Home Girl. Alex Wheatle

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Home Girl - Alex Wheatle

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sicher, die werden nichts sagen«, behauptete Louise.

      Eine Stunde später bogen wir in Monk’s Orchard in eine ruhige Straße ab und gingen zu Friar’s Tuck. Eine fette braune Katze lag faul auf dem Fensterbrett und beäugte mich. Das Café war klein, hatte nur acht Tische. Hauptsächlich waren Graurücken da und verkosteten Tee, verknusperten Kuchen und lösten Kreuzworträtsel. Wir setzten uns ans Fenster und ich nahm eine Speisekarte, schaute fünf Minuten durch. »Ich nehme den Pie mit Huhn und Pilzen, dazu Erbsenpüree, Pommes und eine große Cola.«

      Louise zog ihre Jacke aus, legte sie auf den Stuhl neben sich und musterte erneut meine Haare. »Wessen Idee war das denn mit der neuen Frisur?«, wollte sie wissen. »Deine?«

      »Ja. Colleen hat’s heute fertig gemacht.«

      »Dann hat also weder Tony noch sie das vorgeschlagen?«

      »Nein, war meine Idee. Mal was anderes, oder? Kim wird vor Neid sterben. Sie wollte die Haare immer schon haben wie die schwarzen Mädchen. Nats hat Glück, die ist schwarz und kann sich die Haare selbst machen. Einmal haben Kim und ich die Schule geschwänzt und sind in so einen Salon in Ashburton. Du weißt schon, wo die Friseure tageweise einen Stuhl mieten. Wir wollten uns Zöpfchen machen lassen, aber Kim hat vorher Schiss bekommen. Ich wär rein.«

      »Ich finde, bei schwarzen Mädchen sieht das gut aus, aber …«

      »Aber was? Bei mir nicht? Sharyna fand’s supertoll. Und Pablo auch. Willst du nicht bestellen?«

      »Äh, doch, aber du darfst deine Identität nicht aufgeben, Naomi.«

      »Meine Identität?«, fragte ich. »Wusste gar nicht, dass ich eine habe. Was hab ich denn für eine Identität?«

      Louise rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Na ja, äh«, stammelte sie. »Die Sache ist die, Naomi, wenn du eine andere ethnische Identität übernimmst, läufst du Gefahr, die eigene zu verlieren. Beim Jugendamt gibt es alle möglichen Vorschriften, die Eltern in der Notpflege untersagen, Einfluss auf die kulturelle Identität der Kinder zu nehmen.«

      »Die was untersagen?«, fragte ich. »Keine Ahnung, wovon du redest mit deinem ganzen kulturellen Kauderwelsch. Ich will einfach nur salonfähig aussehen. Sagst du mir nicht immer, dass ich mehr auf mein Erscheinungsbild achten soll?«

      »Ja, das sage ich, Naomi, aber …«

      »Aber was?«, widersprach ich.

      Louise sog lange Luft ein. »Du könntest etwas von dir selbst verlieren, die wahre Naomi Brisset«, sagte sie. »Zum Beispiel würdest du doch von einem schwarzen Jungen, der keine Ahnung von Schottland hat, auch nicht erwarten, dass er einen Kilt trägt?«

      »Was ist denn ein Kilt? Ein kariertes Kondom oder was? Ich denke, du hast nicht mehr alle Klöße im Gulasch, Louise. Die wahre Naomi Brisset will Zöpfchen so wie Solange Knowles und Alicia Keys. Findest du nicht, dass die megageil aussehen? Kim und Nats finden das auch.«

      »Doch, die sind beide sehr attraktiv.«

      »Warum machst du dir dann ins Hemd wegen meinen Zöpfchen? Wenn wir dieses Jahr einen guten Sommer kriegen, seh ich zu, dass ich braun werde. Ich würde gerne aussehen wie Rita Ora.«

      »Rita Ora ist nicht braun, Naomi.«

      »Bist du sicher? Ich finde, die sieht braun aus. Entweder von der Sonne, oder sie hat sich so eine Power-Sonnenbank ins Schlafzimmer gestellt und schläft nachts drauf.«

      Eine Kellnerin kam und nahm unsere Bestellung auf. Louise entschied sich für einen langweiligen Salat. Wozu soll das gut sein, wegen einem Salat bis nach Monk’s Orchard zu fahren? Ich bestellte absichtlich den teuersten Nachtisch – Tiara-Sue. Ihr Portemonnaie brauchte eine Abspeckkur.

      »Am Samstag kommt eine neue Pflegefamilie aus dem Urlaub zurück«, sagte Louise. »Die Hamiltons. Ich dachte, vielleicht passt du ganz gut zu denen. Die haben eine neunzehnjährige Tochter. Sie studiert an der Uni und könnte einen guten Einfluss auf dich haben.«

      »Weiß nicht«, sagte ich. »Ich will erst mal sehen, wie’s mit Colleen läuft. Die ist super. Wusstest du, dass sie selbst im Heim war?«

      »Ja, weiß ich. Aber was ist mit Tony? Verstehst du dich denn auch mit ihm?«

      »Ungelogen«, erwiderte ich, »der kann schon ganz schön arschgesichtig sein. Macht voll auf Mann-im-Haus. Erinnert mich ein bisschen an Rafi. Rafi wollte mir auch Vorschriften machen. Aber ich hab keine Angst vor Tony und ich glaub auch nicht, dass er ein Fummler ist. Er ist schön unten geblieben, als ich geduscht hab. Und ich mag Sharyna und Pablo, kann mich um die beiden kümmern. Vielleicht fragen mich Tony und Colleen ja, ob ich babysitten will, wenn sie mal in den Urlaub wollen? Wo wohnen denn diese Hamiltons?«

      »Spenge-on-Leaf«, erwiderte Louise. »In einem tollen Haus.«

      »Spenge-on-Leaf«, wiederholte ich. »Das ist doch, wo die Reichen wohnen. Kim hat mir erzählt, sie ist mal mit einem von da zusammen gewesen. Sie dachte, er ist zwanzig …«

      »Du sollst nicht immer alles glauben, was Kim dir erzählt«, sagte Louise.

      »Willst du sagen, dass sie lügt?«

      »Äh, nein … egal, die Hamiltons wohnen an einem Hang und haben eine wunderschöne Aussicht.«

      »Eine wunderschöne Aussicht«, wiederholte ich. »Wenn ich eine schöne Aussicht will, guck ich mir Postkarten an.«

      »Hmmm.«

      »Du sollst nicht hmmm machen, wenn ich was sage«, sagte ich. »Im Heim war so ein Junge aus Swim Lanka. Schöne schwarze Haare hatte der. Früher hatte er in einem Haus am Strand gewohnt, aber so wie er’s erzählt hat, war’s wohl eher eine Hütte – zum Kacken musste er nach draußen. Still war der. Würdest du nicht glauben, was der für eine Scheiße hinter sich hatte. Die schöne Aussicht hat ihm nicht viel geholfen. Tatsächlich hat sie seiner kleinen Cousine sogar das Leben gekostet. Er hat mir ein Bild von ihr gezeigt – sie hatte …«

      »Das ist was anderes.« Louise schnitt mir wieder das Wort ab.

      »Diese Hamiltons …«, fragte ich. »Was sind die von Beruf?«

      »Tim, Mr Hamilton, ist Architekt. Er hat Aufträge im ganzen Land und darüber hinaus. Seine Frau Susan arbeitet ehrenamtlich im Jugendzentrum in der South Smeckenham Road und hat viel Erfahrung im Umgang mit Kindern jeden Alters. Sie ist jetzt seit fast einem Jahr in der Kindernothilfe.«

      »Was macht ein Architekt?«, fragte ich.

      »Er entwirft Gebäude.«

      »Er entwirft Gebäude? Dann sind die weiß, richtig? Ich hab noch nie gesehen, dass Schwarze Gebäude entwerfen – nicht mal im Fernsehen.«

      »Äh, ja, die sind weiß. Die Goldings sind als Übergangslösung wunderbar, aber meinst du nicht, es wäre auf lange Sicht passender, wenn du bei deinesgleichen unterkommst?«

      »Kommt drauf an, ob sie okay sind«, erwiderte ich. »Ein Architekt und eine aus der Jugendhilfe? Klingt nicht so cool.«

      Louise bedachte mich mit einem ihrer echt-jetzt-Blicke.

      »Also dann, Miss Brisset«, schmunzelte sie, »was wäre

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