Reise um die Erde in 80 Tagen. Jules Verne

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Reise um die Erde in 80 Tagen - Jules Verne

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England verlassen hatte, so musste er den Weg nach Indien vorziehen, da dieser weniger überwacht oder schwerer zu überwachen ist, als der über das Atlantische Meer. Fix blieb nicht lange in seine Gedanken vertieft, als gellendes Pfeifen die Ankunft des Paketbootes meldete. Der ganze Schwärm der Gepäckträger und Bauern stürzte auf den Kai, mit einem Tumult, der für die Passagiere und ihre Kleider beunruhigend war. Zehn Nachen stießen vom Ufer ab und fuhren der Mongolia entgegen. Nicht lange, so sah man das riesige Schiff zwischen den Kanalufern fahren und Schlag elf Uhr warf der Dampfer auf der Reede Anker, während sein Dampf mit großem Getöse durch die Schornsteine entströmte. Es waren sehr viele Passagiere an Bord. Manche blieben auf dem Verdeck, um das malerische Panorama der Stadt zu betrachten; aber die meisten begaben sich in die Nachen, welche herangekommen waren, und mit diesen ans Land. Fix beobachtete alle, die ans Land kamen, auf das Genaueste. In diesem Augenblick kam einer, nachdem er die mit ihren Dienstangeboten zudringlichen Fellahs kräftig zurückgedrängt hatte, zu ihm heran und fragte ihn sehr höflich nach dem Büro des englischen Konsularagenten. Und zugleich hielt dieser Passagier einen Pass hin, worauf er ohne Zweifel das englische Visum einholen wollte. Fix nahm den Pass instinktmäßig und überschaute die Personenbeschreibung mit schnellem Blick. Eine unwillkürliche Bewegung erfasste ihn, das Blatt zitterte in seiner Hand. Die auf dem Pass befindliche Personenbeschreibung war gleich lautend mit der, welche er vom Polizeidirektor der Hauptstadt erhalten hatte.

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      »Es ist nicht Ihr eigener Pass?«, sagte er zu dem Passagier.

      »Nein«, erwiderte dieser, »er gehört meinem Herrn.«

      »Und Ihr Herr?«

      »Ist an Bord geblieben.«

      »Aber«, versetzte der Agent, »er muss sich persönlich auf dem Konsularbüro einfinden, um seine Identität feststellen zu lassen.«

      »Wie? Das ist nötig?«

      »Unerlässlich.«

      »Und wo ist dieses Büro?«

      »Dort an der Ecke des Platzes«, erwiderte der Polizeiagent und wies auf ein zweihundert Schritte entferntes Haus.

      »Dann will ich meinen Herrn holen, dem es übrigens nicht angenehm sein wird, gestört zu werden!«

      Darauf empfahl sich der Passagier und kehrte an Bord des Dampfers zurück.

      SIEBTES KAPITEL

      Ein neuer Beweis, wie nutzlos Pässe in polizeilichen Angelegenheiten sind.

      D

      er Polizeiagent begab sich wieder auf den Kai und unverzüglich ins Büro des Konsuls. Auf dringendes Verlangen erhielt er sogleich bei diesem Beamten Zutritt.

      »Herr Konsul«, sagte er ohne Abschweife, »ich habe die starke Vermutung, zu glauben, dass sich unser Mann als Passagier an Bord der Mongolia befindet.«

      Und Fix erzählte, was sich mit dem Bedienten in Beziehung auf den Pass ereignet hatte.

      »Gut, Herr Fix«, erwiderte der Konsul, »es würde mir lieb sein, diesem Schurken ins Gesicht zu sehen. Aber vielleicht wird er nicht in mein Büro kommen, wenn er ist, was Sie vermuten. Ein Dieb lässt nicht leicht eine Spur von sich zurück und übrigens ist niemand mehr an die Formalität des Passes gebunden.«

      »Herr Konsul«, erwiderte der Agent, »wenn es ein charakterfester Mann ist, wie man annehmen muss, wird er kommen!«

      »Um seinen Pass mit einem Visum versehen zu lassen?«

      »Ja. Die Pässe dienen nur noch dazu, die ehrlichen Leute zu genieren und den Schurken zur Flucht zu helfen. Ich versichere Ihnen, dieser wird in Ordnung sein, aber ich hoffe, Sie werden ihn nicht mit einem Visum versehen ...«

      »Und warum nicht? Wenn dieser Pass in Ordnung ist, habe ich nicht das Recht, mein Visum zu verweigern.«

      »Doch, Herr Konsul, weil ich diesen Menschen wohl hier zurückhalten muss, bis ich von London einen Haftbefehl erhalten habe.«

      »Ei! Herr Fix, das ist Ihre Sache«, erwiderte der Konsul, »aber ich kann nicht ...«

      Der Konsul hatte noch nicht ausgeredet, als man anklopfte und der Bürodiener zwei Fremde hereinführte, wovon der eine derselbe Diener war, welcher sich mit dem Detektiv unterhalten hatte. Es waren wirklich der Herr und sein Diener. Der erstere überreichte seinen Pass und bat den Konsul mit wenig Worten, sein Visum zu erteilen. Dieser nahm den Pass und las ihn aufmerksam, während Fix in einer Ecke des Zimmers den Fremden betrachtete oder vielmehr mit den Augen verschlang. Als der Konsul den Pass durchgesehen hatte, fragte er:

      »Sie sind Phileas Fogg, Sq.?«

      »Ja, mein Herr«, erwiderte der Gentleman.

      »Und dieser Mensch ist Ihr Diener?«

      »Ja, ein Franzose, Passepartout mit Namen.«

      »Sie kommen aus London?«

      »Ja.«

      »Und gehen?«

      »Nach Bombay.«

      »Gut, mein Herr. Sie wissen, dass diese Förmlichkeit des Visums unnütz ist und wir verlangen die Überreichung des Passes nicht mehr?«

      »Ich weiß es, mein Herr«, erwiderte Phileas Fogg, »aber ich wünsche meine Anwesenheit in Suez durch Ihr Visum nachweisen zu können.«

      »Meinetwegen, mein Herr.«

      Und der Konsul unterzeichnete den Pass, datierte ihn und setzte seinen Stempel darunter. Herr Fogg bezahlte die Gebühren, grüßte oberflächlich und ging mit seinem Diener hinaus.

      »Nun?«, fragte der Polizeiagent.

      »Nun«, erwiderte der Konsul, »er sieht wie ein ganz ehrlicher Mann aus!«

      »Möglich«, erwiderte Fix, »aber darum handelt es sich nicht. Finden Sie, Herr Konsul, dass dieser phlegmatische Gentleman Zug für Zug dem Diebe gleicht, dessen Personenbeschreibung mir zugestellt worden ist?«

      »Ich gebe es zu, aber Sie wissen, alle Personenbeschreibungen ...«

      »Ich werde die Sache herausbekommen«, erwiderte Fix. »Der Diener scheint mir nicht so verschlossen zu sein, wie der Herr. Zudem ist es ein Franzose, der das Reden nicht lassen kann. Auf baldiges Wiedersehen, Herr Konsul.«

      Nach diesen Worten ging der Agent fort und suchte Passepartout auf. Inzwischen hatte sich Herr Fogg von dem Konsulargebäude weg zum Kai begeben. Hier gab er seinem Diener einige Aufträge, fuhr dann in einem Nachen wieder an Bord der Mongolia und begab sich in seine Kabine. Hierauf nahm er sein Notizbuch, worin er folgendes eintrug:

      ›Abgefahren aus London, Mittwoch, den 2. Oktober, 8 Uhr 45 Minuten, abends. Ankunft in Paris, Donnerstag, den 3. Oktober, 7 Uhr 20 Minuten, vormittags. Abfahrt aus Paris, Donnerstag, 8 Uhr 40 Minuten, vormittags.

      Ankunft, durch den Mont-Cenis, in Turin, Freitag, den 4. Oktober, 6 Uhr 35 Minuten, vormittags.

      Abfahrt

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