Die Mythen der Bibel . Walter Brendel

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Die Mythen der Bibel  - Walter Brendel

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am 26. Februar 1858 geschah das erste Wunder: Ein Steinbrecher wurde von einem Augenleiden befreit. Der Ortspfarrer hielt Bernadette zunächst für verrückt. Doch nachdem die „Dame“ auf Bernadettes Frage nach ihrem Namen „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“ geantwortet hatte, änderte er seine Auffassung. Papst Pius IX. hatte 1854 das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis verkündet, was Bernadette nicht wissen konnte. 1862 erkannte auch der zuständige Bischof die Erscheinung als echt an. Bernadette trat in ein Kloster ein. Sie hat von dem heilsamen Ort wenig profitiert. Nach einem Leben voller Krankheiten starb sie im Alter von nur 35 Jahren. Wahrscheinlich war das viele Wasser aus der Quelle doch nicht so gut. Aber wie viele Heilige vor ihr hat sie ihr Leid klaglos ertragen. Schließlich halle ihr die „Dame“ versprochen, sie nicht „in dieser Welt glücklich zu machen, wohl aber in der anderen“.

      Die Botschaft von Lourdes kam der katholischen Kirche recht, bestätigte sie doch das Dogma von der „Unbefleckten Empfängnis“. Mit Papst Pius IX. brach das „Marianische Zeitalter“ an, das mit dem Dogma von der leiblichen Auferstehung Marias von Papst Pius XII. 1950 endete. Es war ein Kampf gegen die Säkularisierung der Gesellschaft, die Trennung von Staat und Kirche. Im 20. Jahrhundert kam auch noch der Kommunismus hinzu.

      Vielleicht ist es so zu erklären, dass auch die apokalyptischen Botschaften der Erscheinungen von Fatima in Portugal kirchlich anerkannt wurden. Drei Hirtenkinder, Jacinta, Francisco Marto und Lucia dos Santos, sahen am 13. Mai 1917 auf freiem Feld die Jungfrau Maria. Sie sagte: „Betet, betet viel! Bringt ständig dem Allerhöchsten Gebete und Opfer dar. Bringt alles, was ihr könnt, Gott als Opfer dar, als Akt der Wiedergutmachung für die Sünden, durch die er verletzt wird und als Bitte um die Bekehrung der Sünder.“ Maria befahl ihnen, am 13. jeden Monats wieder hierher zu kommen. Die Kinder folgten der Aufforderung, und jedes Mal wurden sie von mehr Gläubigen begleitet. Insgesamt soll es hier sechs Erscheinungen gegeben haben. Am 13. Oktober beobachteten Zehntausende das „Sonnenwunder“, bei dem sich die Sonne zu drehen schien. Maria forderte, dass hier eine Kapelle zu ihrer Ehre erbaut werden sollte.

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      Mit Marienvisionen machte die Müllerstochter Bernadette Soubirous (Foto) im Jahr 1858 Lourdes zum Wallfahrtsort. Bis zu sechs Millionen Besucher pilgern jährlich durch die südfranzösische Stadt, die mit ihren Läden zum Shopping von religiösem Kitsch und Devotionalien einlädt. Erstaunlich, wie leicht man den Leuten das Geld herauslocken kann

      Außerdem offenbarte sie den Kindern ein dreiteiliges Geheimnis. Der dritte Teil wurde erst im Jahr 2000 von Papst Johannes Paul II. veröffentlicht. Die Kinder hatten zunächst eine Höllenvision, dann prophezeite Maria einen großen Krieg, sofern keine „Andacht zu ihrem Unbefleckten Herzen“ begründet und Russland bekehrt würde. In der Tat brach im erwähnten Zeitraum der Zweite Weltkrieg aus. Im dritten Teil des Geheimnisses sahen die Kinder, wie der Papst durch eine zerstörte Stadt ging und versuchte, die Seelen der Getöteten zu retten. Am Ende wurde auch er, wie viele andere Kirchenleute, umgebracht. Papst Johannes Paul II. und Schwester Lucia, die dann als Nonne in einem Kloster lebte, deuteten die Vision als den Kampf des atheistischen Kommunismus gegen die Kirche, der dritte Teil soll sich auf das Papstattentat 1981 beziehen.

      Zumindest für das „Sonnenwunder“ gibt es eine naturwissenschaftliche Erklärung, die der Wissenschaftsjournalist Bernd Harder erläutert: „Wegen der auch durch Dunst noch enormen Helligkeit der Sonnenscheibe versucht das Auge, ihr ständig auszuweichen. Dadurch scheint sich die Sonne zu bewegen. Das Sonnenwunder ist also nichts anderes als ein autokinetischer Effekt, der durch die Augenbewegungen entsteht. Der Farbwechsel der Umgebung ist auf den Nachbild-Farbumkehr-Effekt zurückzuführen. Die Umgebung nimmt die Farbe der Sonne im Nachbild an.“

      Für die Marienerscheinungen an sich gibt es eine Erklärung aus dem Bereich der Psychologie: Einige Menschen verfügen über eine „eidetische Veranlagung“. Das bedeutet, dass sie innere Bilder in der Außenwelt sehen. Bernd Harder: „Eidetische Bilder brechen aus dem Unterbewusstsein hervor und lassen wegen ihrer Spontaneität und Kraft den Eindruck eines Eingreifens von außen entstehen.“ Der Psychiater Volker Faust erklärt Visionen als „szenisch ausgestaltete optische Halluzinationen“.

      Als krankhafter Zustand kommen sie selten vor, häufiger hingegen während religiöser Ekstase oder bei der Meditation. Letztlich kann man nicht sagen, ob es sich bei einer „Erscheinung“ um ein übernatürliches Phänomen handelt. Selbst wenn sie übernatürlicher Herkunft sein sollte, ist nicht sicher, dass sie von Gott kommt. Der italienische Bischof und ehemalige Exorzist Andrea Gemma hat zum Beispiel die anfangs erwähnten Ereignisse in Medjugorje, das heute zu Bosnien-Herzegowina gehört, scharf verurteilt: Sie seien „vom Teufel“, und alles drehe sich nur ums Geld.

      Die Kirche selbst hält sich in den meisten Fällen bedeckt: Marienerscheinungen gehören für sie zu den „Privatoffenbarungen“. Nach der katholischen Lehre ist Gottes Offenbarung mit dem Tod des letzten Apostels zu einem Ende gekommen. Nur sehr wenige Botschaften wurden von der Kirche anerkannt. Bedingung ist: Der Inhalt der Botschaft darf der Bibel nicht widersprechen und es müssen gute Gründe vorliegen, die Erscheinung zum Gegenstand eines Kultes werden zu lassen. Vorher werden die „Seher“ und die Umstände der Erscheinung geprüft. Für Medjugorje lautet das offizielle Statement des Vatikans: „Es steht nicht fest, ob es sich um Übernatürliches handelt.“

      Die Marienerscheinungen, die 1981 dort im damals kommunistischen Jugoslawien begannen, sind jedoch politisch interessant. Mönche des Franziskanerordens, die sich während der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft um die geistigen Bedürfnisse der Katholiken gekümmert hatten, wurden seit 1881 durch vom Vatikan gesandte Geistliche unterstützt und zum Teil ersetzt. Damit war die Bevölkerung nicht einverstanden. Der Konflikt zog sich über ein Jahrhundert hin.

      Die franziskanischen Priester in Medjugorje versuchten gerade, die charismatische Richtung des Katholizismus zu stärken, als in der 4300-Seelen-Gemeinde einer Gruppe von Jugendlichen die Jungfrau Maria erschienen sein soll. Der damalige Priester verlegte die „Erscheinungen“ in die örtliche Kirche, um mehr Kontrolle darüber zu haben. Die Gemeinde erblühte. Der Pilgertourismus nahm zu, sodass viele in der Region davon leben können. Selbst der Balkankrieg in den 1990er-Jahren hat Maria nicht verschreckt. Mittlerweile gibt es zwar keine täglichen Botschaften mehr, dafür treten die „Erscheinungen“ aber ortsungebunden auf.

      Die für die ganze Welt bestimmten Botschaften werden von der „Seherin“ Marija Pavlovic-Lunetti am 25. jeden Monats aus Italien übermittelt, wo sie mit ihrem Mann und vier Kindern lebt. Nachzulesen sind sie auch im Internet. Die Botschaft vom 25. Juli 2008 lautet zum Beispiel: „Liebe Kinder! In dieser Zeit, wo ihr an die körperliche Erholung denkt, rufe ich euch zur Bekehrung auf. Betet und arbeitet so, dass euer Herz sich nach Gott dem Schöpfer sehne, der die wahre Erholung eurer Seele und eures Körpers ist. Er möge euch Sein Angesicht offenbaren, und Er möge euch Seinen Frieden geben.“

      Obwohl die Worte Marias auch von einem ganz normalen Pfarrer in der Sonntagspredigt verkündet werden könnten, kommen jährlich mehr als eine Million Pilger nach Medjugorje. Sie berichten von tiefen Bekehrungen und Heilungen von seelischen Verletzungen.

      Was an diesen Erscheinungen Wahres dran ist, muss wohl jeder für sich entscheiden. Maria, die Mutter von Jesus, hat sich stets im Hintergrund gehalten. Kann sie wirklich wollen, dass „Tempel“ zu ihrer Ehre errichtet werden? So einfach lassen sich die „Wunder“ manchmal erklären, man braucht nur dazu die Wissenschaft oder hilft selbst etwas nach. Wie auch beim nächsten „Wunder“ von der weinenden Maria.

      „Papa, die Madonna weint Blut!“, rief die fünf jährige Jessica am Abend des 2. Februar 1995. Und Fabio Gregori, ein Angestellter aus Civitavecchia, stellte fest, dass seine Tochter nicht log: Auf den Augen der rund 40 Zentimeter hohen Statue bildeten sich Blutstropfen - und liefen ihr übers Gesicht. "Die Madonna weint, weil sie getröstet werden will“,

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