Home Girl. Alex Wheatle

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Home Girl - Alex Wheatle страница 4

Home Girl - Alex Wheatle

Скачать книгу

auf die Klingel. Ungelogen, innerlich war ich voll am Zittern. Ich trat ein paar Schritte zurück. Also auf ein Neues.

      Die Tür öffnete sich. Eine gut aussehende Schwarze tauchte auf.

      Mitte bis Ende dreißig. Mir gefielen ihre pfauenfarbenen Ohrringe.

      »Schön dich zu sehen«, sagte Colleen. »Kommt bitte rein. Ich hab gerade Teewasser aufgesetzt.«

      Zuerst hatte mir die Vorstellung gefallen, bei Schwarzen zu wohnen. Aber jetzt war ich mir nicht mehr so sicher.

      »Naomi!«, rief Louise.

      Ich stand auf der Stelle, musterte Colleen eine Weile, dann schlappte ich langsam auf die Tür zu. Sie hatte schulterlange braune Dreadlocks. Oh gut. Vielleicht können wir ja ein paar richtige Dancehall Tunes hören. Breit grinsend winkte sie uns ins Haus. »Was willst du trinken?«, fragte sie. »Heiße Schokolade? Orangen- oder Apfelsaft? Cola? Hast du Hunger?«

      Sie machte mich verlegen. Ich zog mein Handy aus der Tasche, obwohl ich gar nicht wusste, was ich damit anfangen wollte. »Ich will Kaffee«, erwiderte ich. »Vier Löffel Zucker.«

      »Drei Löffel Zucker«, mischte Louise sich ein. »Vergiss nicht, wir haben einen Deal …«

      »Aber du hast nicht mit dem Rauchen aufge…«

      »Nicht jetzt«, fiel mir Louise ins Wort.

      Ich zog ein Fick-dich-Gesicht.

      »Na komm, Naomi«, sagte Louise. »Lass uns reingehen, damit Colleen die Tür zumachen kann. Wird ganz schön frisch.«

      Es war kalt. Ich wollte mit meinem Grime-Therapy-T-shirt angeben, aber ich musste die Kapuzenjacke drüber anlassen.

      Ich ging in die Diele. Entdeckte zwei auf der dritten Treppenstufe parkende Kinder. Das jüngere, ein Junge, kicherte. Das musste Pablo sein. Das ältere Mädchen hatte das Gesicht zwischen den Händen, war wohl Sharyna. Hübsch. Sie beäugten jede einzelne Bewegung von mir. Ich betrachtete meine Umgebung. Ganz anders als bei Mum zu Hause. Die bernsteinfarbenen Wände sahen aus, als wären sie erst vor wenigen Tagen frisch gestrichen worden. Die Diele war schmutzfrei und ich roch Bodenpolitur. Den Schwarzen mit den dicken Melonenbacken auf dem Bild in dem Rahmen kannte ich nicht. Sie brauchten noch ein Foto daneben, weil seine ausgefahrene Posaune auf eins nicht draufpasste.

      Am Ende der Diele befand sich die Küche. Ein schwarzer Mann saß dort am Tisch. Seine Schultern waren multiplex-breit. Auf den Unterarm hatte er einen Tiger tätowiert. Ich vermutete, das war Tony. Colleen lud Louise und mich ein, unsere Hintern zu parken. Tony stand auf und lächelte mich an. Ein Goldzahn. »Hi, ich bin Tony«, sagte er und streckte die Hand aus. Ich sah sie an, als wär’s eine ausgebüchste Anakonda. Meine Nerven zischten wie Würstchen auf einem zu hoch gedrehten Gaskocher. Ich schaute auf seinen Teller. Das Essen kannte ich nicht. Dann guckte ich schnell wieder auf mein Handy.

      Colleen griff nach einer Keksdose oben auf einem Schrank und nahm den Deckel ab. »Möchte jemand was Süßes?«, fragte sie.

      Louise nahm zwei Vanillecremekekse.

      »Gibt’s keine mit Schokolade?«, fragte ich.

      »Tut mir leid, Liebes«, erwiderte Colleen. »Ich denk morgen dran, wenn ich einkaufe.«

      Louise zog meine Akte aus einer Ledertasche. Ein straff gespanntes Gummiband hielt die Mappe mit den unzähligen Unterlagen darin zusammen. Sie schob sie Tony zu, der sie ignorierte, einen Schluck von seinem Obstsaft nahm und sich erneut vorstellte. »Sag einfach Tone zu mir.«

      Ich wusste nicht, was ich entgegnen sollte. Verührte Affenkacke! Das passiert hier wirklich gerade. Colleen setzte sich neben Tony. »Und ich bin Colleen«, lächelte sie. »Colleen Golding. Wir freuen uns, dass du bei uns bist.«

      Die Holmans hatten dieselbe Scheiße abgesondert.

      Ich schaute Colleen kurz an, dann konzentrierte ich mich wieder auf mein Handy. Ich versuchte ein Spiel hinzukriegen, aber es klappte nicht.

      »Sharyna! Pablo!«, rief Colleen.

      Pablo kam als Erster angeflitzt. Er kicherte immer noch. Dann folgte Sharyna in die Küche, als würden sämtliche Paparazzi der Welt hier auf sie warten. Voll das nervöse Grinsen und Seitenblicke. Sie hielt die Arme hinter dem Rücken und das Kinn hoch erhoben.

      »Hi, Naomi«, grüßte sie mit erwachsener Stimme.

      Ich setzte ein Lächeln ab. Ich fand ihre langen Zöpfchen toll. »Du weißt ja, wie ich heiße«, sagte ich. »Alles klar bei dir? Spitzenzöpfchen übrigens.«

      »Danke«, erwiderte Sharyna.

      Ich glaube, sie wurde ein bisschen rot, aber sicher war ich mir nicht.

      »Darf ich vorstellen: Sharyna«, lachte Tony.

      Louise schmunzelte und nahm noch einen Keks. Ich betrachtete die Falten um ihre Augen. Anscheinend hatten ein paar von den anderen in ihren Akten sie so gestresst, dass ihr Ballon kurz vorm Platzen war.

      Colleen schenkte mir Kaffee ein. Sie lachte nervös. »Ist er so in Ordnung, Liebes?«

      Ich probierte ihn. Hätte ein bisschen süßer sein können.

      »Geht schon«, sagte ich. »Ein Schokokeks wäre dazu nicht verkehrt gewesen.«

      Während die Erwachsenen redeten, Kekse futterten und meine Akte durchgingen, erlaubte ich Pablo und Sharyna, sich mein Handy anzuschauen. Dann wurden sie zum Geschirrspülen verdonnert. Als Pablo den letzten Teller abgetrocknet hatte, wandte Colleen sich an mich.

      »Bist du bereit für einen Rundgang?«

       Einen Rundgang? Das Haus ist ja ganz schön, aber der Buckingham Palace ist es nicht.

      »Denke schon«, sagte ich.

      »Dann mir nach«, erwiderte Tony. Er nahm meine Taschen.

      Wir ließen Louise und Colleen in der Küche sitzen, Tony führte mich die Treppe hinauf in mein Zimmer, Sharyna und Pablo folgten uns. Ich hielt mein Erdmännchen ganz fest. Tony öffnete die Tür und ich trat langsam vor. Blieb lange im Türrahmen stehen. Betrachtete das Doppelbett. Das ist neu. Normalerweise bekomme ich kein Doppelbett. Tony kramte neben mir herum. Sharyna und Pablo blieben draußen im Flur.

       Gar nicht mal schlecht. Mal sehen, wie sich mein Leben von hier aus weiterentwickelt.

      Ich legte mein Erdmännchen sachte zwischen die Kissen. Dann sah ich mir die Möbel an. »Wo ist der Fernseher?«, fragte ich.

      »Das letzte Mädchen, das bei uns war, hat nicht viel ferngesehen«, erklärte Tony. »Stattdessen hat sie jede Menge Psychothriller gelesen.«

      Ich trat zum Fenster und schaute in den Garten. Gerade so konnte ich die Umrisse eines Schuppens erkennen. Ich dachte an Dad. Wenn er sein Leben in den Griff bekommen würde, könnte er auch in einem Haus wie diesem wohnen. »Seh ich aus, als würde ich lesen? Ich will einen Fernseher.«

      »Wenn du das so sagst, wirst du keinen bekommen, junge Dame.«

      Ich drehte

Скачать книгу