Liccle Bit. Der Kleine aus Crongton. Alex Wheatle

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Liccle Bit. Der Kleine aus Crongton - Alex Wheatle

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zu Hollywood?«, fragte ich.

      »Was willst du sagen, Bit?«, legte sich McKay mit mir an. »Was weißt du denn schon? Die Bullen kommen mit allem durch. Guck dir doch an, wie die den Bruder auf der Northside abgeknallt haben, mit einer Bazooka …«

      »Er wurde erschossen«, behauptete ich.

      »Das wollen sie dir in den Nachrichten so verkaufen«, beharrte McKay. »Der Bruder wurde mit einer Panzerbüchse kaltgemacht. So wie die, die sie in Afghanistan verwenden. Der hatte Brocken von der Straße, Autoblech, Motorteile und Reifengummi in der Fresse. In der Straße ist ein Krater. Die Bullen können sich jeden Scheiß erlauben.«

      »Stimmt«, sagte Jonah. »Meine Schwester hat mir erzählt, ihren Freund haben sie in einem Secondhandladen festgehalten und durchsucht.«

      »Deine Schwester hat einen Freund?«, fragte ich.

      »Ja«, bestätigte Jonah. »Geht aufs Crongton College, spielt Basketball. Krass definierte Armmuskeln und ein irre kahl rasierter Schädel.«

      Mir rutschte das Herz in die Hose, und plötzlich hatte ich ein ganz komisches Gefühl im Bauch. Wieso ich gedacht hatte, dass ich jemals bei Heather eine Chance haben könnte, weiß ich nicht.

      Wir gingen weiter zum Laden an der Ecke. Wie immer standen dort Leute Schlange, um ihre Strom- und Gaskarten aufzuladen. McKay kaufte ein Twix, ein Mars und eine Cola, Jonah eine Packung Custard Creams, und ich bekam gerade genug Kleingeld für ein Twirl zusammen. Wir kamen aus dem Laden und futterten. Ich schlug meine Zähne in mein Twirl, schaute hoch und sah Manjaro und seine Crew auf uns zuradeln. Scheiße!, dachte ich. Ich hätte nie geglaubt, Manjaro mal auf einem Fahrrad zu sehen. Er hatte noch dasselbe blaue T-Shirt an. Die anderen beiden trugen blaue Basecaps. Die schlafende Babyschlange an seinem Hals war heute dünner. Lässig versuchte ich mich umzudrehen, aber er hatte mich schon entdeckt.

      Bevor ich wusste, was los war, hatte Jonah die Beine in die Hand genommen und war wie ein Jamaikaner, der dringend pissen muss, zu unserem Block gerast. McKay verzog sich wieder in den Laden und ich blieb alleine mit Manjaro stehen. Er wusste, dass ich ihn gesehen hatte, also konnte ich nicht einfach so tun, wie wenn nicht. Sein Mountainbike kam quietschend vor mir zum Stehen. »Kleiner!«, grüßte er mich.

      »Was geht, Manjaro?« Ich versuchte, cooler und älter zu klingen, als ich war, aber mein Herz pumpte wie das eines Pudels, kurz bevor ihn der Tiger zerfleischt.

      »Kommst du gerade aus der Schule?«, fragte er.

      »Ja.« Es ist Viertel vor vier und ich hab meine Schuluniform an. Blöde Frage, dachte ich.

      »Zeitverschwendung, Bro«, meinte Manjaro. Er stieg vom Rad und kam auf mich zu. »Du machst, was die von dir wollen.«

      »Hä?«

      »Um in dieser Welt zu überleben«, erklärte Manjaro. »Die wollen, dass du in die Schule gehst, danach auf die Uni, und zum Schluss sollst du dir einen Job suchen, damit sie Steuern von dir kassieren können. Die interessieren sich einen Scheiß für dich, es sei denn, sie bekommen kein Geld von dir.«

      Ich sagte nichts.

      »Tu mir einen Gefallen, Kleiner«, bat Manjaro.

      »Was für einen?«, fragte ich.

      »Geh in den Laden und kauf mir drei Choc-Nut-Eis.«

      Ich war noch am Überlegen, als Manjaro schon eine dicke Brieftasche hinten aus der Jeans zog. Kam mir nicht real vor – der OG aus unserem Viertel wollte ein Eis am Stiel? Er zog einen Zwanziger raus und gab ihn mir. Der Schein war frisch und nagelneu. Ich konnte ihn fast riechen.

      »Drei Mal Choc-Nut«, wiederholte Manjaro. »Und wenn du willst, auch eins für dich.«

      Manjaros zwei Freunde sahen einander an und lachten. Ich ging in den Laden. McKay war immer noch drin, blätterte in einer Fußballzeitschrift. »Ich höre zu und behalte alles im Blick, Bro«, flüsterte er.

      »Danke für die Rückendeckung!«, sagte ich.

      »Kauf das Eis, und dann verziehst du dich.«

      »Das war mein Plan.«

      »Wenn du dir auch eins holst, gibst du mir die Hälfte ab?«

      »Nein! Lies lieber weiter den Scheiß über Cristiano Ronaldo!«

      Ich ging wieder raus und gab Manjaro seine Choc-Nuts. Seine beiden Brüder waren immer noch am Kichern. Durch sie kam ich mir noch kleiner vor, als ich sowieso schon war. Wenn ich größer und älter gewesen wäre, hätte ich ihnen eine reingehauen. Oder mir gewünscht, dass ich ihnen eine hätte reinhauen können. Ich ging rüber, wollte Manjaro den Zehnpfundschein und das Kleingeld zurückgeben.

      »Behalt’s«, sagte er.

      »Was?«

      »Kannst es behalten. Und du musst nicht mal Steuern dafür zahlen. Ich bin weg!«

      Manjaro und seine Brüder eierten einhändig die Straße runter, leckten ihr Eis am Stiel. Ich hoffte, sie würden das Gleichgewicht verlieren und die kalten Köstlichkeiten fallen lassen.

      Ich starrte den Zehnpfundschein an wie einen Gold-Nugget im Stummfilm. Davon könnte ich mir einen echt geilen Haarschnitt organisieren, dachte ich. Oder lieber eine neue Cap kaufen? Oder es beiseitelegen für ein paar neue Sneaker? Bevor mir noch mehr Verwendungsmöglichkeiten einfielen, spürte ich McKays große rechte Hand auf meiner Schulter. »Kaufst du mir ein Eis?« Er grinste. »Werd bloß nicht knausrig. Du weißt, dass ich dasselbe für dich tun würde.«

      »Würdest du nicht«, sagte ich.

      »Bruder!«, protestierte McKay. »Wie kannst du so schlecht über mich sprechen? Wenn meine Großmutter an einem heißen Sommertag in ihrer Wohnung im neunundneunzigsten Stock verdursten würde, ich würde dir trotzdem erst mal ein Eis kaufen, bevor ich nach ihr sehe. Das weißt du!«

      McKays Großmutter wohnte im dritten Stock in einem Block gegenüber. Ich kaufte McKay ein Eis, nur damit er die Klappe hielt, und steckte das Wechselgeld ein. Als ich mich auf den Weg zu meinem Block machte, erklärte mir McKay, ich sei sein bester Freund, aber ich hatte auch schon mal gehört, wie er es zu Jonah gesagt hatte, als der ihm was gekauft hatte.

      Ich ging die Stufen hoch und hörte plötzlich eine vertraute Stimme von oben. Mein Dad. Aber es war Mittwoch. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich Dad das letzte Mal an einem Mittwoch gesehen hatte, dem Tag, an dem Mum ihren freien Nachmittag hatte. Ich wartete auf dem Treppenabsatz unter meinen Eltern.

      »Also, was stehst du mit deinem nutzlosen Arsch vor meiner Tür?«, fuhr ihn Mum an.

      »Ich will meine Kinder besuchen«, erwiderte Dad. »Und meinen Enkel. Hab ihn eine ganze Weile nicht gesehen.«

      »Verzieh dich mit deiner traurigen Existenz, Mann!« Mum hob die Stimme. »Ich will nicht, dass du ihnen Flöhe in die Ohren setzt. Du versprichst, dass du kommst, und dann lässt du dich nicht blicken, und plötzlich stehst du mit deinen dreckigen Füßen hier auf der Matte. Du hast die beiden schon viel zu oft enttäuscht.«

      »Aber ich hab’s erklärt«, flehte Dad. »Stefanie war krank. Wir mussten sie ins Krankenhaus bringen …«

      »Bevor

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