Liccle Bit. Der Kleine aus Crongton. Alex Wheatle

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Liccle Bit. Der Kleine aus Crongton - Alex Wheatle

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sie andauernd, also schieb deinen nutzlosen Arsch aus der Bahn und geh zurück zu deiner dreckigen Schlampe …«

      »Sie hat einen Namen.«

      »Genau, den hat sie, und ich hab sie gerade bei ihrem Namen genannt! Hast du mir meine Alimente mitgebracht?«

      Langes Schweigen. »Nein. Nein, es war sehr schwierig, als Shirley nicht arbeiten konnte. Sie musste sich um Stefanie kümmern, weißt du …« Wieder Pause. »Ich will nur wissen, ob Elaine und Lemar zu Hause sind. Mich ein paar Minuten mit ihnen unterhalten, meinen Enkel sehen und ihnen erklären, was passiert ist …«

      »Elaine und Lemar sind nicht da!«

      »Ich bin hier, Mum«, sagte ich und kam die Treppe hoch. Ich wollte nicht, dass sie Dad verjagte, bevor ich mit ihm geredet hatte.

      Er sah mich erstaunt an und grinste irgendwie ein bisschen. Über seinem Paketauslieferer-Pulli trug er eine Jeansjacke. Ich sah Mum am Gesichtsausdruck an, dass ihr mein Timing nicht gefiel. Ganz und gar nicht. »Lemar, mach, dass du reinkommst. Du hast bestimmt Hausaufgaben, um die du dich kümmern musst.«

      Ich warf Dad einen Blick zu und grinste andeutungsweise im Vorbeigehen. »Hi, Dad«, grüßte ich. Eigentlich hätte ich ihn gerne gefragt, wie’s Stefanie ging, aber ich wollte Mum nicht ärgern. Nicht wenn sie ihr Ich-bin-im-Krieg-Gesicht machte.

      Dad wirkte ganz schön gestresst um die Augen. »Was geht, Lemar?«

      »Alles wie immer«, erwiderte ich. »Nur …«

      »Mach, dass du reinkommst verdammt!«, befahl Mum. Sie verschränkte die Arme und ich wusste, dass sie mir den Fernseher aus dem Zimmer holen würde, so ernst war’s ihr. Ich spürte den Luftzug, als sie hinter mir die Tür zuschlug. Wenig später hörte ich laute Stimmen.

      Der Geruch nach Makkaroni-Käse-Auflauf stieg mir in die Nase und ich fand Gran in der Küche, wie sie gerade in den Ofen schaute. »Sieht gut aus.« Sie lächelte mich an, richtete sich auf. »Kleiner, mach dir keine Sorgen, weil deine Mutter und dein Vater streiten. Das machen sie nur, weil sie dich lieb haben.«

      »Wo ist Elaine?«, fragte ich.

      »Oh, die ist mit Jerome los, eine Freundin besuchen.«

      Gran konnte nichts tun, damit es mir besser ging. Konnte sie nie, wenn Mum und Dad stritten. Sie fing an, ihren Lieblingssong von Bob Marley zu singen. »Don’t worry about a thing, cos every liccle thing, is gonna be all right!« Sie lächelte mich voller Hoffnung an und ich zwang mich, ihr Lächeln zu erwidern. Ich wünschte, ich hätte behaupten können, dass es mir durch Grans Song besser ging, aber ich hatte ihn viel zu oft gehört und inzwischen war ich auch schon zu alt dafür.

      Ich ging in mein Zimmer und warf meinen Rucksack aufs Bett. Dann betrachtete ich den Druck eines Gemäldes von L. S. Lowry, auf dem Männer und Frauen vor riesigen Fabriken und Schornsteinen zu sehen waren. Dad hatte ihn mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt, und jetzt hing er über meinem Bett. Stefanie war meine fünfjährige Halbschwester, und seit ihrer Geburt hatte sie immer wieder zum Arzt gemusst. Dad hatte nie richtig erklärt, was ihr fehlte, aber anscheinend stimmte was nicht mit ihrem Blut.

      Dad hatte Mum verlassen, als ich sieben Jahre alt war. Mum hat ihm nie verziehen, dass er sie sitzen gelassen hat und zu Shirley, Stefanies Mum, gezogen war. Mum und er waren schon lange befreundet gewesen und sogar zusammen zur Schule gegangen. Bis ich auf die weiterführende Schule kam, hatte ich Dad ganz lange nicht gesehen. Ich glaube, er hatte Schiss, uns zu besuchen, aber Elaine ist heimlich zu ihm hin und hat sich bei Shirley zu Hause mit ihm getroffen. Wenn Mum das mitbekommen hätte, hätte sie Elaine an einen Buggy und einen Hochstuhl gefesselt und über die Balkonbrüstung geworfen. Dad fing erst ungefähr vor einem Jahr an, uns wieder zu besuchen, ungefähr zu der Zeit, als Stefanie zum ersten Mal ins Krankenhaus musste. Erst hat Mum fürchterlich geschimpft, aber dann war sie damit einverstanden, dass Dad mich jeden zweiten Samstag abholte. Wenn er mich zu spät abgeliefert hatte, schimpfte Mum so lange mit ihm, bis er wieder in seinem Transporter saß. Mum gab mir zwei Anweisungen, an die ich mich zu halten hatte, wenn Dad was mit mir unternahm. Erstens durfte ich niemals »Mum« zu Shirley sagen und zweitens nach meiner Rückkehr auf keinen Fall Stefanie erwähnen. Dad und ich waren uns mit der Zeit wieder nähergekommen, aber jetzt hatte er schon seit Monaten nichts mehr mit mir gemacht. Nur das Bild zu meinem letzten Geburtstag geschickt. Meine Familie hatte einwandfrei alles, was man für einen Auftritt in der Sendung von Jeremy Kyle brauchte, ein bisschen wunderte es mich, dass uns die Produzenten noch nicht viel Geld geboten und eingeladen hatten.

      Als ich auf dem Bett lag, hörte ich die Wohnungstür knallen und danach Stimmen in der Küche. Ich ging ans Fenster und lehnte mich raus, schaute auf den Parkplatz unten. Ich sah Dad in seinen Transporter steigen und alleine wegfahren. Ich fragte mich, ob er sich in diesem Moment genauso schlecht fühlte wie ich.

      4

      EIN ECHTER GANGSTA FRAGT IMMER ZWEIMAL

      AM NÄCHSTEN SAMSTAG SPIELTEN JONAH UND ICH God of War bei McKay auf der Playstation 3. Wie immer verlor ich, aber ich war gut drauf, weil McKays Dad uns einen Eimer voll Chickenwings mit Pommes gekauft hatte. Wir spülten alles mit zwei Flaschen kalter Cola runter und hatten danach eine Wagenladung voll Energie, die wir irgendwie wieder loswerden mussten. Wir gingen in den Park zwischen North und South Crongton, um ein bisschen zu chillen und den Älteren beim Fußball zuzusehen. Manchmal hingen da auch ein paar Mädchen rum, also machte ich mich locker und ging, als würde mir halb New York gehören. McKay und Jonah lachten mich aus, war mir aber egal.

      Es war ein schöner Tag, warm genug, sodass man nur im T-Shirt rumlaufen konnte. Im Park trugen die meisten Brüder blaue Oberteile und Schweißbänder – das Standard-Outfit von South Crong. Die North Crongs auf der anderen Seite des Parks spielten auch Fußball, aber in Schwarz. Hinter ihnen ragten die Bäume von Gully Wood auf. Da unten hin würde sich nur ein besonders tapferer oder bescheuerter South Crong trauen. Zu gefährlich. Der Crongton teilte den Wald, schlängelte sich mal so und mal so rum, die letzte Leiche von einem aus dem Viertel wurde dort gefunden. Am liebsten hätte ich das Niemandsland gezeichnet, aber was hätten die North Crong Brüder von mir, meinen Bleistiften und dem Din-A3-Skizzenblock gehalten?

      Der, den sie umgebracht hatten, war ein North Crong gewesen. Die Bullen hatten ihn mit dem Gesicht nach unten im Wasser gefunden, die Hälfte von der Nase war ab. McKay behauptete, dass Manjaro ihm die verkorkste Schönheitsoperation verpasst hatte. Die ganze Sache war völlig bescheuert, wenn meine Gran auf einem ihrer Nachmittagsspaziergänge nach North Crong gewandert wäre, wäre sie da viel sicherer gewesen als ich. O Gott! Wenn Manjaro mich noch öfter um einen Gefallen bitten würde, dann hoffte ich wirklich, dass es bei Eis holen blieb.

      Um uns herum fuhren ein paar Typen Wheelies. Andere chillten, hörten Rap, Grime und R&B, der aus ihren Gettoblastern dröhnte. Alle anderen spielten mit ihren Handys. Ein paar zweitklassige Mädchen stellten ihre tätowierten Hälse und Waden aus, sie hatten billige Extensions oder Kiss Curls. Aus ihren falschen Wimpern hätte man gut Gartenrechen basteln können. Ich sah mich kurz um, konnte Venetia aber nirgendwo entdecken. Erstklassige Mädchen wie sie gingen nicht in den Park. Während wir uns nach einer Stelle umguckten, um unsere Ärsche zu parken, hörten wir ein paar Brüder erzählen, dass es kurz vorher Ärger zwischen ein paar South Crongs und einem North Crong gegeben hatte.

      Es hatte schon öfter Drohungen und wilde Beschimpfungen gehagelt, aber meistens ging’s nicht weiter, nicht im Park, wo jeder zuguckte und alle ihre Handys in den Fingern hatten, bereit, jederzeit mitzufilmen. Die Brüder und Schwestern hier waren also alle einigermaßen entspannt.

      Wir fanden eine Stelle direkt

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