Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Sonja Müller

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Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle - Sonja Müller narr studienbücher

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Bauchweh. (x) Wen trifft Paul im Schwimmbad? (xi) Klaus behauptet, dass der Chef die Sekretärin entlässt.

      1.2 Informationsstruktur

      Analysiert man Sätze wie in Abschnitt 1.1 dargestellt, liegt der Fokus der Betrachtung auf rein strukturellen Eigenschaften. Sätze werden von Sprechern im Gespräch aber natürlich auch zu bestimmten Zwecken verwendet. Da wir uns in diesem Buch für die Zusammenhänge zwischen der grammatischen Form von Sätzen und ihrer Verwendung im Diskurs interessieren, ist es ebenfalls nötig, zunächst einige grundlegende Aspekte auf Seiten der Verwendung von Sätzen zu betrachten. Insbesondere wird bei den Phänomenen in Kapitel 2 bis 7 die InformationsstrukturInformationsstruktur im Mittelpunkt stehen. Musan (2002: 200) charakterisiert die Informationsstruktur folgendermaßen:

      Die Informationsstruktur versucht […] unter anderem zu erfassen, dass der Satz nicht nur eine bestimmte INFORMATION AUSDRÜCKT, sondern auch im konkreten Informationsfluss zwischen einem ,Sprecher‘ und einem ,Hörer‘ im weiteren Sinne bestimmte INFORMATIONEN ÜBERMITTELT.

      Was man sich unter dem übermittelten Anteil einer Äußerung vorstellen und durch welche sprachlichen Mittel diese Information kodiert werden kann, illustrieren wir im Folgenden anhand zweier Dimensionen der Informationsstruktur, der Fokus-Hintergrund-GliederungFokus-Hintergrund-Gliederung (FHG) und der Topik-Kommentar-GliederungTopik-Kommentar-Gliederung (TKG).

      1.2.1 Fokus-Hintergrund-Gliederung

      Im Prinzip kann in einem Satz jede Konstituente akzentuiert werden (im Folgenden angezeigt durch Großschreibung). Der Satz in (47) kann realisiert werden wie in (48).

(47) Hans wird morgen nach Köln fahren.
(48) a. HANS wird morgen nach Köln fahren.
b. Hans wird MORgen nach Köln fahren.
c. Hans wird morgen nach Köln FAHren.
d. Hans WIRD morgen nach Köln fahren.
e. Hans wird morgen nach KÖLN fahren.

      

AkzenteAkzent sind lokale Modifikatoren der IntonationskonturIntonationskontur, die man als Prominenz wahrnimmt. Phonetisch entspricht dies einer Veränderung der GrundfrequenzGrundfrequenz (Tonhöhe), es geht aber auch eine größere Intensität (Lautstärke) und Dauer (Länge) der akzentuierten Silben einher (vgl. Baumann 1999: 3).

      In Abbildung 1 sieht man, dass die zweite Silbe von Berlin einen TonhöhenakzentTonhöhenakzent erhält. Auf der x-Achse ist die Zeit aufgetragen, auf der y-Achse die Frequenz.

      Abbildung 1: Tonakzent (Féry 1993: 66)

      Strukturell sind die Sätze in (48) identisch. Es treten jeweils die gleichen Wörter und Konstituenten auf, die zudem dieselbe syntaktische Funktion erfüllen. Die Sätze drücken auch alle dieselbe PropositionProposition aus, nämlich dass Hans am folgenden Tag nach Köln fahren wird. Aus diesem Grund sind alle Sätze aus (48) unter genau denselben Umständen wahr. (48a) ist wahr, wenn Hans morgen nach Köln fahren wird. Gleiches gilt für (48b) bis (48e). Dennoch sind die Sätze aber nicht komplett identisch. Sie sind nicht – was die Voraussetzung für SynonymieSynonymie wäre – in jedem Kontext füreinander austauschbar. Die Sätze haben vielmehr unterschiedliche Verwendungsbedingungen. (48e) kann z.B. eine Antwort auf die Frage in (49) sein.

(49) A: Wohin wird Hans morgen fahren?
B: Hans wird morgen nach KÖLN fahren.

      Man kann auf die Frage in (49) aber mit keinem anderen der Sätze aus (48) antworten, wie (50) zeigt.

(50) A: Wohin wird Hans morgen fahren?
B: #HANS wird morgen nach Köln fahren.
B': #Hans wird MORgen nach Köln fahren.
B'': #Hans wird morgen nach Köln FAHren.
B''': #Hans WIRD morgen nach Köln fahren.

      Die Antworten in (50) sind nicht ungrammatisch, doch man hat das Gefühl, dass sie nicht recht passen.

      

Wenn Sätze nicht ungrammatisch, sondern eher inadäquat sind, zeigt man dies durch die Raute # an. Man sagt auch, die Sätze sind markiertMarkiertheit.

      Ändert man die Frage, ist ein anderer Satz aus (48) passend, die anderen eignen sich aber wiederum nicht als Antwort (vgl. z.B. (51)).

(51) A: Wer wird morgen nach Köln fahren?
B: HANS wird morgen nach Köln fahren.
B': #Hans wird MORgen nach Köln fahren.
B'': #Hans wird morgen nach Köln FAHren.
B''': #Hans WIRD morgen nach Köln fahren.
B'''': #Hans wird morgen nach KÖLN fahren.

      Man stellt fest, dass die Sätze völlig akzeptabel sind, wenn man mit der akzentuierten (man sagt auch fokussiertenFokus) Konstituente die Antwort gibt. Nimmt man an, dass das, was durch eine w-Frage erfragt wird, fehlende, unbekannte, unerwartete Information ist, während der Rest des Satzes bekannt, akzeptiert und erwartbar ist, lässt sich über einen Satz wie den zweiten Satz in (52) sagen, dass er in zwei Teile zerfällt.

(52) A:

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