Pardona 3 - Herz der tausend Welten. Mháire Stritter
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Читать онлайн книгу Pardona 3 - Herz der tausend Welten - Mháire Stritter страница 13
Etwas streifte ihre kleine Blase aus Zeit und Raum und alles geriet ins Schlingern. Eine Hand, groß wie ihr ganzer geliehener Körper, strich tastend durch ihre Barrieren und hinterließ mit einem kreischenden Geräusch lange Furchen in ihrer Flanke.
Sie griff nach einer Kraftlinie und zog sich an ihr entlang, so schnell sie konnte, füllte ihre Segel mit Willen und Macht und rannte mit ihren Verfolgern um die Wette ins Nichts hinaus.
»Wohin, wohin, wohin?«, murmelte sie panisch und Hond winselte.
Sie warf das Ruder herum, wechselte die Kraftlinie und die Leere entfaltete sich wie eine plötzlich glattgezogene Spirale. Irgendwo im Nebel erklang der wütende Ruf eines Häschers, der sie verloren hatte, aber andere blieben ihr auf den Fersen, folgten der Witterung von Magie und Furcht.
»Ich bin keine Kämpferin«, sagte sie Hond, den sie weiter fest an sich presste. »Viele Schwestern mussten es werden, das weiß ich, aber ich habe niemals Waffen getragen. Ich wüsste nicht wie!«
Er leckte über ihr Gesicht und wand sich dann halb aus ihrem Griff, um die Verfolger anzuknurren, die unsichtbar im Nebel hinter, vor und um sie waren, wie ein Kaleidoskop zerstreut in den haltlosen Dimensionen des Limbus.
»Nicht«, bat sie. »Du hättest auch keine Chance!«
Erneut duckte sie sich weg, drehte ihre Globule und ihre Hülle und wechselte die Richtung. Eine Schwinge schnitt in ihre kleine Blase Realität hinein und streifte krachend den Bugspriet. Das Holz des geschnitzten Vogels barst und sie schrie vor Schmerzen, während der Häscher einen begeisterten Ruf ausstieß.
Sie drängten sich immer enger um sie und sie presste die Zähne des neuen Körpers zusammen, bis ihr Kiefer knackte.
Orima hatte sie geleitet, wenn sie von Welt zu Welt gereist waren. Ihre blinden Augen hatten die Verbindungen der Kraft gesehen und vielmehr noch, wo neue geschaffen werden konnten. Sie hatte ihre Macht durch Rilmandra fließen lassen, war ihr Kompass gewesen.
Rilmandra war allein, aber sie erinnerte sich, erinnerte sich vage wie in einem goldenen Traum an das Gefühl, durch Schicht um Schicht von Sein und Realität zu gleiten, unberührt von Distanz und Barrieren, ob von Göttern geschaffen oder anderen. Ein Gradient, ein Fluss, von einem Ort zum anderen ohne Biegung und Hindernis.
Klauen verfingen sich im Wimpel an ihrem Mast, rissen die Seide ab, auf der Kelch und Schwert prangten. Rilmandra schrie erneut und Hond heulte, aber sie lenkte die Angst, die Wut und für einen klaren, gläsernen Moment wurde dies zu einer Kompassnadel.
Die Leere beugte sich, verformte sich und ein Tunnel tat sich auf, der sie fortspülte und die Verfolger zurückließ. Die Sphären sangen und Licht wirbelte um sie, dann fiel sie zurück in den Nebel – allein, diesmal, wenn auch nicht unversehrt.
Taumelnd richtete sie sich auf. Leinen hingen zerrissen herab, dem Vogel am Bug waren die Augen und Teil des Schnabels herausgerissen worden. Ihre Magie sickerte aus den Wunden im Rumpf und ihrer Schutzhülle. Die Globule flackerte, instabil, und für ein paar Herzschläge waren sie und Hond ohne Gewicht, bevor sie zurück zum Deck gezogen wurden.
Sie wusste noch nicht, wo sie waren. Ihre Sinne tasteten nach den Linien der Kraft im Nebel, nach Spuren von Welten und ihren Verbindungen zueinander. »Ganz ruhig«, sagte sie zu Hond, der noch zitterte. »Für den Moment sind wir sicher.«
Er schnaufte, sammelte sich dann aber und lief zu einer sich öffnenden Blüte in den Schnitzereien. Morgenlob? Es war eine Frage, neugieriges Unwissen.
»Ich weiß nicht genau, was ich getan habe«, gestand sie. »Ich habe einen Übergang geöffnet. Meine Schöpferin konnte dies, aber ich habe es noch nie … allein vollbracht.«
Er schnaufte erneut und sie stand auf, sah von ihm zu den beiden im Eis, die zwar hin und her geworfen worden, aber unversehrt geblieben waren. Sie mit Leinen wenigstens leicht zu sichern, war eine gute Idee gewesen.
»Nicht ganz allein«, gab sie zu, »aber auch alles andere als perfekt. Ich bin erschöpft. Und sie werden weiter nach uns suchen.«
Sie ging langsam auf ihrem Deck auf und ab, suchte nach schwereren Schäden. Dann ging sie unter Deck und holte Seide und die metallenen Dorne zum Spleißen und Flechten empor, die Orima einst genutzt hatte, um ihre Leinen und Segel zu richten. Etwas hilflos sah sie darauf hinab.
»Ich wusste nicht, was ich alles doch noch lernen müsste«, sagte sie. »Aber … es schmerzt, so zerrissen zu sein.«
Sie hob den Kopf und sah zu ihren Segeln, dankbar für die geliehenen Hände und Augen, die es möglich machen würden, die ärgsten Wunden zu heilen. Orimas Banner war fort und eine Woge von Trauer überkam sie.
Die Augen des Körpers weinten und ein Schmerz nistete sich unter ihrem Brustbein ein. »Ich vermisse dich«, wisperte sie. »Es ist einsam hier.«
Während Hond sie unruhig vom Deck aus beobachtete und hin und her lief, kletterte sie in ihren Leinen und Wanten und schnitt los, was nicht zu retten war, reparierte, was noch von Nutzen sein mochte. Aber noch während sie arbeitete, erahnte sie im Nebel die suchenden Geister der Verfolger, ihre dämonischen Augen, in die Tiefen des Limbus gerichtet.
»Wir brauchen einen Hafen«, sagte sie bestimmt. »Ich darf keine der gegebenen Welten besuchen, darf nicht in ihre Hände geraten, aber …«
Sie lauschte. Es gab ein leises Echo, eine Vibration entlang der Kraftlinien.
»Die Diener des Wächters«, erklärte sie Hond, der aufmerksam lauschte. »Die Wanderer von Menacor, dem Sechsgeflügelten.«
Jetzt richteten sich seine Ohren noch weiter auf und er stieß laute, klare Rufe aus. Rasch lief er zu der Schnitzerei einer Finkenmutter im Nest: Heimat, Zuhause.
»Ja«, sagte sie. »Lass uns dein Zuhause finden.«
Tharseïs erwachte knapp vor dem Signal und stand bereits neben ihrer Schlafnische, als der Gong durch die Gänge dröhnte. Zufrieden ließ sie sich auf die Knie nieder, presste die Hände gegen den kalten Stein des Bodens und betete. Erst beim nächsten Gongschlag erhob sie sich wieder und nahm sich ein paar Augenblicke Zeit, sich zu reinigen, bevor sie die Robe überwarf und die Zelle verließ.
Der schwere Stoff raschelte bei jedem ihrer Schritte und lag wie ein paar kräftiger Hände auf ihren Schultern, die sie niederdrückten und sie den rauen Stein der Korridore intensiver unter ihren bloßen Sohlen spüren ließen. Sie hielt sich stolz aufrecht und achtete darauf, ob die anderen sie ansahen. Alle Priester, ihre Diener und Akoluthen und Sklaven gingen schweigend wie sie einher und nur die wenigsten beachteten sie. Diejenigen, die es taten, warfen meist einen raschen Blick auf den Saum ihrer Robe und dann einen leicht ungläubigen auf ihr jugendliches Gesicht.
Sie hatte ein Lächeln dafür eingeübt, mit schmalen Lippen und leicht zusammengekniffenen Augen, eine Herausforderung an andere, darüber nachzudenken, wo sie schwächer waren, wo sie versagt haben mussten im Vergleich zu einer Dienerin des Schädelgottes, die so jung schon schattenlos einherschritt.
Sie