Reise um die Erde in 80 Tagen. Jules Verne

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Reise um die Erde in 80 Tagen - Jules Verne

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dahin, wo die Ihrige hinführt, nach Bombay.«

      ›Das ist ja herrlich! Haben Sie die Reise schon einmal gemacht?«

      »Bereits mehrmals«, erwiderte Fix. »Ich bin im Dienst der Peninsularkompanie.‹

      ›Dann sind Sie wohl in Indien bekannt?«

      »Ei ... ja, ...« versetzte Fix, der nicht zu sehr herausrücken wollte.

      »Und ist Indien ein merkwürdiges Land?«

      »Sehr merkwürdig! Da gibt es Moscheen, Minarette, Tempel, Fakire, Pagoden, Tiger, Schlangen, Bajaderen! Doch ist es zu erwarten, dass Sie Zeit genug haben werden, das Land zu besichtigen?«

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      »Ich hoffe, Herr Fix. Sie begreifen wohl, dass ein Mensch von gesundem Verstand nicht fähig ist, sein Leben lang von einem Paketboot auf eine Eisenbahn und von einer Eisenbahn in ein Paketboot zu springen, unter dem Vorwand, in achtzig Tagen eine Reise um die Erde zu machen! Nein. Alle diese Sprünge werden sicherlich in Bombay aufhören.«

      »Und Herr Fogg befindet sich wohl?«, fragte Fix in ganz natürlichem Tone.

      »Sehr wohl, Herr Fix. Ich auch, übrigens; ich esse wie ein Wolf, der noch nüchtern ist. Die Seeluft bringt das mit sich.«

      »Aber ich sehe Ihren Herrn nie auf dem Verdeck.«

      »Da ist er niemals; er ist nicht neugierig.«

      »Wissen Sie, Herr Passepartout, diese vorgebliche Reise in achtzig Tagen könnte wohl eine geheime Sendung verdecken ... eine diplomatische zum Beispiel.«

      »Meiner Treu, Herr Fix, ich weiß nichts davon, gestehe ich Ihnen, und im Grunde gebe ich nicht eine halbe Krone dafür, es zu wissen.«

      Seit dieser Begegnung plauderten Passepartout und Fix oft miteinander. Dem Polizeiagenten war daran gelegen, mit dem Diener des Herrn Fogg vertraut zu werden. Das konnte ihm bei Gelegenheit förderlich sein. Im Schankraum der Mongolia bot er ihm daher oft einige Gläser Whisky oder Dünnbier an; der wackere Bursche nahm diese ohne weiteres an und bot ihm ein Gleiches, um nicht seinerseits zurückzustehen, – hielt übrigens diesen Fix für einen recht ehrenhaften Gentleman.

      Inzwischen fuhr das Paketboot rasch weiter. Am 13. bekam man Mokka in Sicht, das man von zerfallenen Mauern umgeben sah, und darüber ragten einige grünende Dattelpalmen hervor. Fern im Gebirge erblickte man ausgedehnte Kaffeeanpflanzungen. Passepartout war entzückt, diese berühmte Stadt zu sehen, und er fand sogar, dass sie mit ihren Ringmauern und einem Fort mit niedergerissenen Mauern einer enormen Untertasse glich.

      Während der folgenden Nacht fuhr die Mongolia durch die Straße Babel-Mandeb und tags darauf, den 14., nahm er in Steamer-Point, nordwestlich von der Reede Aden, Nachschub auf. Hier musste man sich mit Kohlen versehen.

      Dass die Paketboote in so weiter Entfernung von den Zentren der Produktion ihren Kohlenvorrat erneuern können, ist eine sehr wichtige Sache. Nur allein für die Peninsularkompanie beträgt dies einen Kostenaufwand von 800.000 Pfund. Man hat dafür in mehreren Häfen Niederlassungen einrichten müssen, und in diesen fernen Meeren kostet die Kohle achtzig Francs die Tonne.

      Die Mongolia hatte noch 1.650 Meilen bis nach Bombay zu machen und sie brauchte in Steamer-Point vier Stunden Zeit, um ihre Vorratsräume zu füllen. Aber dieser Aufenthalt konnte dem Programm des Herrn Fogg durchaus nicht gefallen. Derselbe war schon vorgesehen; und zudem lief die Mongolia, deren Ankunft in Aden erst am Vormittag des 15. Oktobers geplant war, schon am Abend des 14. daselbst ein, also mit einem Vorsprung von fünfzehn Stunden.

      Herr Fogg begab sich mit seinem Diener ans Land, um seinen Pass mit einem Visum ausstatten zu lassen. Fix schloss sich unbemerkt an. Als diese Formalität erfüllt war, kehrte Phileas Fogg an Bord zurück, um seine unterbrochene Partie zu Ende zu spielen.

      Passepartout schlenderte seiner Gewohnheit nach mitten in dieser Bevölkerung von Somanlis, Banianen, Parsi, Juden, Arabern, Europäern, woraus die 25.000 Einwohner Adens bestehen. Er bewunderte die Befestigungswerke, welche aus dieser Stadt ein Gibraltar für die Indischen Meere machen, und stattliche Zisternen, womit die englischen Ingenieure, zweitausend Jahre nach denen des Königs Salomo, noch beschäftigt waren.

      »Sehr merkwürdig, sehr merkwürdig!«, sagte sich Passepartout, als er an Bord zurückkam. »Ich merke wohl, dass das Reisen nicht ohne Nutzen ist, wenn man Neues sehen will.«

      Um sechs Uhr abends rührte sich die Schraube der Mongolia zum Wellenschlag, die Reede von Aden zu verlassen, und bald fuhr sie auf dem Indischen Meere. Für die Fahrt nach Bombay waren ihr 168 Stunden eingeräumt. Übrigens zeigte sich dieses Meer günstig: Bei fortwährendem Nordwestwind konnten die Segel die Dampfkraft unterstützen. Das Boot, nun besser gestützt, schwankte weniger, und die Frauen erschienen in frischer Toilette wieder auf dem Verdeck. Gesang und Tanz begannen wieder. So ging die Reise unter den günstigsten Bedingungen vonstatten. Passepartout war über den liebenswürdigen Gesellschafter entzückt, welchen der Zufall ihm in der Person des Herrn Fix zugeführt hatte.

      Sonntag den 20. Oktober, gegen Mittag, bekam man die Küste Indiens in Sicht. Zwei Stunden darauf kam der Pilot an Bord der Mongolia. Am Horizont zeichnete sich ein Hintergrund von Hügeln in harmonischen Umrissen von dem Himmelblau ab. Bald traten die Reihen von Palmen, welche die Stadt verdecken, in den lebensvollen Vordergrund. Das Paketboot lief in die Reede ein, welche von den Inseln Salsette, Colaba, Elephanta und Butcher gebildet wird, und nach viereinhalb Stunden lag es vor den Kais von Bombay.

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      Phileas Fogg hatte eben den 33. Robber des Tages fertig und beendete mit seinen Spielgenossen, nachdem sie dank einem kühnen Manöver dreizehn Stiche gemacht hatten, diese schöne Überfahrt mit einem bewundernswerten Schlemm.

      Die Mongolia gelangte, anstatt am 22. Oktober, bereits am 20. in Bombay an. Damit waren also seit der Abfahrt von London zwei Tage gewonnen, welche Phileas Fogg methodisch in seinem Reisenotizbüchlein auf die Spalte des Guthabens eintrug.

      ZEHNTES KAPITEL

      Passepartout kann sich glücklich schätzen, dass er mit dem Verluste seiner Fußbekleidung davonkommt.

      E

      s ist allgemein bekannt, dass Indien – das große umgekehrte Dreieck, dessen Grundlinie im Norden, die Spitze im Süden liegt – eine Fläche von 1.400.000 Quadratmeilen aufweist, auf welcher eine Bevölkerung von 180 Millionen Menschen ungleichmäßig verbreitet ist. Über einen Teil dieses riesigen Landes übt die britische Regierung eine wirkliche Herrschaft aus, hält einen Generalgouverneur in Kalkutta, Gouverneure in Madras, Bombay, in Bengalen, und einen Stellvertreter desselben in Agra. Aber das eigentlich englische Indien umfasst nur eine Fläche von 700.000 Quadratmeilen und eine Bevölkerung von 100 bis 110 Millionen Einwohnern. Ein ansehnlicher Teil des Landes ist noch frei von der Oberherrschaft der Königin; und in der Tat ist bei einigen wilden und furchtbaren Rajahs im Inneren des Landes eine noch unbeschränkte Unabhängigkeit vorhanden.

      Von 1756 an – seit welcher Zeit die erste englische Einrichtung an der Stelle, wo jetzt die Stadt Madras steht, datiert – bis zu diesem Jahre, wo der große Aufstand der Sepoys ausbrach, war die berühmte Indische Kompanie allmächtig. Sie annektierte nach und nach die verschiedenen Provinzen, welche sie den Rajahs um den Preis

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