Home Girl. Alex Wheatle

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Home Girl - Alex Wheatle

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klar.«

      »Louise wird echt geschockt sein«, grinste ich.

      Ich sauste an Colleen vorbei, die Treppe hoch.

      Anderthalb Filme später kam ich wieder runter, um mir Saft zu holen. Ich ging am Wohnzimmer vorbei und sah Tony dort auf einem Kissen sitzen. Colleen parkte hinter ihm auf einem Sessel und massierte ihm die Schultern. Auch das hatte ich bei Mum nie gesehen, dass sie so was bei Rafi oder Dad gemacht hatte. Wahrscheinlich hatten sie sich zu viel gestritten und keine Zeit dafür gehabt.

      »Alles okay?«, fragte Tony.

      »Ja«, erwiderte ich. »Sharyna und Pablo sind in meinem Zimmer und gucken was.«

      Tony und Colleen wechselten Blicke. Ich ließ sie.

      Als ich ein großes Glas Cola runtergekippt hatte, saßen Sharyna und Pablo mit offenen Mündern links und rechts an Kissen gelehnt neben mir. Ich hatte das Licht ausgemacht und die Vorhänge zugezogen. Sie schauten sich einen krumm gebauten Typen mit nur einem Auge, einer weißen Weste voller Flecken und einer zerrissenen Jeans an, der mithilfe einer Bohrmaschine gruselige Schweinereien mit dem kleinen Zeh eines gefesselten Teenagermädchens veranstaltete. Die blonde Schnalle schrie und schrie noch mal, dann wurde sie bewusstlos. Geschieht ihr recht. Wieso hat sie auch Sex mit ihrem Freund auf dem Rücksitz von ihrem gebrauchten Honda haben müssen? Pablo legte sich die Hände vors Gesicht. Sharyna bohrte sich die Finger in die Wangen – ihre Augen waren groß wie braune Spiegeleier.

      Jemand bewegte den Türknauf.

      Mein Kopf drehte sich zur Tür. Tony feuerte Kanonenkugelblicke auf mich ab, dann marschierte er schnurstracks zum Fernseher, schaltete ihn aus und funkelte Pablo und Sharyna an. »Ab ins Bett!«

      Ein breites Grinsen zeigte sich auf Pablos Gesicht. »Gute Nacht, Nomi.« Er stand auf und verzog sich zuckersüß in sein Zimmer.

      Sharyna brauchte eine Weile, bis sie sich rührte. Sie stand vom Bett auf und starrte unter sich. »Wir beide unterhalten uns gleich noch, junges Fräulein.«

      »Ja, Dad«, erwiderte Sharyna.

      Tonys Blick feuerte jetzt wieder auf mich. Er sah aus, als hätte er lange keinen Kürbissaft mehr gehabt. »Denen war langweilig, also haben sie bei mir angeklopft und gefragt, was ich mache«, sagte ich. »Sie wollten gucken, was ich geguckt hab. Sie haben ja keinen DVD-Player im Zimmer. Dabei hättest du genug Kohle, um ihnen einen zu schenken.«

      Tony warf die DVD aus, hielt sie in der linken Hand, während er den Player vom Fernseher abkabelte. Er fuchtelte in der Luft damit herum, als wär’s ihm total egal. »Das«, sagte er, »gehört sich nicht. Ganz offensichtlich kann man dir nicht vertrauen. Kinder von sechs und elf Jahren sollten so was nicht gucken.«

      Tony verließ mein Zimmer mit der DVD in der Hand.

      »Wo willst du hin mit meiner DVD?«, fragte ich. Ich sprang aus dem Bett und rannte Tony in den Flur hinterher.

      »Irgendwohin, wo du sie nicht findest«, erwiderte er.

      »Aber die gehört mir. Dein scheiß Name steht da nicht drauf!«

      »Du bist zu jung, um dir so was anzuschauen.«

      »Trotzdem gehört sie mir! Wer bist du, dass du mir meine Sachen abnehmen darfst? Hast du sie gekauft? Nein! Also gib sie mir wieder! Unverschämtheit!«

      »Das ist mein Haus und du wirst dich an meine Regeln halten.«

      »Ich hab nicht drum gebeten, herzukommen, du Arschgesicht! Scheiß auf deine verkackten Vorschriften! Gib mir die DVD zurück.«

      »Hör auf mich zu beleidigen, junges Fräulein, sonst bekommst du sie nie wieder.«

      »Das nennst du beleidigen? Halt schön die Luft an, ich hab noch gar nicht richtig angefangen.«

      Pablos Zimmertür flog auf – ich konnte seinen halben Kopf und sein Grinsen sehen.

      »Du kannst deine DVD wiederhaben, wenn du dich dafür entschuldigst, dass du sie kleinen Kindern gezeigt hast.«

      »Dann gibst du sie mir nicht wieder?«, fragte ich.

      »Ob du einen Tag oder zehn Jahre hier bist«, sagte Tony, »du musst lernen, dass es Grenzen gibt, Naomi. Lerne, was in Ordnung geht und was nicht.«

      Ich kehrte Tony den Rücken zu, stampfte durch den Flur und bog in Tony und Colleens Schlafzimmer ab. Sie hatten DVD-Boxen auf dem Regal gegenüber vom Bett. Ich schnappte mir 24, die Hobbit-Trilogie und jede Menge andere. Beim Rausrennen fielen ein paar davon zu Boden. Tony stand immer noch im Flur. Colleen kam die Treppe rauf. »Sie hat den Kindern einen Horrorfilm gezeigt«, petzte Tony.

      Colleen bedachte mich mit einem Warum-bin-ich-bloß-Pflegemutter-geworden-Blick, während Tony den Kopf schüttelte. »Sie muss lernen, dass es Grenzen gibt«, wiederholte er. »Auch wenn sie nur eine Nacht bleibt.«

      Ich schob an ihnen vorbei in mein Zimmer. »Du hast was von mir und ich hab was von dir. Und du kriegst nichts davon zurück, bis ich nicht wiederbekomme, was mir gehört.«

      Dann knallte ich die Tür hinter mir zu. Der Türrahmen vibrierte und ich ließ mich aufs Bett fallen. Ich suchte mein Erdmännchen und drückte es ganz fest.

      Ein paar Minuten später klapperte jemand an meiner Tür.

      »Ich bin’s, Colleen. Können wir reden?«

      »Nein.«

      »Wir haben Regeln, Naomi.«

      »Na und?«

      »Daran müssen sich alle halten«, beharrte Colleen. »Wir können Sharyna und Pablo nicht erlauben, Horrorfilme zu gucken. Die sind nicht … so groß wie du. Sie haben andere Erfahrungen gemacht als du. Kannst du das nicht verstehen? Wir wollen nicht, dass sie Albträume bekommen.«

      Das verstand ich. Aber er hatte mein Eigentum einkassiert.

      »Sag ihm, dass ich meine DVD wiederhaben will!«, schrie ich.

      »Du bekommst sie zurück, wenn wir beide das Gefühl haben, dass du was draus gelernt hast«, sagte Colleen.

       Die geben kein Stück nach. Die Holmans hätten mir schon längst was zu essen gemacht, mir einen süßen Kaffee aufgesetzt und Kohle für eine brandneue DVD gegeben. Das Ganze mit Zahnpastawerbungslächeln.

      »Und er bekommt seinen Kram zurück, wenn er was draus gelernt hat«, fauchte ich.

      »Wir unterhalten uns morgen«, sagte Colleen.

      »Mit dem rede ich nicht«, erwiderte ich.

      »Ich will mich wirklich nicht mit dir streiten, Naomi«, sagte Tony und kam hinter Colleen die Treppe rauf. »Aber Regeln sind Regeln.«

      »Gute Nacht«, sagte Colleen.

      »Gute Nacht«, wiederholte Tony.

      »Gute Nacht, Nomi!«, rief Pablo aus dem Flur.

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