilnahme synchronisierten sich. In diesem Moment veränderten sie mit ihren Gedanken und ihrem Mitgefühl die physische, reale Welt in subtiler, feiner Weise. Diese Veränderung war keine Vermutung mehr, sondern mit wissenschaftlichen Methoden messbar.
Wir kontaktierten danach Wissenschaftler und Forscher auf der ganzen Welt, die mit Zufallsgeneratoren arbeiteten und von denen wir annahmen, dass sie Interesse an der Teilnahme an einem globalen Netzwerk zur Erforschung des Bewusstseins haben könnten. Sie sollten unsere Außenstationen werden, die mit speziell von uns entwickelter Software und professionellen, hochsensiblen Zufallsgeneratoren künftig rund um die Uhr Aufzeichnungen machen und Daten generieren würden. Die Zufallsfolgen aus aller Welt würden dann ständig zum zentralen Server an der Princeton University überspielt werden. Wir würden dafür sorgen, dass die Generatoren aller Messlabore weltweit weder korrelierten noch durch das Internet verbunden waren oder sonst in irgendeiner Weise miteinander kommunizieren konnten. Das war die Idee.
Daraus entstand innerhalb von nur zwei Monaten ein globales Projekt zur Erforschung des Bewusstseins. Bei einem Treffen von Neurophysiologen, Psychiatern und anderen Wissenschaftlern in Freiburg, Deutschland, Ende 1997 stellte ich das Global Consciousness Project erstmals vor.
Heute sind über hundert Experten, darunter viele Wissenschaftler, in das Projekt eingebunden und liefern rund um die Uhr Datenmaterial, das in Princeton ausgewertet wird.
Bei Dianas Tod wurde mir erstmals bewusst: Wir sind tatsächlich alle miteinander verbunden. Nicht nur bei globalen Ereignissen, sondern immer, jeden einzelnen Tag. Es gibt ein Band zwischen uns Menschen, eine Verbindung auf einer Ebene, bei deren Erforschung wir gerade erst am Anfang stehen.
Aber dass dieses Band existiert – daran gibt es keinen Zweifel mehr.
DAS GLOBALE BEWUSSTSEIN
Die wissenschaftliche Erforschung des Unerklärlichen
Wir sind alle miteinander verbunden
»Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.«
– Albert Einstein
John Hamm1 war ein trainierter junger Mann Anfang dreißig mit dunklem, anliegendem Haar, der seinen Abschluss in Princeton machte und sich bei uns als Testperson für eine neue Versuchsreihe bewarb. Er stammte aus Wisconsin und fand unsere Forschung spannend. Nun saß er in unserem REG Room des PEAR Labors im Erdgeschoss der Princeton University, einem rund 16 Quadratmeter großen Raum, dessen Wände mit dunklem Holz verkleidet waren und der die Atmosphäre eines gemütlichen Wohnzimmers ausstrahlte. In der Ecke stand eine große Indianertrommel, daneben ein Keramikfrosch, an der Wand hing das überdimensionale Bild einer Birne, und in der Mitte stand dieser komfortable orangene Stuhl, den wir Comforto nannten, in dem es sich John bequem machte. Ein Innenarchitekt hatte ihn dem PEAR gespendet. Er meinte, ein Labor, das das Unerklärliche erklären möchte, brauche eine auffällige Einrichtung.
John war Teil unserer Versuchsreihe