Home Girl. Alex Wheatle

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Home Girl - Alex Wheatle

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nicht? Ich hab keinen Bock, Opfer von Sparmaßnahmen zu werden.«

      »Sie werden dir geben, was sie für angemessen halten.«

      »Und wenn nicht?«, wiederholte ich. »Außerdem ist das, was du angemessen findest, nicht dasselbe wie das, was ich angemessen finde.«

      Louise bedachte mich erneut mit einem echt-jetzt-Blick, schüttelte den Kopf und nahm ihr Portemonnaie aus der Tasche. Jede Menge Karten waren drin. Ich frage mich, was Sozialarbeiter bezahlt bekommen? Sie gab mir einen Zehn-Pfund-Schein.

      »Gib’s nicht für Zigaretten aus«, ermahnte sie mich. »Kannst auch was davon zu den Schokokeksen beisteuern, die du haben willst.«

      Ich steckte den Schein in das Reißverschlussfach meiner Reisetasche.

      »Die Goldings sind gute Leute«, setzte Louise noch mal an. »Sie nehmen seit Jahren Kinder in Pflege.«

       Affe fährt Ski! Merkt die nicht, dass sie sich wiederholt? Die wird schon senil.

      »Dasselbe hast du auch über die Holmans gesagt«, behauptete ich.

      »Ein oder zwei Wochen lang wird das hier gehen, bis ich was Passenderes gefunden habe.«

      »Hast du schon gesagt.«

      »Benimm dich.« Louise lächelte.

      Sie machte die Tür auf, zögerte aber beim Rausgehen, schenkte mir ein weiteres Lächeln. Ungelogen, ich sah sie nicht gerne gehen. Wieso kann sie mich nicht bei sich aufnehmen? Ich würde ihr schön viele Scheine aus den Rippen leiern. Ich nahm mein Erdmännchen und setzte es mir auf den Schoß.

      3

      DAS BAD-PROBLEM

      Es war schon voll spät. Ich saß mit meinem pinken Handtuch über den Schultern auf dem Bett. Colleen stand im Eingang, sah mich an.

      »Er ist unten«, beharrte sie. »Du kannst in meinem Zimmer nachsehen, wenn du willst.«

      »Vielleicht ist er ja bei Pablo oder bei Sharyna«, sagte ich. »Habt ihr einen Dachboden? Er kann doch auch da oben sein.«

      »Tone!«, rief Colleen. »Ruf mal was, damit Naomi glaubt, dass du unten bist.«

      »ICH BIN UNTEN, Naomi!«

      »Siehst du«, sagte Colleen. Ungeduld nagte an ihren Wangen. Kim hatte gesagt, ich soll unbedingt meinen Fummler-Radar einschalten.

      »Sofern mein Ehemann nicht gelernt hat, wie man seine Stimme in unterschiedliche Teile des Hauses transportiert, ist er unten«, versicherte mir Colleen.

      »Bleibt er die ganze Zeit unten, solange ich dusche?« Ich wollte das bestätigt haben.

      »Natürlich.«

      »Versprich es.«

      »ICH VERSPRECHE ES, NAOMI!«, brüllte Tony. »Mit Glöckchen und rosa Einwickelpapier.«

      So eine Frechheit! Jetzt benutzt er meinen eigenen Text gegen mich. Immerhin hat er Humor. Kim hätte gefallen, wie entschieden ich darauf bestand, dass Tony unten parkte, solange ich mir den Mief vom Körper spülte. Ich nahm mein Erdmännchen und stand auf. Wortlos flitzte ich an Colleen vorbei in den Flur. Eine kurze Sekunde lang blieb ich stehen, um die Treppe runterzuschauen, dann ging ich ins Bad. Meine Nerven zischten und knisterten, als ich die Tür aufzog. Ich schloss die Augen, trat einen Schritt vor. War okay. Ein ganz normales Bad. Die Wanne war sauber. Ich roch irgendein Putzmittel, stieß eine große Lunge voll Atem aus und schloss die Tür hinter mir.

      Ich stand nicht auf Bäder, aber ich musste nachdenken. Traurigkeit nagte an meinem Herzen. Der Tag war irre lang gewesen. Ich setzte mein Erdmännchen hinter den Duschschlauch, damit ich nicht runterschauen musste. Ich wünschte, es könnte lächeln. Ich schloss die Augen und ließ mir Wasser über den Kopf laufen.

      Zweimal Abschrubben später klopfte jemand an die Tür.

      »Alles klar, Naomi?«, fragte Colleen.

      »Ist er noch unten?«, fragte ich.

      »Ist er. Keine Angst. Er kommt erst rauf, wenn du fertig bist.«

      Kurz nach elf lag ich im Bett, mein Erdmännchen neben mir. Müdigkeit packte mich. Colleen stand wieder an der Tür und sah mich an. »Wenn du was möchtest, dann sei nicht schüchtern und bitte drum. Und wenn du nachts Hunger oder Durst bekommst, dann gehst du einfach runter in die Küche und nimmst dir was.«

      Ich nickte. »Lass das Licht an«, beharrte ich. »Und die Tür offen … aber nicht zu weit.«

      »Du hast eine Lampe neben dem Bett auf dem Nachttisch.«

      »Die will ich nicht. Lass das große Licht an.«

      »Okay, dann gute Nacht.

      »Kannst du mir morgen die Haare machen wie Alicia Keys oder Solange – das ist die kleine Schwester von Beyoncé.«

      »Ich kann’s versuchen.«

      »Und vergiss die Schokokekse nicht«, sagte ich mit einem Lächeln.

      Louise bläute mir ewig ein, dass ich mehr lächeln sollte.

      »Wird gemacht«, erwiderte Colleen.

       Ich glaube, das geht hier. Colleen ist spitze.

      Ich drehte mich zu dem Fenster um und umarmte mein Erdmännchen. Eigentlich sollte ich ihm einen Namen geben, aber was für einen? Ich hab ja niemanden, nach dem ich es benennen könnte. Mum kann ich es nicht nennen. Ich glaub nicht, dass sie zum Tier umgetauft werden will. Ich schloss die Augen, konnte aber nicht schlafen.

      Später in der Nacht sah Colleen nach mir. Ich tat, als würde ich schlafen. Eine halbe Stunde später rollte ich aus dem Bett und schlich mich durch den Flur ans Schlafzimmer der Goldings. Das hatte ich in der ersten Nacht bei den Holmans auch gemacht. Ich wollte runterladen, was die über mich redeten.

      Die Tür war nur angelehnt. Leise liefen die Nachrichten. Colleens Stimme: »… dass sie zu still wäre, kann man ja nicht gerade behaupten«, sagte sie. »Ich glaube, die kann ganz schön aufbrausen.«

      »Das kannst du laut sagen«, sagte Tony. »Aber ich kann die Regeln nicht zu sehr schleifen lassen, bloß weil sie nicht lange bei uns bleiben wird.«

      »Nein, kannst du nicht«, sagte Colleen. »Aber wie du sagst, es wird ja wohl nur für ungefähr eine Woche sein, bis Louise was anderes findet.«

      »Länger geht es sowieso nicht«, sagte Tony. »Vergiss nicht, dass Louise gesagt hat, wenn sie länger bleibt, müssen wir alle möglichen Sonderanträge ausfüllen, wegen der Anti-Rassismus- und Anti-Diskriminierungsvorschriften.«

      »So weit wird’s nicht kommen«, sagte Colleen. »Aber bist du sicher, dass du einverstanden bist? Vergiss nicht deinen Dad.«

      Langes Schweigen. Im Fernsehen redete jemand über Konflikte in Nahost. Ich fragte mich, was das für ein Drama mit Tonys Dad war.

      »Hauptsache,

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