Liccle Bit. Der Kleine aus Crongton. Alex Wheatle

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Liccle Bit. Der Kleine aus Crongton - Alex Wheatle

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paar Horrorgeschichten über Raketenabschussstationen, die die Bullen auf North und South Crongton richteten, um endlich das Gang-Problem in unserer Gegend in den Griff zu bekommen. »Kein Witz, Brüder«, sagte McKay und tat total entrüstet. »Die Raketen stecken unter dem Asphalt vor der Bullenwache. Könnt ihr mir glauben, wenn das mit den Messerstechereien und den Morden nicht aufhört, bomben die uns die Iros und Afros von den Schädeln. Danach stellen sie sich ins Fernsehen und erzählen der Nation, ein Bruder von uns hätte eine Bombe bei der Armee geklaut und irgendwie dran rumgebastelt, bis sie hochgegangen ist. Könnt ihr glauben …«

      McKay machte eine Pause. Von links sah er Manjaro und drei aus seiner Crew auf uns zukommen. Wieder so ein Eis-auf-Knochen-Gefühl. Verflucht! Die hatten Einkaufstüten dabei. Das war vielleicht ein abgefahrener Anblick – normalerweise sah man die Gangsta von South Crong nicht mit Einkaufstüten in der Hand.

      »Kleiner«, rief Manjaro. »Danke und Respekt, dass du auf mich gewartet hast.«

      Ich konnte nicht glauben, dass er das gesagt hatte. Der große Manjaro bedankt sich bei mir! Jonah hatte seinen Ach-du-Scheiße-Blick drauf; McKay schüttelte den Kopf. Manjaro und seine Crew stellten die Einkauftstüten vor mir ab. Die Tüten waren voll mit Markenklamotten, Markenschuhen und Spielsachen.

      »Für Jerome«, erklärte Manjaro. »Achte drauf, dass er’s auch kriegt. Hast du kapiert?«

      Ich nickte. Ich konnte nichts Schlimmes dran erkennen, wenn ich ein paar neue Klamotten für Jerome mit nach Hause brachte. Mann! Der wird das am besten gekleidete Baby von ganz Crongton sein! Einschließlich Crongton Village, wo in den Auffahrten nur Autos mit Allradantrieb und Audi Cabrios parkten. Und vielleicht helfen die Spielsachen ja, sodass Jerome aufhört, ununterbrochen zu schreien. McKay schüttelte immer noch den Kopf, aber Jonah nickte.

      »Komm mal her«, beharrte Manjaro.

      Ich stand auf. Manjaro legte mir eine Hand auf die Schulter und grinste. Der kalte Hauch von Voldemort fuhr mir durch die Blutbahn. Wir setzten uns in Bewegung. Seine Jungs sahen uns ganz komisch an. Ich muss zugeben, dass ich mir echt wichtig vorkam, so wie ich da neben Manjaro herlief. Ja. Ich war jemand und nicht mehr nur der blöde kleine Niemand, der beim Fußball nie einen Ball abbekam.

      »Ist irgendwie scheiße, dass es mit deiner Schwester nicht so geklappt hat«, fing Manjaro an, kaum dass wir weit genug von den anderen weg waren. »Aber mir ist das mit dem Vatersein wichtig, hast du kapiert?«

      Vatersein ist ihm wichtig? Für meine Festplatte war das ganz schön viel zu verarbeiten, aber ich dachte, besser nicken.

      »Ich will an Jeromes Leben teilhaben«, fuhr Manjaro fort. Seine Stimme war ruhig und überzeugend. »Du vermisst deinen Dad doch auch in deinem Leben, oder?«

      »Ja«, gab ich nach einer Weile zu. »Ich wünschte, er würde noch bei uns wohnen.«

      »Jerome ist ein Teil von mir, hast du kapiert? Elaine und ich kriegen es zusammen nicht hin, aber ich finde es unfair, dass ich kein guter Dad für ihn sein darf. Mein Dad war kein guter …« Ich riskierte einen Blick zu ihm nach oben. Auf seinem Gesicht lag ein Schweißfilm und die Schlange an seinem Hals zuckte, als er die Schultern nach hinten durchdrückte. »Ich sag dir das, Kleiner, weil ich dir vertraue. Du kommst mir ehrlich vor, anders als die meisten Brüder hier. Kannst du glauben.« Er blieb stehen und starrte mir direkt ins Gesicht. Ich zwang mich zurückzuschauen. »Also, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du die Sachen für Jerome mit nach Hause nimmst.«

      »Cool, Bro«, erwiderte ich. »Mach ich.«

      Manjaro grinste wieder. »Bin froh, dass bei dir ankommt, was ich sagen will.« Er zog seine Brieftasche raus, leckte den rechten Daumen und den Zeigefinger an und zog zwei Zehnpfundscheine raus. Dann gab er mir das Geld. »Für deine Unannehmlichkeiten.«

      »Welche Unannehmlichkeiten?«, fragte ich.

      »Könnte sein, dass du Krach mit deiner Schwester kriegst.«

      Er machte mir erneut Mut, indem er mir auf die Schulter klopfte, dann war er weg, seine drei Brüder gingen mit ihm über den Fußballplatz. Das Spiel wurde unterbrochen, die Spieler senkten respektvoll die Köpfe, bis alle vorbeigelaufen waren. Mann! Das würden die nicht mal machen, wenn die Bürgermeisterin dieser irren Stadt hier höchstpersönlich vorbeikäme.

      Jonah und McKay schoben sich wieder an mich ran. »Jetzt kannst du ja Cola kaufen«, meinte Jonah.

      »Und Erdnüsse«, ergänzte McKay.

      »Nur wenn ihr mir helft, den Kram nach Hause zu schleppen.«

      McKay und Jonah trugen jeder eine Tüte und folgten mir zum Supermarkt, wo ich zwei Literflaschen Cola und zwei Tüten Erdnüsse kaufte. Auf dem Mäuerchen vor dem Laden haben wir erst mal getrunken und gefuttert. Wir sahen Leute kommen und gehen. War ein gutes Gefühl, kaufen zu können, egal was wir wollten, aber dann hatte ich irgendwann so viel Cola intus, dass mir schlecht war. Ich musste mich echt hartnäckig gegen meine beiden Brüder wehren, weil sie jetzt auch noch Schokoriegel, Eis und Handyguthaben von mir wollten. McKay brachte gute Argumente vor, meinte, sein Dad hätte mir ja auch Chickenwings und Pommes spendiert, und jetzt würde ich mein Geld in der Tasche behalten.

      Ich trank den Rest von der Cola, dann machte ich mich auf den Weg nach Hause. Jonah half mir, die Tüten schleppen, und McKay ging in der entgegengesetzten Richtung davon. Ich drehte den Schlüssel in der Wohnungstür und dachte möglichst nicht daran, was Manjaro gesagt hatte von wegen Krach mit meiner Schwester. Wird alles cool, sagte ich mir. Jerome braucht schließlich was Neues zum Anziehen. »Elaine!«, rief ich, als ich eintrat. »Ich hab was für dich!«

      5

      EIN DÄMLICHES ARSCHLOCH

      »HÖR AUF RUMZUSCHREIEN, LEMAR.«Gran kam in den Flur. Mit einem Finger stocherte sie in Richtung von Elaines Zimmer. »Klopf an die Tür. Oder willst du Jerome wecken?«

      »Wo ist Mum?«, fragte ich leise.

      »Hast du dein Hirn heute nicht eingeschaltet, Lemar? Weißt du nicht, dass Samstag ist? Sie ist bei der Arbeit. Müsste eigentlich schon auf dem Nachhauseweg sein.«

      Ich hatte gehofft, dass Mum da sein würde. Ich wollte ihr zeigen, dass ich was für Jerome mitgebracht hatte. Zwar hatte ich die Klamotten nicht selbst gekauft, aber immerhin lieferte ich sie ab. Wer weiß?, dachte ich. Vielleicht versuchen Manjaro und Elaine es danach noch mal auf diplomatischem Wege und vertragen sich wieder. Manjaro hat recht. Ein Dad muss im Leben seiner Kinder vorkommen. Das wird Elaine einsehen.

      Als ich an ihre Tür klopfte, war ich eigentlich ganz zuversichtlich.

      »Komm rein«, rief Elaine.

      Sie saß auf dem Bett, schaukelte Jerome in den Schlaf. Ein jamaikanisches Kopftuch zierte ihre Stirn und ihr Afro schien direkt da rauszuwachsen. Wenn sie grinste, wurden die Grübchen in ihren Wangen tiefer. Aus Elaines Gettoblaster kam leise »New Me Dawning« von Tasha’s World – sie glaubte, entspannte Grooves würden Jerome beim Einschlafen helfen. Sie berührte Jeromes Lippen mit dem rechten Zeigefinger. War ein gutes Gefühl, sein Onkel zu sein. »Ich hab was für ihn«, sagte ich.

      »Was denn?«, fragte Elaine, schaute dabei aber weiter Jerome an.

      »Steht draußen im Flur.«

      »Kannst du mir nicht sagen, was es ist?«

      »Komm

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