Dear Sister 1 - Schattenerwachen. Maya Shepherd
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Maya Shepherd
Dear Sister 1 - Schattenerwachen
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Der Regen der letzten Nacht hatte den Waldboden in eine einzige Rutschbahn verwandelt. Die Polizisten von Wexford kämpften sich in schwarzen Gummistiefeln und neongelben Regenjacken durch die Schlammmassen, während der Nebel ihnen zusätzlich die Sicht erschwerte. Durch den Niederschlag hatten auch die Leichenspürhunde jede Orientierung verloren. Sie rannten aufgebracht voraus und führten die nachfolgenden Menschen im Kreis. Jede Weggabelung sah aus wie die andere. Selbst der zuständige Förster hatte ihnen geraten, die Suche auf die Mittagsstunden zu verschieben, aber sobald vermeintlich Verletzte im Spiel waren, konnte nicht schnell genug gehandelt werden.
Der anonyme Notruf war um drei Uhr morgens auf der Polizeiwache von Wexford eingegangen.
„Hier ist der Notruf neun-neun-neun. Welche Art von Notfall haben Sie zu melden?“
Es war erst nur ein leises Rauschen zu hören gewesen, dann plötzlich eine weibliche, flüsternde Stimme: „Sie verblutet.“
„Können Sie lauter sprechen? Mit wem spreche ich?“
Ein Rascheln drang durch den Lautsprecher, ganz so, als würde jemand schnell rennen und dabei den Hörer gegen die Brust pressen.
„Können Sie mich hören?“, hakte der Polizist nach.
„Raven Nature Reservoir“, kam die gehetzte Antwort.
„Ich möchte Ihnen wirklich helfen, aber dafür müssen Sie mir sagen, was vorgefallen ist und wo genau Sie sich befinden.“
„Sie würden mir nicht glauben“, drang ein unterdrücktes Schluchzen durch den Hörer. Die Frau schien noch sehr jung zu sein, wahrscheinlich noch ein Mädchen.
„Erzählen Sie mir, was passiert ist. Sind Sie auch verletzt? Gibt es noch mehr Verletzte?“
„Ihr Blut wird nicht reichen. Sie ist nicht jung genug“, jammerte das Mädchen verzweifelt. Sie schien völlig vergessen zu haben, mit wem sie sprach.
„Ist dort noch jemand außer Ihnen und der Verletzten?“
Ein greller und panischer Schrei drang plötzlich durch die Leitung. Ein Schrei, der den Polizisten unvermittelt zusammenfahren ließ. Er war so laut und voll blanker Angst, dass er einem die Haare zu Berge stehen ließ.
„Miss, was ist passiert?“, rief der Beamte alarmiert.
Es folgte ein Rascheln wie von einem Handgemenge und dann wurde es still in der Leitung.