Klassenführung. Willy Obrist
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Umfeld
Das politische, organisatorische und strukturelle Umfeld übt erheblichen Einfluss auf das Unterrichtsgeschehen aus. Die Politik definiert den Stellenwert der Bildung, bestimmt die Anstellungsbedingungen für Lehrpersonen, setzt den organisatorischen Rahmen für das Unterrichtsgeschehen, verfügt über die finanziellen Mittel und legt die Ausbildungsrichtlinien fest.
Organisatorische Entscheidungen fallen in der Verwaltung auf unterschiedlichen Ebenen. Schulen und Lehrpersonen sind in diese Organisationsstrukturen eingebunden, die sie manchmal als hilfreich, manchmal als einengend empfinden. Lehrpersonen sind Mitglieder eines Teams, das die Durchführung eines qualitativ guten Unterrichts zu gewährleisten hat.
In einer schnell sich verändernden Welt müssen Schulstrukturen immer wieder an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Dabei ist aber zu bedenken, dass erfolgreiche Unterrichtsarbeit auch Ruhe, Konzentration und eine gewisse Stabilität im Umfeld verlangt. → Kapitel Vertrauensvoll zusammenarbeiten
Tipps für den Unterricht
Entscheiden heißt verzichten
Es gilt von Anfang an, das Nötige vom Möglichen zu trennen. Nicht alles, was wünschbar ist, ist auch machbar, und nicht alles Machbare ergibt einen Sinn. Überfrachtete Unterrichtsvorbereitung trägt den Keim zur Hast und Gehetztheit in sich. Beides ist dem Unterrichtserfolg abträglich.
Gute Vorbereitung – klare Strukturen
Gute Vorbereitung mündet in eine Klarheit des Unterrichtsgeschehens, die ein wesentlicher Qualitätsmaßstab für den Unterricht ist. Dies betrifft Ziele, Inhalte, Unterrichtsprozess und unterrichtliches Handeln, Beziehungen und Gestaltung des Unterrichtsraums.
Informierender Unterrichtseinstieg
Orientieren Sie die Lernenden zu Beginn des Unterrichts über Ziele und Inhalte. Führen Sie die Lernenden in der Abschlussphase wieder auf diese Planungsvorgaben zurück.
Rückblick von Anfang an
Gegen Schluss einer Unterrichtssequenz ist es Zeit, Rückschau zu halten. Haben wir gemacht, was wir uns vorgenommen haben? Das Gefühl der Arbeitszufriedenheit ist wesentlich davon abhängig, dass wir diese Frage bejahen können.
Wo sind Schwierigkeiten aufgetaucht? Womit wollen wir am nächsten Schultag weitermachen?
Arbeitsatmosphäre schaffen
Neben Planung und Strukturierung sind eine positive und zuversichtliche Grundhaltung der Lehrperson und das Arbeiten in einer mittleren Körperspannung wichtig – darauf gilt es in Einstiegssituationen besonders zu achten.
Zuversicht
Berufsbildungsverantwortliche gehen mit den Lernenden das erste Teilstück auf dem Weg vom Anfänger zum Experten. Sie müssen deshalb bereit sein, ganz »von vorn« zu beginnen. Lernende merken rasch, ob ihnen die Lehrperson eine positiv-zuversichtliche Haltung entgegenbringt, und sie reagieren darauf im Sinne der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Die zuversichtliche Haltung der Lehrperson drückt sich vor allem dadurch aus, dass sie den Lernenden etwas zumutet, d. h., eine auf die Lernenden abgestimmte Leistungsbereitschaft einfordert und erbrachte Leistungen mit begründeter Anerkennung quittiert.
Störungen haben Vorrang
Es ist wichtig, von Anfang an auf Störungen und abweichendes Verhalten sofort und angemessen zu reagieren. Regelklarheit schafft die nötige Verlässlichkeit in der Arbeitsbeziehung.
Humor und Gelassenheit
Nehmen Sie sich als Lehrperson ernst, aber nie zu wichtig. Lernen gelingt vor allem in einer freundlichen Atmosphäre, in der das Lächeln und Lachen (auch über sich selbst) Platz hat. Eine Unterrichtsstunde, in der nicht gelächelt oder gelacht wird, ist eine verlorene Stunde. Mit Humor ist hier aber nicht die Art von Witzen gemeint, wie sie Lehrmittelautoren zur Auflockerung in ihre Texte einstreuen. Humor ist Ausdruck von Lebensfreude, der Einsicht in die Begrenztheit und immer nur relative Bedeutung von Unterricht, er zeigt sich auch im Erfassen von Situationskomik, wie sie das Leben immer wieder mit sich bringt.
Literatur
Cohn, Ruth C./Farau, Alfred (2008): Gelebte Geschichte der Psychotherapie. Zwei Perspektiven (4. Auflage). Stuttgart: Klett Cotta.
Dubs, Rolf (2009): Lehrerverhalten. Ein Beitrag zur Interaktion von Lehrenden und Lernenden im Unterricht (2. Auflage). Zürich: Verlag SKV.
Huschke-Rhein, Rolf (2003): Einführung in die systemische und konstruktivistische Pädagogik. Beratung – Systemanalyse – Selbstorganisation (2. Auflage). Weinheim: Beltz (UTB).
Kassner, Dieter (2002): Humor im Unterricht. Bedeutung – Einfluss – Wirkungen. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren.
Ludwig, Peter H. (2006): Erwartungseffekt. In: Rost, Detlef H. (Hrsg.): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (3. Auflage) (S. 132–137). Weinheim: Beltz PVU.
Meyer, Hilbert (2008): Was ist guter Unterricht? (5. Auflage). Berlin: Cornelsen Scriptor.
Rissland, Birgit (2002): Humor und seine Bedeutung für den Lehrerberuf. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Der Umgang mit den Lernenden
... wie ich dazu beitrage, dass in der Klasse ein gutes Unterrichtsklima herrscht
.
Das Klima, in dem Unterricht stattfindet, hängt von vielerlei Faktoren ab. Auch die Rahmenbedingungen (Klassengröße und -zusammensetzung, Alter und Vorwissen der Lernenden) beeinflussen das Unterrichtsklima. Solche Bedingungen sind nicht zuletzt Produkt eines bildungs- und finanzpolitischen Aushandlungsprozesses. Das sind indessen Fragen, die den Rahmen dieses Buches sprengen – hier soll es lediglich darum gehen, welche Handlungen der Lehrperson das Klassenklima positiv beeinflussen.
Im Wesentlichen sehen wir sechs Faktoren, die zu einem guten Unterrichtsklima beitragen:
• Beziehung,
• Transparenz,
• Regeln,
• Präsenz,
• Leistungsanforderungen im Unterricht,