Pardona 3 - Herz der tausend Welten. Mháire Stritter

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Pardona 3 - Herz der tausend Welten - Mháire Stritter Das Schwarze Auge

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einreißen und Menschen und andere Sterbliche mit Göttern gleichstellen würde. Dies war eine Person, die Amadena nützlich sein könnte. Sie trat in Kontakt mit den Menschen, die dem sogenannten Sphärenschänder nacheiferten und seine Rückkehr herbeisehnten und schmiedete Bündnisse mit einflussreichen Männern und Frauen des Mittelreiches. Ihr gemeinsamer Plan war es, einen Halbgott zu beschwören, wie es die Archäer vermocht hatten.

      Rilmandra reiste, denn das war ihre Natur. Sie lernte neue Dinge, weil sie es wollte. Nach vielen geduldigen Versuchen gab sie sich geschlagen und akzeptierte, dass die Kehle ihres Körpers die Laute des Vierbeinigen nicht genau nachahmen konnte und dieser wiederum nicht in der Lage war, die singenden Töne des zweistimmigen Asdharia hervorzubringen. Die Sprache der fenvar, der aus dem Licht hervorgetretenen fey, die Städte und Schönheit in die Welt gebracht hatten, war die Sprache ihrer Schöpferin gewesen und fühlte sich auch auf den Lippen und der Zunge ihres geliehenen Leibs vertraut an. Mehr kannte sie auch nicht, sprachen die Bewohner der fernen Globulen im Nebel doch oft nur in Gedanken, Gesten und Träumen und nicht mit einer hörbaren Stimme.

      Lange Zeiten, in denen in der 3. Sphäre die Jahre und Jahrhunderte vergingen, saß Rilmandra neben den in Eis Erstarrten und studierte sie. Eine der Personen hatte rötliches Haar mit einer weißen Strähne und wirkte seltsam grob. Das Gesicht der anderen war zerrissen. Beide waren, bevor das Eis sie umschlossen hatte, schwer verletzt gewesen, und so beschloss Rilmandra, nicht daran zu rühren.

      »Es tut mir leid«, sagte sie zu dem Vierbeinigen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas für sie tun kann. Ich will länger darüber nachdenken.«

      Er gab einen traurigen Laut von sich und sie legte eine Hand zwischen seine Ohren. »Ich ahne, was du fühlst«, sagte sie, »die Musik deiner Stimme ergibt Sinn für mich.«

      Er öffnete einen Moment lang weit das Maul in einem seltsam tiefen Atemzug und drehte sich dann auf die Seite. Sie grübelte darüber nach, was das bedeuten mochte, und steuerte fort von einem Licht im Nebel, das Wächter und Ärger versprach, und hielt sich weiter an ihre verborgenen Pfade. Sie blieb lange so sitzen auf ihrem Deck, und der Nebel, der sie durchdrang und den sie im Gegenzug durchquerte, erhielt den neuen Körper ohne Bedürfnisse und Widrigkeiten.

      Der Vierbeinige, ebenso von Hunger verschont, litt umso mehr an Langeweile. Bald lief er auf ihren Decks auf und ab, kratzte an ihrem Holz, kaute auf den Seilen und zeigte sich unverständig, wenn sie ihn ermahnte. Sie ließ sich treiben und versuchte zugleich, in ihrem neuen Körper mehr Verständnis für den Vierbeinigen aufzubringen. Sie zeigte auf die Schnitzereien an ihrer Reling und wiederholte immer und immer wieder die Worte, die dafür standen.

      »Nachtigall«, sang sie, »Lilie, Wassertropfen, Spiegel, Feder, Hirsch, Eisvogel …«

      Eine Weile später, die Sphären hatten sich bewegt und dort, wo Leben herrschte, dieses durch lange Zeiten und Zyklen begleitet, begann der andere darauf zu reagieren. Wenn sie »Efeuranke!« rief, eilte er zur entsprechenden Schnitzerei und lobte sie ihn dafür, freute er sich und sprang jubelnd umher.

      Mehr Zeit verging und bald lief Rilmandras Gast in ihrem Spiel von Klängen und Symbolen von Bug bis Heck und teils unter Deck, um all die Dinge zu finden, die sie benannte. Und auch wenn er in ihrer im Limbus schwebenden kleinen Blase von Existenz keinen Hunger oder Durst verspürte, suchte er mit der Nase voran in jedem Winkel vergebens nach Essen.

      Sie pflegte sein dichtes Fell sowie das Haar ihres geliehenen Leibs, indem sie geduldig mit den Fingerspitzen wieder und wieder hindurch fuhr und Knoten entwirrte. Sie lag mit dem anderen an Deck und sah zu den schimmernden Bahnen von Kraft, denen sie folgten, den glühenden Spuren vergessener Welten. Sie drückte ihn an sich, als der Nebel erzitterte und ferner Flügelschlag erklang, während sie ihre Segel drehte und floh.

      Sie waren einander Anker, während die Welten weiterzogen. Sie durften nicht Halt machen, nicht rasten, während an anderen Orten Schlachten gewonnen und verloren wurden, Wälder erblühten und vergingen und Felder voll Knochen zu blühenden Ebenen wurden. Sie fanden Ruhe in der Stille der im Eis gefangenen Begleiter, in den Rhythmen des Limbus, in ihren Spielen und dem Dämmerschlaf im Nebel.

      Die Welten drehten sich, folgten ihren vorbestimmten Abläufen. Zeit lief in Pulsen vom Herz der Schöpfung nach außen, versickerte und verlor schließlich am Rand, wo die Sterne wachten, ihre Bedeutung.

      Borbarad hatte den Bund mit Amadena abgelehnt, ohne auch nur lange darüber nachzudenken. Er hatte genau gewusst, was ihn erwartete und was sie ihm vorschlagen wollte. Das war eine wertvolle Erkenntnis für Acuriëns Herrin gewesen. Möglicherweise hatte sie das Wesen des Göttlichen doch unterschätzt. Doch auch davon abgesehen war das Ritual nicht der Fehlschlag gewesen, als der es erscheinen mochte.

      Borbarads Rückkehr stürzte den gesamten Kontinent Aventurien in den darauffolgenden Jahren ins Chaos und brachte die Sphären zum Erbeben, wie es seit dem Fall Pyrdacors nicht mehr geschehen war. Risse in die Niederhöllen taten sich auf, Helden – menschliche wie elfische – fielen. Das Weltbild der Menschen begann sich zu verändern. Hatte vielerorts blindes Vertrauen in ihre Götter in Alveran geherrscht, wandten sich jetzt immer mehr Menschen der Magie und den Erzdämonen zu – begannen sogar darüber nachzudenken, dass Göttlichkeit nicht Allmacht bedeutete und dass es nichts war, was die Schöpfung als Privileg für den Rest der Ewigkeit vergab, sondern etwas, das ein Sterblicher selbst erlangen konnte.

      Dies war eine Gedankensaat, der Amadena gern beim Sprießen zusah. Borbarads Rückkehr mochte vordergründig Tausende und Abertausende von Leben gekostet haben und die Ordnung gestört haben – eine hervorragende Grundlage für das Wirken des Namenlosen. Doch die Auswirkungen in den Köpfen der Menschen würden noch in Jahrhunderten zu spüren sein und die Zahl der für die Götter verlorenen Seelen war nicht zu erfassen.

      Dass Borbarad sich ihr verweigert hatte, war nicht zu ändern. Ein Teil von ihr, der immerzu Wahrscheinlichkeiten und Geschicke betrachtete und verschiedene Wege auslotete, hatte diese Möglichkeit in Erwägung gezogen. Acuriën war das einzige Geschöpf, das wahrgenommen hatte, wie sie selbst das Ritual korrumpiert hatte. Sie hatte dafür die Kräfte aller Dämonen der Niederhöllen angerufen – und natürlich die ihres Herren, des dhaza, des Gottes ohne Namen. Ihnen allen sollte Borbarads Rückkehr dienen. Doch was sie tat, als alle abgelenkt waren, das diente einzig und allein ihr selbst.

      Acuriën wagte nie, seine Herrin darauf anzusprechen, aber er wusste, dass sie wusste, dass er es gesehen hatte. Ein winziger Dämon war Teil von Borbarads Leib geworden, eine Art Egel. Eine Kreatur, die von Amadena erschaffen worden war und einzig und allein ihr diente.

      Als Borbarad Jahre später bezwungen und vernichtet wurde, wie es prophezeit gewesen war, blieb nichts von seinem Leib übrig. Er wurde in andere Sphären entrückt. Große Teile Aventuriens lagen zu diesem Zeitpunkt in Trümmern. Amadena hatte im Verborgenen gewartet und den Verlauf der Dinge beobachtet. Nun schickte sie ihre Handlanger aus, um Überreste von Borbarads Körper zu finden, doch diese Suche blieb erfolglos.

      Mit wissenschaftlicher Akribie schrieb Amadena alles nieder, was sie über Borbarad und Halbgötter gelernt hatte, fügte dieses Wissen den langen Schriften und Abhandlungen der Archäer hinzu, die sie geplündert hatte.

      Und das Erbe Borbarads, das Chaos, seine Reichtümer und die Dämonenzitadelle an der Spitze des Dämonenbaums, nahm sie mit stiller Selbstverständlichkeit an sich.

      Amadena ließ sich in den Schnee fallen und wechselte die

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