Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt

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Art unbewusst geahnt. Auch Shilla wirkte nicht im Geringsten panisch. Statt mit dem Schicksal zu hadern, passte sie sich augenblicklich der Situation an.

      »Hysterie würde uns auch nicht weiterhelfen«, ließ sie ihn wissen, als sie seine Verblüffung bemerkte. »Was bleibt uns auch anderes übrig? Wir müssen schnellstens lernen, uns hier zurechtzufinden, und dürfen ihnen nicht in die Hände fallen. Wenn wir Glück haben, entdecken wir einen Weg, der uns nach Hause bringt. Wir sind hierher gekommen – also muss es auch zurückgehen.«

      »Sonst gründen wir eine vizianisch-menschliche Kolonie …« Jason seufzte. »Hast du noch mehr unangenehme Neuigkeiten?«

      »Wie man es nimmt. Die Technologie, die den Völkern des Nexoversums zur Verfügung steht, hilft uns nicht weiter. Eventuell können sie unseren Antrieb instand setzen, sodass wir unsere Mobilität zurückerhalten. Sie haben jedoch nicht die notwendigen Kenntnisse, um die Aggregate herzustellen, die uns aus dieser Misere heraushelfen würden. Erstaunlicherweise ist ihre Technologie mehrere Tausend Jahre alt und hat sich seither lediglich minimal weiterentwickelt.«

      »Was? Aber das …«

      »Das ist unnatürlich, ganz richtig. Ich vermute, dass der Nexus ihnen jegliche Innovation untersagt hat, zweifellos, um sich seine treuen Hilfsvölker zu erhalten. Diese würden bestimmt nicht den Befehlen einer geheimnisvollen Macht folgen, die sich Hintergrund hält, hätten sie die Mittel, sich von ihren Unterdrückern zu befreien. Wer weiß, womöglich ist der Nexus gar nur eine Erfindung der Bevollmächtigten, um die Völker in Schach zu halten.«

      »Also brauchen wir uns keinen großen Hoffnungen hinzugeben.«

      »So viel Pessimismus ist nun auch wieder nicht angebracht«, erwiderte Shilla gedehnt. »Denk an unsere Quartiere auf der Sentok und an die Kommunikatoren.«

      Jasons Augen verschmälerten sich. »Du hast recht. Diese Geräte und die Einrichtung unserer Kabinen sind erheblich moderner. Sie passen nicht zum Rest des Schiffs. Wer das gebaut hat, hat wahrscheinlich genau das, was wir brauchen.«

      »Anzunehmen. Allerdings wird es nicht leicht sein, an diese Dinge heranzukommen.«

      »Der Nexus«, sprach Jason aus, was sie beide dachten. »Hast du über ihn etwas herausgefunden?«

      »Negativ. Niemand weiß, wer oder was das ist und wo er oder es sich befindet. Das Nexoversum reicht weit über den Schmanski-Cluster hinaus. Dagegen sind die kleinen Sternenreiche innerhalb der Milchstraße Staubkörnchen. Den Nexus beziehungsweise das Hauptquartier der Machthaber in diesen Weiten zu finden, gleicht der Suche nach dem Nagel im Schraubenhaufen. Aber etwas könnte uns weiterbringen.« Shilla blendete ein neues Bild auf dem Monitor ein.

      Unwillkürlich erstarrte Jason beim Anblick des Raumschiffs. Diesen Typ hatte er erst einmal gesehen, und das vor nicht allzu langer Zeit. Es war kurz vor ihrem Sturz durch die Singularität gewesen.

      »Der Hairaumer«, flüsterte er.

      »Ein Schiff des Nexus«, präzisierte Shilla. »Sie sind hier zu Hause …«

* * *

      Die Ressourcen an für die Celestine verwertbaren Ersatzteilen des Gehirnfrachters waren schnell aufgebraucht, ohne dass das Schiff seine Mobilität zurückerlangt hatte. Jason und Shilla waren auf die Möglichkeiten der Werften auf Reputus angewiesen, die hoffentlich größere und bessere Lagerstätten besaßen. In der Folge hatten beide reichlich Zeit, sich mit den neuen Daten zu befassen, die sich nun im Computer ihres Raumers befanden.

      Regelmäßig suchte Jason das Gespräch mit Charkh und seinen Leuten, die ihm bereitwillig Auskünfte erteilten. Es entwickelte sich fast so etwas wie Freundschaft zwischen Jason und dem Arachnoiden, der jedoch stoisch an seiner höflichen Distanz gegenüber dem Herrlichen Lakai festhielt.

      Charkh verstand es, selbst von den ereignislosen Flügen der Sentok so unterhaltsam zu erzählen, dass ihm Jason gern zuhörte und auf diese Weise so manches über die Begebenheiten in diesem Raumsektor und über die Persönlichkeit des Kommandanten erfuhr. Er bedauerte, dass er dem Arachnoiden ihre wahre Identität nicht verraten und sich mit ihm anfreunden durfte. Ein wirklich faszinierender Mann, dieser Charkh, fand Jason. In der Milchstraße hätte er ein aufstrebender Offizier sein können, doch hier versauerte er an Bord eines klapprigen Frachters.

      Gern hätte sich Jason auch mit Sessha ausführlicher unterhalten, doch das Ende des vertraulichen Gesprächs wäre für sie beide unbefriedigend ausgefallen. Dieses verdammte … Leiden! Überdies wäre es nicht richtig gewesen, sich mit einer jungen Frau einzulassen, die er gewiss nie wiedersehen würde, wies sich Jason für seine gelegentlich entgleisenden Fantasien zurecht. Was Shilla davon halten würde? Nein, er hatte kein schlechtes Gewissen, absolut nicht, schließlich hatte er etwas gut seit der Sache mit Sentenza, dem Lackaffen, jawohl! Scheiße, wie lange war es her, dass er zuletzt …

      Stattdessen amüsierte er sich mit den anderen Besatzungsmitgliedern, indem er ihnen einige Würfel- und Kartenspiele beibrachte. Zu seiner Enttäuschung verplauderte sich jedoch niemand, dabei hätte es Jason brennend interessiert, was die Leute wirklich dachten. Mehr als die Standardfloskel »Heil dem Nexus« konnte er ihnen jedoch nicht entlocken.

      Der Flug nach Reputus verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse. Shilla vermied während dieser Tage den Kontakt zur Besatzung der Sentok, was man ihr nicht verübelte, da es selbstverständlich war, dass sich eine Bevollmächtigte nicht mit den Hilfsvölkern des Nexus abgab. Das war die Aufgabe ihres Lakaien. Zu Jasons Überraschung war sie klaglos in die Gästekabine übergesiedelt, während sie es sonst stets vorgezogen hatte, an Bord der Celestine zu bleiben, wenn sie bis zur Abwicklung eines Geschäfts irgendwo hätten Quartier nehmen können. Offenbar wollte sie Charkh und seine Crew nicht beleidigen, überlegte Jason und spürte trotz der logischen Antwort ein leichtes, nicht näher definierbares Unbehagen. Die Ereignisse der vergangenen Wochen mussten Shilla sehr zugesetzt haben: Jorans Folter, der unglückliche Sprung ins Nexoversum, ihr Streit, dazu die unheimliche Präsenz der Unbekannten … Vielleicht brauchte die Vizianerin einfach etwas Ruhe und Zeit für sich.

      Als Jason Shilla in ihrer Unterkunft besuchte, saß sie an ihrem Schreibtisch und studierte einige Sternkarten.

      Diesmal trug sie ein rosa Gewand von asymmetrischem Schnitt, das eine wohlgeformte Schulter frei ließ. Ihr langes Haar wurde von einem glitzernden Schmuckstück im Nacken zusammengehalten.

      »Hast du etwas gefunden, das uns weiterhelfen kann?«, erkundigte er sich.

      »Wie man es nimmt«, erwiderte Shilla. »Ich habe mir das Logbuch der Sentok angeschaut. Jeder neue Kommandant legt ein eigenes File für seine Dienstjahre an. Das von Charkh bezieht sich auf die letzten sechs Jahre, auf die ich mich konzentrierte. Wie ich vermutet hatte, fliegt ein Gehirnfrachter immer dieselben Routen zu einer der sogenannten Sammelstellen. Die Sentok pendelt zwischen Imasen, wo die Fracht gelöscht wird, und verschiedenen Welten in einem Sektor, der gut achthundert Kubiklichtjahre misst. Es gibt überall im Nexoversum solche Sammelstellen, die von vergleichbaren Schiffen angeflogen werden.«

      »Und was nutzt uns dieses Wissen?«

      Shilla ignorierte seinen Einwurf. »Jedes Rendezvous mit einem anderen Schiff wird genau aufgezeichnet. Ich habe mir erlaubt, die gespeicherten Informationen über die Celestine zu löschen und sie durch andere Daten zu ersetzen – nur für den Fall, dass jemand Nachforschungen über uns anstellen will. Ich denke, dass ich es auch auf Reputus schaffen werde, alle Angaben zu tilgen, die ihnen Hinweise auf unsere wahre Identität geben

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