Home Girl. Alex Wheatle

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Home Girl - Alex Wheatle

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hab Hunger«, sagte ich. Das war nicht gelogen. Mein Magen knurrte. »Wo fährst du mit mir hin? Ich will nicht zum Alabama Chicken Cottage oder in die Mississippi Hen Hut. Bei denen schmecken die Hühner ranzig.«

      Louise antwortete nicht. Sie hielt den Blick auf die Straße gerichtet. Zehn Minuten später bog sie auf den Parkplatz vom McD an der Ashburton Ring Road. Sie zog fünf Pfund aus ihrem Portemonnaie. Ich befreite sie davon, nahm mein Erdmännchen und war weg, bevor Louise auch nur das N von Naomi rausbrachte. Am Eingang vom McD drehte ich mich noch mal um. Louise schüttelte den Kopf, nahm ihr Handy aus der Tasche und gab eine Nummer ein. Sie fischte ihre halb gerauchte Kippe wieder aus dem Handschuhfach, zündete sie an und schaute aus dem Fenster.

      Ich hatte gerade den letzten Krümel eines Quarter-Pounder mit Käse verdrückt, als Louise ihren dürren Arsch mir gegenüber parkte. Sie sah aus, als hätte sie sich für so einen Wohltätigkeitslauf angemeldet, ohne richtig fit dafür zu sein. »Kommt dein Typ heute nicht vorbei?«, fragte ich.

      »Lass das, Naomi.«

      »Vielleicht betrügt er dich ja, nagelt eine andere.«

      »Naomi!«

      »An deiner Stelle würde ich seine Eier in den Mixer stopfen, wenn er schläft.«

      Ich trank meinen Schokomilkshake mit Strohhalm und versuchte den nächsten Kicheranfall zu blockieren. Gelang mir nicht so ganz. Ein Schokosprühregen spritzte über den Tisch auf Louise’ braune Lederjacke. Ein vorbeigehendes schwarzes Mädchen mit einem Tablett voll Burger und Fritten lachte laut los. Ich stellte meinen Shake ab und wischte mir mit dem Handrücken über Mund und Nase. Louise’ Augenbrauen legten sich um fünfundvierzig Grad um, außerdem passierte irgendwas Komisches mit ihren Lippen. Sie stand auf zwölf Zentimeter hohen Stöckelschuhen am Rand einer Klippe. Kann sein, dass ich zu weit gegangen war.

      »Tschuldigung«, sagte ich.

      Louise zog schnaufend und schnaubend zum Tresen ab. Wenig später kam sie mit einer Handvoll Servietten und einem Kaffee zurück. Ich hatte den Tisch sauber gewischt und lehnte mich mit meinem Erdmännchen zurück, klemmte es mir zwischen Arme und Bauch.

      Louise tastete in ihrer Jeanstasche nach ihrem Telefon. Sie schloss die Augen und holte zwei Mal megatief Luft, betrachtete mich durchdringend. »Hättest du was dagegen, ein oder zwei Wochen lang bei einer schwarzen Familie zu wohnen?«, wollte sie wissen. »Ich dachte an eine in der zweiten Generation eingebürgerte westindische Familie. Ist nicht ideal, wäre aber auch nicht für lange. Nur bis ich was Passenderes für dich gefunden habe.«

      »Eine schwarze Familie?«

       Ich glaub mich laust der Affe! Was hat die denn genommen?

      »Ja«, nickte Louise. »Wie gesagt, wäre nur für kurze Zeit. Die sind sehr gut. Und du hast ja auch schwarze Freundinnen, mit denen du dich sehr gut verstehst.«

      Ich zuckte mit den Schultern. Mal was Neues. Könnte interessant werden. »Denke schon. Hauptsache keine Umarmer oder Fummler.«

      Louise tippte in ihr Handy. Ich beobachtete jede einzelne Bewegung. Sie nahm ihren Kaffee und ging damit raus. Durchs Fenster behielt sie mich im Visier. Wozu eigentlich? Sie wird’s mir sowieso erzählen müssen.

      Ich flitzte raus zu ihr. Louise kehrte mir den Rücken zu.

      »Stell laut«, drängelte ich.

      Louise ignorierte mich.

      »Geht doch um mich, oder? Stell laut

      Louise tat, wie ihr geheißen.

      »Hallo? Hallo, Colleen, hier ist Louise. Gott sei Dank, du bist da.«

      »Hi, Louise. Alles gut bei dir?«

      »Nicht so ganz. Ich steck ein bisschen in der Klemme.«

      »Ach, was ist denn los?«

      »Kannst du mir einen großen Gefallen tun? Ich hab’s schon bei allen anderen versucht und mir gehen die Alternativen aus. Ich weiß, es ist spät, aber ich brauche wirklich deine Hilfe.«

      »Ist nach acht …«

      »Ich hab einen Notfall«, fiel ihr Louise ins Wort. »Ich brauche unbedingt eine Notbetreuung für ungefähr zwei Wochen, bis ich was Dauerhaftes gefunden hab.«

      »Zwei Wochen sind kein Problem. Ich mach das freie Zimmer sauber. Wurde eine Weile nicht benutzt. Gibt’s was an dem Fall, das ich wissen sollte? Ich will keine Autoaggressiven zugeteilt bekommen, ohne dass du’s uns sagst. Der letzte Fall hat den Kindern echt Angst gemacht. Tony musste die Wände streichen.«

      Louise schenkte mir einen besorgten Blick, bevor sie antwortete. Ich schnitt eine Grimasse.

      »Nein, so was nicht«, erwiderte Louise. »Aber, äh, es gibt etwas, worüber wir reden sollten, wenn ich komme. Bei der Letzten wusste ich selbst nicht, dass sie autoaggressive Neigungen hat. Davon stand nichts in der Akte und sie hatte auch keine Narben an den Armen.«

      »Ihr hättet euch mal die Beine anschauen sollen.«

      »Inzwischen weiß ich das. Tut mir sehr leid, war mein Fehler.«

      »Wer macht sich’s mit Rasierklingen?«, wollte ich wissen. »Taneka Taylor, die aus der Sondereinrichtung? Die war immer schon abwegig.«

      Louise hielt das Telefon mit der Hand zu. »Jetzt nicht, Naomi.«

      »Woher weißt du, dass sich dein Notfall nicht ritzt?« Colleen wollte es noch mal bestätigt haben.

      »Ich kenne den Fall schon eine ganze Weile.«

      »Ich bin kein scheiß Fall«, hob ich meine Stimme. »Ich hab einen Namen. Naomi Brisset.«

      Louise schaute mich schräg von der Seite an. Jetzt stand sie wieder an der Klippe.

      »Wie alt?«, fragte Colleen.

      »Vierzehn.«

      Louise bohrte Blicke in mich.

      »Benimmt sich aber wie neunundzwanzig«, fuhr sie fort. »Da ist noch was, das du wissen solltest.«

      »Oh? Was denn?«

      »Sie ist ethnisch weiß. Normalerweise würde ich …«

      Verdammte Scheiße, was ist denn ethnisch weiß? Und wieso redet Louise auf einmal so kariert?

      Ich bedachte Louise mit einem meiner schönsten was-redest-du-für-eine-Scheiße-Blicken. Zehn Sekunden lang herrschte Schweigen.

      »Kann ich dich gleich noch mal anrufen, Colleen?«, fragte Louise. »Dauert nicht lange.«

      Fünf Sekunden lang richtete Louise ihren Scheinwerfer auf mich, ohne ein Wort zu sagen. Ihr Blick war verzweifelt. »Ist das wirklich okay für dich, wenn du vorläufig bei einer schwarzen Familie bleibst? Entweder das oder ins Heim. Mir wär’s lieber, du würdest bei einer Pflegefamilie unterkommen …«

      »Ins Heim geh ich nicht noch mal!« Ich drückte mir mein Erdmännchen fest an den Bauch. »Ich kann die

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