Kill den Drill: Welcome to Arizona. Melanie Weber-Tilse

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Kill den Drill: Welcome to Arizona - Melanie Weber-Tilse Kill den Drill Reihe

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war, sodass das Training für die Piloten der Airbase nicht zu kurz kam. Als ich hier vor etwas mehr als fünf Jahren den Dienst antrat, waren die Geräte so veraltet, dass meine Vorgänger darauf trainiert haben, Steinzeitflugzeuge zu fliegen. Erst durch mein Einwirken war es plötzlich möglich, aufzurüsten und den Piloten das Training und die Ausbildung zu ermöglichen, die sie brauchten. Für moderne Kampfjets, die hier auf der Base geflogen wurden. Und zwar in der Gegenwart und nicht vor 50 Jahren.

      Jeden zweiten Tag stand auch für mich eine Trainingseinheit im Flugsimulator an. Ich flog zwar lieber im echten Kampfjet, aber ich sah ein, dass es ein notwendiges Übel war und fügte mich der Trainingsanordnung. Auch wenn ich einer der wenigen hier auf der Base war, der kein Training nötig hatte, weil ich über übermäßig viele Flugstunden verfügte, die andere Piloten nicht einmal bis zu ihrer Pension absolvierten.

      Nachdem ich meine Einheiten beendet hatte und auf den Ausdruck der Trainingsprotokolle wartete – es überraschte mich nicht, dass diese wie immer hervorragende Ergebnisse aufwiesen – schlich sich der Boss in mein Sichtfeld. Er wirkte fahrig und nestelte an seiner Uniform herum.

      »Major«, begrüßte er mich, ohne mich anzusehen. Er schien hier her gerannt zu sein, der Schweiß lief ihm durch die schlecht rasierten Kotletten, die vor seinen Ohren in Wildwuchs ausarteten. Insgeheim wartete ich ja auf den Tag, an dem der alte Herr abdankte, damit ich seinen Posten übernehmen könnte. Ich wäre eine so viel bessere und souveränere Vertretung des Colonels.

      »Colonel Brigham«, grüßte ich unterkühlt zurück und taxierte ihn von oben bis unten. Sein Blick war … Auch wenn ich es nicht deuten konnte, es gefiel mir nicht, was ich in seinen Augen sah. »Was gibt’s, dass Sie mich in der Trainingshalle beehren?«

      »Wir müssen über den«, er schaute sich um und kam in geduckter Haltung auf mich zu, »Vogel reden. Wenn Sie hier fertig sind, will ich Sie in meinem Büro sehen. Ihre Trainingsergebnisse können Sie gleich mitbringen.«

      »Ja, das mit der Tarnfunktion …«, begann ich und wurde vom Colonel jäh unterbrochen.

      »Scht!«¸zischte er mich mit boshafter Miene an, »doch nicht hier, Sie … In meinem Büro. In zehn Minuten.«

      Ich ließ mir Zeit und stand 15 Minuten später in Brighams Vorzimmer, energisch an die Tür klopfend. Wobei hämmernd treffender wäre. Warten war noch nie mein Ding und so trat ich einfach ein, noch bevor er überhaupt den Hauch einer Chance hatte, »Herein« zu sagen. »Sir, Sie wollten mich sprechen?«, kam ich ohne Umschweife zur Sache.

      »Setzen, Major!« Der Colonel wies auf den Stuhl vor sich und seiner Miene war zu entnehmen, dass er mehr als schlecht gelaunt war. Schnell schob er ein paar Papiere zusammen, die er geschäftig in einer der verschließbaren Schubladen seines Schreibtisches verstaute. »Wie ist der aktuelle Teststand zur F16?«, murmelte er währenddessen.

      Tief Luft holend überlegte ich, wo ich anfangen sollte. »Naja … Sir, die Baustellen sind noch enorm. Das Ding ist weit weg davon, einsatztauglich zu sein. Allein die Tarnfunktion …« Mitten in meinem Element wurde ich jäh unterbrochen.

      »Tarn … äh, ja, genau Tarndings«, der Colonel fuchtelte fahrig mit seinen Armen durch die Luft. »Genau darüber will ich jedes kleine Detail wissen. Lassen Sie nichts aus Major.« Inzwischen hatte er sich auf den Tisch gelehnt und sah mir erwartungsvoll entgegen. Er war mein Boss und ich musste ihm reinen Wein einschenken. Auch wenn mir genau das widerstrebte, weil ich wusste, dass der General dafür der bessere Ansprechpartner war. Der wiederum war jedoch im Besitz der originalen Top Secret Akte für diesen Test und wusste bereits Bescheid.

      »Der Tarneffekt ist scheiße«, tönte ich mürrisch, »weil er schlichtweg nicht vorhanden ist. Die Tarnfliesen passen sich nicht an, reagieren nicht auf den Impuls. Keine Tarnung, kein Verschwinden vom feindlichen Radar. Wer auch immer diesen Mist verzapft hat, der muss da nochmal ran und zwar zackig. Vom Flugverhalten ist die Maschine nämlich sehr geil. Schnell, wendig – der Antrieb ist der Hammer.« Die Augen des Colonels hatten sich zu schmalen Schlitzen verformt, während er meinem Redeschwall ohne Unterbrechung zuhörte.

      Er lehnte sich zurück, drehte sich mit seinem Stuhl einmal um die eigene Achse – Gott, wie mir das auf die Nerven ging – und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger das Kinn. »Tarnfliesen reagieren nicht … Radar … immer noch sichtbar … Scheiße … Die müssen nochmal ran, das geht so nicht … das muss doch …«, murmelte er monoton vor sich hin.

      »Colonel?« Was war denn in den gefahren? Herrgott, der Jet war ja zum Testen hier und wenn wir ihn nicht auf Herz und Nieren prüften, wer dann? Und klar, solche Schwachstellen gab es immer wieder, eigentlich jedes Mal. Aber das war noch nie ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. »Keine Sorge, Colonel, die Ingenieure sind die Besten, die es gibt, die bekommen das im Handumdrehen geregelt. Mein Bericht liegt dort schon vor, sodass die Tarnfliesen-Nerds gewiss schon tüfteln, wie sie den Mist ausbügeln können.« Es war zumindest ein Versuch, den alten Mann zu beruhigen, der sichtlich aufgewühlt schien. Mit einer simplen Handbewegung scheuchte er mich aus seinem Büro und noch während ich die Türklinke in der Hand hatte, griff er zum Telefonhörer. Was war mit dem los? »Seht zu, dass die Scheiße schnellstens funktioniert. Pronto!«, hörte ich ihn brüllen, bevor ich das Vorzimmer verließ, in dem seine Sekretärin – bei weitem nicht so eine Augenweide wie die entzückende Miss White – sichtlich irritiert auf die Tür zu seinem Büro schaute.

      Schnell machte ich mich auf den Weg zur Entwicklungsabteilung. Mir platzte selbst fast der Kragen bei so viel geballter Inkompetenz, wenn es darum ging, perfekte Tarn- und Waffensysteme zu konstruieren. Mit einem lapidaren »Wir sind dran, Major. Geben Sie uns einen Monat?«, wollte man mich abspeisen. Hallo? Die wussten scheinbar nicht, wer da vor ihnen stand … »Einen Monat?«, spie ich dem Kerl entgegen, der mir da etwas einreden wollte. »Was soll ich machen in der Zeit, häh? Showrunden mit dem Golfcaddy fahren, oder was? Ich glaube, es geht los …« Ich war außer mir und fragte mich, wie solche Idioten an einen Job in der Entwicklungsabteilung einer Airforce Base gekommen waren. »Ich gebe euch genau zwei Wochen. Zwei verfickte Wochen habt ihr Zeit, dem Vogel das Tarnen beizubringen.« Das Kerlchen mir gegenüber zuckte zusammen und nickte heftig, dass man Angst haben musste, sein Kopf würde jeden Moment runterfallen. »Hab ich mich klar ausgedrückt?« Er nickte wieder und hatte spätestens morgen mit den Folgen eines heftigen Schleudertraumas zu kämpfen.

      Kurz vor Feierabend begab ich mich auf den Weg zum General, um meinen vorläufigen Abschlussbericht auch bei ihm abzugeben. Wobei das eigentlich ein Vorwand war, denn er konnte den Bericht im hochgesicherten Computersystem einsehen. Die kleine Miss White war es, die mich wie magisch in ihren Bann zog und die ich unbedingt flachlegen … äh, sehen wollte. Forsch klopfte ich an die Tür zum Vorzimmer des Generals und warte das Herein gar nicht erst ab, sondern stürzte direkt hinein.

      »Major Torres, was für eine Überraschung.« Mit einem süßlichen Lächeln empfing sie mich.

      »Miss White«, grüßte ich süffisant grinsend zurück und ging auf die Verbindungstür zu Braxtons Büro zu. Im Augenwinkel bemerkte ich ihr Kopfschütteln.

      »Der General ist nicht mehr da, Jack. Kann ich dir vielleicht weiterhelfen?« In ihren Augen loderte etwas, das ich – ganz gentlemanlike wie ich nun einmal war – als pures Verlangen deutete. Ihr Blick und ihre süß-rauchige Stimme trugen augenblicklich dazu bei, dass das Blut aus meinem Kopf schwand, um sich ein paar Etagen tiefer zu einer Vollversammlung zu treffen. Mit zwei Schritten war ich an ihrem Schreibtisch, stützte mich mit den Armen und beugte mich zu ihr. Ihr blumiger Duft stieg mir in die Nase und benebelte auch die letzten Hirnzellen.

      »Ob du mir helfen kannst?« Wie von selbst glitt mein Kopf näher an ihren heran und meine Hände begannen, bereits die ersten Utensilien, die sich auf ihrem Tisch befanden, zur Seite zu schieben. Und ob sie mir

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