Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels. J.J. PREYER

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Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels - J.J. PREYER

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Mutter weiß, dass es zwei von uns gibt.«

      »Sie hatte einen Verdacht, und ich fand es kindisch …«

      »Du hast geplaudert. Also, so etwas! Dabei hast du uns versprochen …«

      »Sie hat mir versichert, ihrem Sohn nichts zu verraten. Und eines Tages wird die Sache ohnehin auffliegen. Er braucht doch nur im Meldeamt nachzufragen. Der Mann ist ja nicht dumm.«

      Darauf schwiegen die Zwillingsschwestern.

      »Wie auch immer«, meinte der Vater. »Ich lege mich in die Sonne.«

      »Tu das! Damit du Liliane mit sportlichem Teint beeindruckst.«

      »Ich rufe Herbert an. Wir sollten ihn am Nachmittag bei den Ermittlungen begleiten.«

      »Wir?«, fragte Rosa.

      »Ich, als die Erstgeborene«, stellte Marie klar. »Und du erkundigst dich bei Monika Hauser in der Trafik, was die Krisensitzung der Theaterleute gebracht hat.«

      »In Ordnung. Du bist die Ältere.«

      »Willst du mich beleidigen?«

      Die Besprechung der Schauspieler war offenbar noch im Gange. Jedenfalls war noch keiner von ihnen in die Trafik gekommen, der Chefinspektor wollte seine Rosmarie gegen vierzehn Uhr abholen, Rosa Weichsler verließ den Garten mit Pudel Herbert durch den Hinterausgang und wanderte den Pfad am Fluss entlang zum Münichholzer Wald, als sich Monika Hauser über das Handy meldete.

      »Sie spielen weiter. Ohne Lou Marold und Roger Foltin«, berichtete die Vertretung aus der Trafik.

      »Das heißt, dass die Steiner und der Ursprunger die Hauptrollen übernehmen. Wer hat dir das erzählt?«

      »Die Kleine.«

      »Die Souffleuse?«

      Monika Hauser bestätigte das.

      Die Gedanken, die anfangs durcheinander wirbelten, setzten sich allmählich. Im Wald war es an diesem heißen Augusttag einigermaßen kühl, Herbert trabte brav die Wege entlang. Er war so gut erzogen, dass er frei laufen konnte, ohne Hasen, Rehe, Jogger oder Radfahrer zu verfolgen. Auch an anderen Hunden zeigte er nur mäßiges Interesse. Ihm waren nur seine beiden Herrinnen wichtig, die sich nie sicher waren, ob er sie auseinanderhalten konnte.

      Dem Vater war das nie gelungen. Er war es, der den Namen Rosmarie erfunden hatte. Die früh verstorbene Mutter hatte nie Probleme gehabt, zwischen den beiden Mädchen zu unterscheiden.

      Also, überlegte Rosa Weichsler, der Ermordete war ein unsympathischer Mensch gewesen, den niemand wirklich vermisste, außer seiner Familie vielleicht. Er hatte die langjährigen Hauptdarsteller kurzerhand in die zweite Reihe verbannt und zwei wirkliche Stars engagiert. Ein Umstand, der auf Geschick und Durchsetzungskraft schließen ließ. Und jetzt verließen die beiden Großen der Schauspielzunft die Stadt, und Steiner und Ursprunger übernahmen die Rollen. Die Darstellerin des Teufels hatte schon einmal etwas in die Getränke der Tischgesellschaft gemischt. Und die Souffleuse hatte von einer Teufelskarte gesprochen. Und von einem Zwiespalt. Was meinte sie damit? Oder wollte sie sich bloß wichtigmachen?

      O Gott, sie war so sehr in Gedanken gewesen, dass sie den herannahenden Herrn Rammerstorfer übersehen hatte. Für gewöhnlich wich sie ihm aus, denn der Mann, der seinen kurzatmigen Mops spazieren führte, konnte dem optimistischsten Menschen die Stimmung vermiesen. Alles Unheil dieser Welt schien sich auf ihn und seinen Hund zu konzentrieren. Rosa nannte ihn den Herrn Jammerstorfer.

      »Puppi hat Durchfall«, begrüßte er sie schon von weitem. Herbert machte einen weiten Bogen um den Mops und schnupfte vor sich hin. Der Geruch des Artgenossen schien ihn zu stören.

      »Ganz gelb rinnt es aus ihm heraus«, setzte Jammerstorfer die Schilderung der Verdauung seines Hundes fort.

      »Hat er etwas Unrechtes gefressen?«, erkundigte sich Rosa Weichsler.

      »Der Zimmermann. Sie wissen schon, Frau Rosmarie, die Firma, die unsere Grünflächen betreut, hat die Wege mit Unkrautvernichtungsmittel verseucht und dabei natürlich auch das Gras am Rand erwischt. Puppi hat davon gefressen, und jetzt leidet er. Ich hab es den Leuten vom Zimmermann schon tausendmal gesagt, sie sollen damit aufhören. Aber es nützt nichts. Sie lachen nur frech.«

      »Dann wünschen wir Puppsi baldige Genesung«, wollte sich Rosa von Herrn Rammerstorfer verabschieden, doch dieser setzte seine Klagen fort: »Auch mir geht es nicht besonders heute. Die Hitze. Ich bin ganz schwindlig. Mein Gott, der Puppi wäre verloren, wenn mit mir etwas sein sollte.«

      »So geht es uns allen«, sagte Rosa und eilte ihrem Herbert nach, der schon längst das Weite gesucht hatte.

      Als Rosa Weichsler in den sommerlich blühenden Garten zurückkehrte, wollte Herbert auf Vater Weichsler losstürmen, der, nur mit einer ziemlich knappen Unterhose bekleidet, auf einer Campingliege schlief.

      Der Mann hatte für seine 68 Jahre eine gute Figur, fand Marie, seine Hautfarbe jedoch gefiel ihr gar nicht. Sie ähnelte der eines gekochten Krebses. Also ließ sie den Pudel von der Leine. Herbert beschnupperte Roman Weichslers Gesicht und leckte über den schweißbedeckten, grellroten Oberkörper.

      »Rabenvieh, elendes!«, brummte der alte Weichsler und wollte weiterschlafen.

      »Dreh dich wenigstens um, sonst brennst du noch an«, sagte die Tochter.

      »Ach, du liebe … Was weckt ihr mich denn nicht! Wie sehe ich denn aus!«, schimpfte der Mann.

      »Ein Brandopfer.«

      »So kann ich mich unmöglich bei Lily sehen lassen.«

      »Die glaubt noch, du hast Viagra genommen.«

      »Wie kommst du darauf«, klang Papa Weichsler beinahe ertappt.

      »Weil du einen so roten Kopf hast.«

      »Du musst mich entschuldigen bei ihr.«

      »Fällt mir nicht im Traum ein.«

      »Sonst verrate ich euer Geheimnis.«

      »Das hast du schon.«

      »Ich bitte dich darum.«

      »Schon gut. Wann, glaubst du, bist du wieder präsentabel?«

      »In einer Woche, hoffe ich. Wenn mir dann die Haut in Fetzen …«

      »Du bist schon wie der Jammerstorfer«, unterbrach ihn Marie.

      »Wer?«

      »Ach nichts.«

      »Das war ein Wink von Trude.«

      »Du machst unsere verstorbene Mutter dafür verantwortlich, dass du in der prallen Sonne einschläfst?«

      »Sie ist so eifersüchtig. Sie ist gegen diese Beziehung.«

      »Das ist dein schlechtes Gewissen. Sonst gar nichts.«

      »Du hast ja keine Ahnung!«

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