Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Sonja Müller

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Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle - Sonja Müller narr studienbücher

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B: [Fokus HANS] [Hintergrund wird morgen nach Köln fahren].

      Dies ist zum einen akzeptierte und erwartbare Information (wird morgen nach Köln fahren) und zum anderen neue und unerwartete Information (Hans). Eine derartige Gliederung fällt unter die InformationsstrukturInformationsstruktur eines Satzes.

      

Information der ersten Art gehört zum HintergrundHintergrund, Information der letzten Art zum FokusFokus. Diese Dichotomie von Fokus und Hintergrund stellt eine informationsstrukturelle DimensionInformationsstrukturelle Dimension dar. Notationell kann man die jeweilige Information klammern und durch Indizes auszeichnen (vgl. (52)).

      In den obigen Beispielen haben wir zur Diagnostik des Fokusbereichs eines Satzes w-Fragenw-Frage verwendet. In der Regel erfragt ein w-Pronomenw-Pronomen eine neue Information, während über den Rest des Satzes Einigkeit besteht. Die Korrelation zwischen neuer Information und Fokus wird gerne angenommen, es gibt aber auch Beispiele, die zeigen, dass auch Bekanntes fokussiert sein kann. In (53) ist Charlotte durch die erste Äußerung vorerwähnt und somit bekannte Information, dennoch ist diese Konstituente im zweiten Satz akzentuiert und bildet den Fokus.

(53) Charlottes Foto ist schön.
– Nein, [Fokus CharLOTte] [Hintergrund ist schön]. (Musan 2010: 52)

      

Aufgrund derartiger Beobachtungen ist vorgeschlagen worden, Fokus nicht als neue Information zu charakterisieren, sondern als Thematisierung von AlternativenThematisierung von Alternativen (vgl. Krifka 2007: 18). Der Fokus legt dieser Ansicht nach Alternativen zu einer im Satz genannten Einheit nahe, die bei der Interpretation der Äußerung eine Rolle spielen.

      Über die Natur der Alternativen macht diese Definition keine Aussage und es lassen sich tatsächlich u.a. verschiedene Funktionen von FokusFokusfunktionen unterscheiden (vgl. Krifka 2007: 21ff., Musan 2010: 42f.).

(54) A: Was tut weh?
B: [Fokus Mein ZAHN] tut weh.
(55) A: Eva hat [Fokus eine RATte].
B: Nein, Eva hat [Fokus eine KATze]. (Musan 2010: 43)
(56) A: Eva hat [Fokus eine RATte].
B: Ja, Eva hat [Fokus eine RATte].
(57) Mareike hat [Fokus ein KaNINchen]. Eva hat [Fokus eine KATze].
(Musan 2010: 43)

      In (54) liefert die fokussierte Einheit als Antwort auf die Frage tatsächlich neue Information, man spricht von einem InformationsfokusInformationsfokus. Die Fokusalternativen werden durch die Frage eröffnet (Zahn, Arm, Bein etc.). In (55) spricht man von einem KorrekturfokusKorrekturfokus. Eine Aussage der Form Eva hat X. muss unmittelbar vorangegangen sein, der korrigierte Ausdruck wird verneint. Ähnlich muss in (56) eine (in diesem Fall genauer die gleiche) Aussage vorangegangen sein. Der fokussierte Ausdruck wird allerdings nicht verneint, sondern bestätigt (BestätigungsfokusBestätigungsfokus). In (57) werden die beiden Fokuseinheiten gegenübergestellt, weshalb man diesen Fall als KontrastfokusKontrastfokus bezeichnet.

      Der FokusakzentFokusakzent wird einer Silbe aus dem FokusbereichFokusbereich zugeordnet. Wenn ein einsilbiges Wort vorliegt und nur dieses Wort alleine der Fokus der Äußerung ist, entspricht die akzentuierte Silbe der Fokuseinheit (vgl. (58)).

(58) A: Wen hat Irma eingeladen?
B: Sie hat [Fokus HANS] eingeladen.

      Wenn ein Wort, das alleine den Fokus bildet, aus mehr als einer Silbe besteht, erhält diejenige Silbe den Fokusakzent, die den Wortakzent trägt:

(59) A: Wen hat Irma eingeladen?
B: Sie hat [Fokus STEfan] eingeladen.

      Besteht eine NP aus mehr als einem Nomen, ist zwar auch die Silbe des Nomens akzentuiert, die NP steht aber als Ganzes im Fokus (vgl. (60)).

(60) A: Wen hat Irma eingeladen?
B: Sie hat [Fokus ihren SCHULfreund] eingeladen.

      Die akzentuierte Silbe bezeichnet man als FokusexponentenFokusexponent. Die Beispiele in (58) bis (60) zeigen, dass der Fokus genauso groß sein kann wie der Fokusexponent, der Fokusbereich aber auch größer sein kann. Dass eine NP im Fokus steht, kann über den Test durch die Bildung einer w-Frage abgeleitet werden. Man kann dies weiterführen und dadurch zeigen, dass auch größere Bereiche eines Satzes ggf. Fokus sein können. In (61) und (62) zeigen die Fragen an, dass die VP bzw. CP den Fokus bildet.

(61) A: Was hat Irma gemacht?
B: Sie hat [Fokus ihren SCHULfreund eingeladen].
(62) A: Was war los?
B: [Fokus Irma hat ihren SCHULfreund eingeladen].

      Wird das Nomen Schulfreund akzentuiert, kann die NP anscheinend alleine den Fokus bilden (enger FokusEnger Fokus), es können aber auch größere Teile des Satzes den Fokus ausmachen (weiter Fokusweiter Fokus). Das Verhältnis zwischen Fokusexponent und Fokusbereich bezeichnet man als FokusprojektionFokusprojektion bzw. FokusvererbungFokusvererbungFokusprojektion. Das heißt, der Fokus wird von dieser Silbe auf größere Teile des Satzes

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