Das Nibelungenlied. Группа авторов

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Das Nibelungenlied - Группа авторов Reclams Universal-Bibliothek

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Da spricht ein Unerfahrner: »Das muss wohl Lüge sein.Wie sollen so viel Ritter beieinander wohl gedeihn?Wo nehmen sie die Speise? Wo nehmen sie die Gewande?Sie könntens nicht vollbringen; und dienten ihnen dreißig Lande.«

       524 So reich, wie ihr vernommen, war Sigfrid dort.Das Königreich ihm diente und der Nibelungen Hort.Davon gab seinen Degen er völlig genug.Doch ward er nicht kleiner, so viel Gut man von ihm trug.

       525 Früh an einem Morgen erhoben sie sich dann.Was an schnellen Gefährten Sigfrid da gewann!Sie führten gute Rosse und herrliches Gewand.Ritterlich sie kamen in der Brünhilde Land.

       526 Da stand an dem Fenster manch minnigliches Kind.Die Königin da sagte: »Weiß jemand, wer die sind,die uns entgegenkommen so fern über die See?Sie führen reiche Segel; die sind weißer als der Schnee.«

       527 Da sprach der Vogt vom Rheine: »Meine Mannen sind dies,die ich auf der Reise hier nahebei verließ.Gesandt hab ich zu ihnen, Frau, die sind gekommen.«Die herrlichen Gäste wurden eifrig wahrgenommen.

       528 Da sah man Sigfrid stehen auf eines Schiffes Bugin herrlichen Kleidern. Ihm folgten Mannen genug.Die Königin sprach da: »Herr König, Ihr sollt mir sagen:soll ich die Gäste empfangen oder des Grußes mich entschlagen?«

       529 »Ihr sollt ihnen entgegen«, sprach er, »in Züchten gehn,wie gern wir sie sahen, dass sie das wohl verstehn.«Die Königin tat da, wie ihr der König riet.Sigfrid bei dem Gruße sie von den andern unterschied.

       530 Man schuf ihnen Herberge willig alsogleich.Da waren so viele Gäste gekommen in das Reich,dass sich allenthalben drängten ihre Scharen.Da wollten die Vielkühnen zu den Burgunden fahren.

       531 Die Königin ließ da verteilen kurzerhandGold sowie Silber, manch Ross auch und Gewand,Fremden und Bekannten, gar manchem werten Mann,was nach ihres Vaters Tod als Erbe sie gewann.

       532 Sie ließ auch sagen den Recken vom Rhein also hehr,dass sie von den Schätzen nähmen, minder oder mehr,dass sie es mit sich führten zum Burgundenland.Da gab ihr Antwort Hagen, hohen Mutes unverwandt:

       533 »Vieledle Königin, nehmt dieses zum Bescheid:es hat der König vom Rheine Gold und manches Kleid,so viel davon zu geben. Wir haben guten Ratdass wir von hier nicht nehmen Euer Gold und Euern Kleiderstaat.«

       534 »Nein; doch mir zuliebe«, sprach sie zu dem Herrn,»will davon mit ich führen zwanzig Schreine gernvoll Gold und auch voll Seide, das verschenke meine Hand,wenn über See ich gekommen in des König Gunthers Land.«

       535 Die Königin sprach dann: »Wem lass ich all mein Land?Das soll nun hier bestimmen unser beider Hand.«Da sprach der edle König: »Lasst kommen den herbei,der Euch dazu gefalle! Zum Landvogt der bestellet sei.«

       536 Ihrer nächsten Magen einen die Frau bei sich sah;der war ihr Mutterbruder; zu ihm sprach sie da:»Nun lasst Euch anbefohlen Burgen sein und Land,bis das Recht hier weise König Gunthers eigne Hand!«

       537 Aus dem Gesinde wählte sie dann tausend Mann,die mit ihr zum Rheine fahren sollten alsdann,zu jenen tausend Recken aus Nibelungenland.Sie rüsteten sich zur Reise. Man sah sie reiten an den Strand.

       538 Sie führte mit von dannen sechsundachtzig Fraun,dazu wohl hundert Mägde; die waren schön zu schaun.Sie säumten da nicht länger und kamen rasch heran.Die sie daheim ließen, ach, welch ein Klagen da begann!

       539 In tugendreichen Züchten räumten sie ihr Land.Sie küsste die Gefreundten, die sie bei sich fand.Mit gutem Abschiede kamen sie auf See.Zu ihrem Vaterlande kam die Fraue nimmermeh.

       540 Auf der Seefahrt hörte man allerhand Spiel.Kurzweil jeder Weise hatten sie da viel.Auf kam zu der Reise ein rechter Wasserwind.Sie fuhren von dem Lande und waren alle frohgesinnt.

       541 Doch wollte sie den König nicht minnen auf der Fahrt.Ihre Kurzweil wurde für das Haus aufgespartzu Worms in der Feste, für die Hochzeit sein,da die Freudenreichen mit ihren Recken zogen ein.

      Neuntes Abenteuer

      Wie Sigfrid nach Worms gesandt ward

       542 Da sie gefahren waren volle neun Tage,da sprach der kühne Hagen: »Nun merket, was ich sage!Ihr säumet mit der Kunde nach Worms an den Rhein;Eure Boten sollten bei den Burgunden schon sein.«

       543 Da sprach der König Gunther: »Ihr habt gar recht gesagt.Nun rüstet Euch zur Reise, Ritter unverzagt,da ich zu dieser Stunde niemand nennen kann,der dorthin reiten könnte!« Da sprach der hochgemute Mann:

       544 »Wisset, Herr, mein lieber, ich bin kein Bote gut,ich will Euch einen weisen, der es doch gerne tut:Sigfrid, dem kühnen, sollt Ihr es nicht versagen.Eurer Schwester zuliebe wagt er es nimmer abzuschlagen.«

       545 Er sandte zu dem Recken; der Herr kam sogleich;er sprach: »Da wir nahen heimwärts meinem Reich,müsste ich Botschaft senden der lieben Schwester meinund auch meiner Mutter, dass wir nun wieder nahn dem Rhein.

       546 Drum bitt ich Euch, Herr Sigfrid, dass Ihr die Reise tut.An Euch und mir es vergelte die edle Jungfrau gutund allen meinen Freunden, den Recken freudebereit.«Da sprach der kühne Sigfrid: »Zur Fahrt für Euch bin ich bereit.

       547 Gebietet, was Ihr wollet! Verweigert wird es nicht.Der Minniglichen bringe ich gerne Bericht.Wie sollt ich auf die verzichten, von der mein Herze voll?Was Ihr für sie gebietet, alles das geschehen soll.«

       548 »Sagt meiner Mutter und auch der Schwester mein:wir können ob dieser Reise hohes Mutes sein!Lasst wissen meine Brüder, wie geworben wir!Auch unsre andern Freunde sollen hören diese Kunde hier.

       549 Kriemhild und meiner Mutter sollt Ihrs nicht verschweigen,dass ich mich ihr mit Brünhild in Diensten wolle neigenund all ihrem Gesinde und jedem, der mein Mann;wonach gestrebt mein Herze, wie wohl ich alles das gewann!

       550 Und sagt auch meinen Brüdern und den Gefreundten mein,dass sie mit großem Eifer dazu gerüstet sei’n.Man gebe allen Degen die Kunde wohl bekannt:eine große Hochzeit mit Brünhild halte ich im Land.

       551 Und saget meiner Schwester, damit sie das vernommen,ich sei mit meinen Gästen nun an Land gekommen,dass eifrig sie empfänge die Geliebte mein.Dafür will immerdar ich in Treuen ihr zu Diensten sein.«

       552 Da der vielkühne Recke Urlaub von ihm nahmund auch von Brünhilde, der Ritter lobesamritt in großer Freude nach Worms an den Rhein.Es konnte in allen Landen wohl kein bessrer Bote sein.

       553 Mit vierundzwanzig Recken er nach Worms da ritt;ohne den König kam er. Als man das teilte mit,litt das ganze Gefolge in Jammer da Not:sie fürchteten, dass ihr Herrscher dort geblieben wäre tot.

       554 Abstiegen die Boten; gar hoch stand ihr Mut.Eilend kamen beide, die jungen Könige gut,und alles Hofgesinde. Doch Gernot sprach da,weil er seinen Bruder nicht bei dem kühnen Sigfrid sah:

       555 »Willkommen, edler Ritter! Ihr sollt uns hören lassen,wo Ihr meinen Bruder, den König, habt verlassen!Brünhildes Stärke hat ihn uns genommen.Dann ist durch hohe Minne großer Schaden uns gekommen.«

       556 »Euch beiden edlen Recken und allen Magen seinentbietet seine Hulde der Heergeselle mein.Ich verließ ihn in Gesundheit. Er hat mich abgesandtals Boten mit der Nachricht,

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