1975. Wolfram Hanel

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1975 - Wolfram  Hanel

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seit längerer Zeit die Runde machte.

      »Ist nur ein Gerücht«, sagte Appaz. »Muss nichts dran sein.«

      »Wird schon stimmen«, meinte Kerschkamp, »wetten?«

      Sie wollten quer durch die Berge. Auf kleinen Landstraßen in Richtung Troyes. Und dann an der Loire entlang in die Bretagne.

      Erst mal. Und dann weitersehen.

      Der Bus quälte sich knatternd die Steigung hoch. Eine halbe Ewigkeit hingen sie hinter einem Laster mit Anhänger, der sie mit schwarzem Dieselqualm einnebelte. Aber kaum ging es ein Stück bergab, so dass sie überholen konnten, wurde auch der Laster schneller.

      Als Appaz hupte, damit er sie vorbei ließ, zog er mit einem Schlenker auf die Gegenfahrbahn.

      »Der findet das witzig, der Arsch«, erklärte Kerschkamp. »Echt, jetzt wäre natürlich eine Karre mit richtig PS schon Wahnsinn, und dann einfach rechts vorbei…«

      Das nächste Kaff hieß St. Mihiel. Appaz hatte keine Lust mehr weiterzufahren. Und Kerschkamp und Ratte wollten unbedingt was essen.

      »Aber richtig«, erklärte Ratte. »Restaurant oder so.«

      Es war inzwischen nach acht. Und jeder Laden war verrammelt. Das einzige Restaurant gehörte zum Hotel Central. Auf dem Parkplatz stand ein einsamer R4.

      »He, ich weiß was, Leute«, sagte Kerschkamp. »Wir spachteln erst mal richtig und kaufen uns ein paar Pullen Wein und dann nehmen wir uns ein Zimmer oder so, wär doch spitze, oder?«

      Er blickte nach hinten.

      »Ich dachte, wir wollten Camping machen …«, sagte Lepcke.

      »Siehst du hier irgendwo einen Campingplatz?«, fragte Kerschkamp. »Oder willst du das Zelt auf dem Parkplatz aufstellen oder was?«

      »Vergiss es«, sagte Ratte. »Die Idee ist geil. Wir gehen voll ins Hotel.«

      »Und der Bus?«, fragte Appaz.

      »Ich bleibe hier«, ließ sich der Ami vernehmen. »Ich hab sowieso keine Lust, was zu essen.«

      Appaz guckte Kerschkamp an.

      Kerschkamp zuckte mit der Schulter.

      »Los, Leute«, sagte Ratte und stiefelte mit seiner Reisetasche zum Hoteleingang rüber.

      Appaz gab dem Ami die Autoschlüssel.

      »Wenn du pinkeln musst, kannst du ja zu uns ins Zimmer kommen«, sagte Lepcke.

      »Oder zum Frühstück«, sagte Appaz.

      Der Ami wühlte wortlos seinen Schlafsack aus dem Gepäck. Irgendwie war es Appaz ganz lieb, dass er nicht mitkam. Ohne dass er genau sagen konnte, weshalb eigentlich.

      Der Gastraum war genauso leer wie der Parkplatz. Und wer immer zu dem R4 gehörte, saß jedenfalls auch nicht an der Theke.

      »Vielleicht der Koch«, meinte Kerschkamp. »Könnte doch sein …«

      Eine Frau kam aus der Küche geschlurft. Mit einer Kittelschürze, die nur halb zugeknöpft war. Die Frau war zu fett. Die Träger ihres Büstenhalters schnitten tief ins Fleisch.

      »Du redest«, sagte Kerschkamp und verpasste Lepcke einen Rippenstoß.

      »Wollen wir nicht lieber …«, setzte Lepcke an.

      »Quatsch«, unterbrach ihn Kerschkamp sofort, »frag erst mal, was ein Zimmer kostet.«

      »Und ob wir überhaupt noch was zu essen kriegen in dem Schuppen hier«, sagte Ratte.

      Lepcke stotterte ein paar Sätze vor sich hin. Appaz verstand so gut wie gar nichts. Aber er war auch der Einzige von ihnen, der Latein hatte statt Französisch. Die drei Jahre Wahlunterricht in der nullten Stunde bei Kosarchew zählten eher nicht. Zumal Korsarchew ihn grundsätzlich mit einer Fünf bedacht hatte. Was vielleicht auch nicht ganz ungerechtfertigt gewesen war.

      Die Frau schien ebenfalls kaum etwas von Lepckes Stotterei zu verstehen. Allerdings hatte Lepcke auch die Angewohnheit, die Zähne beim Reden nicht auseinanderzukriegen. Zumindest wenn er aufgeregt war.

      »Une chambre«, erklärte Ratte und hielt einen Finger hoch.

      »Pour une nuit«, sagte Kerschkamp und hielt ebenfalls einen Finger in die Höhe.

      Die Frau fragte irgendwas.

      »Klar für uns, für wen sonst?«, erwiderte Kerschkamp und nickte.

      »Pour quatre personnes …« Er zeigte erst vier Finger und dann noch mal auf jeden von ihnen.

      Die Frau musterte sie.

      »Jetzt überlegt sie, ob wir schwul sind«, stellte Ratte fest.

      »Combien?«, fragte Kerschkamp und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, um klarzumachen, dass er wissen wollte, wie viel das Zimmer kostete.

      »Dreißig«, sagte die Frau und langte hinter sich zum Schlüsselbrett. Knallte einen Schlüssel auf den Tresen und sagte: »Wenn Sie noch was essen wollen, kann ich Ihnen Steak frites anbieten. Avec d’haricots verts.«

      »Die … die redet ja deutsch …«, stotterte Ratte verblüfft.

      »Ist ja irre«, sagte Kerschkamp.

      »Selbstverständlich«, sagte die Frau.

      Appaz bestellte viermal Steak frites.

      »Und irgendwas zum Nachtisch«, sagte Ratte.

      Das Zimmer war riesig und roch nach ungelüfteten Betten. Kerschkamp stieß die Fensterläden auf.

      Unter einem Ölbild mit irgendeiner Blumenwiese stand ein Doppelbett. Und an der Wand eine Klappliege.

      »Das sind aber nur drei Betten«, stellte Lepcke fest.

      »Mann, bist du blöd?«, regte sich Ratte auf. »Für dreißig Franc, Alter, überleg mal! Ist doch geil!«

      Er warf sich quer über das Doppelbett.

      »Und außerdem kann einer auf dem Fußboden schlafen, sind ja genug Decken da …«

      »Ich nicht«, sagte Lepcke, »ich nehme die Liege.«

      Kerschkamp verschwand auf dem Flur. Als er zurückkam, sagte er: »Das Klo ist okay.«

      »Hä?«, machte Ratte. »Und was ist das da?«

      Er zeigte auf das Bidet, das neben dem Waschbecken stand.

      »Zum Arsch abspülen«, sagte Kerschkamp. »Das ist in Frankreich so.«

      »Echt?«, fragte Ratte und drehte den Wasserhahn auf. »Ist ja irre …«

      Ratte zog den Reißverschluss seiner Jeans auf. Er grinste und pinkelte in das Bidet.

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