Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Sonja Müller

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Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle - Sonja Müller narr studienbücher

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Bewegung oder LF-BewegungLF-Bewegung. Andererseits kann Bewegung auch sichtbar sein, aber keinen interpretatorischen Effekt haben. Dann liegt eine stilistische UmstellungStilistische Bewegung vor. Man spricht auch von PF-BewegungPF-Bewegung.

      w-Interrogativsätzew-Interrogativsatz sind ein Beispiel für Strukturen, bei denen sprachliche Ausdrücke an anderen Positionen interpretiert werden, als in denen sie sich auf der Oberflächenstruktur befinden. In (41) weist das erfragte Akkusativobjekt eine tiefere Basisposition auf. Im Falle der Antwort kann die erfragte Konstituente in dieser Position erscheinen.

(41) PF: Wen hat Peter getroffen?
LF: Für welches x, x ist eine Person, gilt: Peter hat x getroffen.

      Im Deutschen entstehen derartige Fragen dadurch, dass eine w-Phrasew-Phrase an den linken Satzrand versetzt wird. Die Option, dass das w-Pronomen in der Basisposition verbleibt, besteht nicht. Dies ist nur unter deutlicher Akzentuierung des Pronomens in der Lesart einer Echo-FrageEcho-Frage möglich.

(42) Peter hat WEN getroffen?

      Es gibt allerdings Sprachen, in denen für eine derartige Frage die w-Phrase nicht an den linken Rand bewegt wird. Im japanischen Beispiel in (43) befindet sich der w-Ausdruck in seiner Basisposition.

(43) John-wa naze kubi-ni natta no?
John-TOPIK warum wurde entlassen FRAGE
‚Warum wurde John entlassen?‘
(Jungen & Lohnstein 2007: 241)

      Die Paraphrasen der LF sind allerdings entscheidenderweise die gleichen, wie wenn ein w-Element bewegt worden ist (vgl. (44)).

(44) LF: Für welches x, x ist ein Grund, gilt: John wurde wegen x entlassen.

      Unabhängig der Oberflächenposition der w-Ausdrücke ist anzunehmen, dass sie sich auf der Ebene von LF an den linken Satzrand bewegt haben. Da sie sich erst nach der Erzeugung der Oberflächenstruktur dorthin bewegen, bleibt die Bewegung covertCoverte Bewegung. (45) und (46) illustrieren die stilistische BewegungStilistische Bewegung, die zwischen der Oberflächenstruktur und PF erfolgen kann.

(45) a. Maria kauft im Kaufhaus ein Kleid.
b. Maria kauft t1 ein Kleid [im Kaufhaus]1.
(46) a. weil Peter [das Haus zu bauen] versucht
b. weil Peter t1 versucht, [das Haus zu bauen]1

      Die Bewegungen ins Nachfeld haben hier keinen interpretatorischen Effekt. Man sieht bzw. hört sie, aber sie bringen nicht verschiedene Interpretationen mit sich.

      

Mit diesen syntaktischen Hintergründen haben wir viele Aspekte bereits eingeführt, die im Rahmen der Diskussion der Phänomene in den Kapiteln 2 bis 7 vorkommen werden: Das Topologische Feldermodell leistet eine Erfassung linearer Abfolgebeschränkungen von Konstituenten. Eine wichtige Rolle spielt hierbei u.a. das Vorfeld, in dem nur eine (beliebig große) Konstituente stehen kann. Ist die Position besetzt und liegt ein selbständiger Satz vor, steht das finite Verb normalerweise in der linken Satzklammer, so dass ein Verbzweit-Satz resultiert. Die X'-Theorie generalisiert über den internen Aufbau von Phrasen. Jede Phrase besteht mindestens aus einem Kopf. Ggf. wird ein weiteres Element vom Kopf gefordert (Komplement) bzw. tritt ein weiterer Modifizierer auf (Spezifikator). Die Annahmen der X'-Theorie erlauben es auch, ganze Sätze im CP/IP-Modell als einen Typ von (komplexer) Phrasen zu analysieren. In der CP entscheidet sich bei dieser Analyse, ob man es mit einem selbständigen oder unselbständigen Satz zu tun hat sowie welcher Satztyp genau vorliegt. Innerhalb der IP erhält das finite Verb zuvor sein Flexionsmaterial und es stellt sich die Kongruenz zwischen dem Subjekt und dem finiten Verb ein. Durch drei Umstellungsoperationen (Bewegung) lassen sich die meisten Sätze des Deutschen aus der zugrundeliegenden Wortstellung Subjekt – Objekt – Verb ableiten: Durch die Finitumvoranstellung wandert das finite Verb aus der rechten in die linke Satzklammer bzw. von V0 über I0 zu C0. Durch die Topikalisierung gelangt eine Mittelfeld-Konstituente ins Vorfeld bzw. nach SpecCP. Wird die Phrase vorher w-pronominalisiert, handelt es sich um einen Fall von w-Bewegung. Wird eine Konstituente bzw. ein Nebensatz ins Nachfeld versetzt, liegt Extraposition vor. Im Normalfall ist eine solche Umstellung sichtbar und hat einen interpretatorischen Effekt. Bewegung kann aber auch covert erfolgen und dennoch interpretiert werden (LF-Bewegung) oder overt erfolgen und keinen Einfluss auf die Bedeutung des Satzes nehmen (PF-Bewegung).

      Der nächste Abschnitt unternimmt eine ähnliche Einführung relevanter Konzepte im Bereich der Informationsstruktur.

       Aufgaben

      1. Stellen Sie die folgenden Sätze (mit Bewegung) im Topologischen Feldermodell dar. Analysieren Sie auch die auftretenden Nebensätze separat.

(i) Melanie ist krank, weil sie bereits ihre Sommerjacke trug.
(ii) Den vor dem Fernseher sitzenden Hans ärgert, dass er keine Karte für das Pokalspiel bekommen hat.
(iii) Soll Klaus das Treppenhaus putzen?

      2. Stellen Sie die folgenden Phrasen mit der X'-Theorie dar.

(iv) den Fluss entlang
(v) unter der Rheinbrücke wohnen
(vi) traurig des Hundes gedenken
(vii) das Brot mit gesunden Körnern
(viii) des Sieges sicher

      3. Stellen Sie die folgenden Sätze im CP/IP-Schema dar.

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