City Vampire. Beth St. John

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City Vampire - Beth St. John

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jungenhaften Charme eingewickelt und sie weiter vertröstet. Doch irgendwann war es Maggie einfach genug. Sie hatte es satt gehabt, an Feiertagen allein zuhause sitzen zu müssen, während er bei seiner Frau war – „Familiäre Verpflichtungen“, seine Worte, nicht ihre. Und er versprach ihr immer wieder, der nächste Feiertag gehöre nur ihnen beiden allein. Irgendwann war Maggies Geduld dann am Ende gewesen und der Frust hatte ihre Gefühle für ihn übertrumpft. Sie hatte keine Lust mehr gehabt, die zweite Geige zu spielen. Und sich hinhalten zu lassen.

      Gut vier Wochen war das jetzt her, und sie hatte noch immer ein paar Sachen auf seinem Segelboot gehabt. Dinge, die ihr zu wichtig waren, um sie ihm einfach zu überlassen: Ein altes Sweatshirt, das sie schon seit mehr als zehn Jahren besaß und das so verwaschen war, dass es an den Ärmeln ausfranste. Aber sie liebte es nun einmal. Und eine Sporttasche mit ihren Lieblingssandalen. Ihre Sonnenbrille. Ein Buch, das sie während eines Wochenendausflugs auf dem Boot gelesen hatte; seine Frau war an jenem Wochenende zu ihrer Familie nach Connecticut gefahren. Vorgestern hatte sie sich endlich aufgerafft und ihn angerufen, um ihn um dieses Treffen zu bitten. Er war sehr nett gewesen am Telefon, sehr sachlich, und Maggie hatte schon gedacht, dass es ganz vernünftig würde ablaufen können, dieses letzte Wiedersehen. Doch leider hatte sie sich getäuscht. Er hatte ihr Vorhaltungen gemacht und sie beschimpft, ein empfindliches, ungeduldiges kleines Mädchen zu sein. Das ihm absichtlich den Kopf verdreht hätte und ihn nun sitzen ließ, als die Dinge mal nicht so liefen, wie sie es sich wünschte. Sie fragte sich, ob der Mann noch ganz bei Sinnen war. Was hatte er ihr für Märchen erzählt! Und nun sollte sie die Schuldige sein? Maggie war fast ein wenig stolz auf sich, dass sie es geschafft hatte, einen Schlussstrich zu ziehen. Mit einem solchen Lügner hätte es ohnehin keine Zukunft gegeben. Zumindest versuchte Maggie, sich das jetzt einzureden, als die Tränen ihre Augen verquollen.

      Ein plötzlicher Knall, begleitet von dem unangenehmen Geräusch quietschender Reifen, riss Maggie aus ihren Gedanken. Noch ehe sie überhaupt reagieren konnte, wurde sie mit Wucht gegen die Fahrertür geschleudert, als etwas Großes ihren Wagen rammte. Benommen rieb Maggie sich den Schädel. „Verdammt…“, fluchte sie leise, als ihr bewusst wurde, was gerade passiert war. Sie hatte einen Unfall gebaut und sie selbst war schuld, denn sie hatte einem von rechts kommenden Wagen die Vorfahrt genommen. Dieser verfluchte Scott! Hätte sie sich nicht dermaßen über ihn geärgert, wäre das garantiert nicht passiert. Maggie löste den Sicherheitsgurt und stieg vorsichtig aus. Außer, dass sie sich ein wenig durchgeschüttelt fühlte, war ihr scheinbar nichts passiert. Auf der Straße glitzerte zerbrochenes Glas von Scheinwerferlampen.

      „Alles okay mit Ihnen?“, fragte eine tiefe, angenehme Stimme. Maggies Kopf fuhr herum. Vor ihr stand ein attraktiver Mann Mitte dreißig, dunkle Haare, gut gekleidet. „Äh, ja. Danke, ich bin okay. Sind Sie…“, stammelte sie, „ich meine, bin ich gerade mit Ihnen zusammengeprallt?“

      „Ja, allerdings.“ Der Mann verzog ärgerlich den Mund.

      „Sind Sie verletzt?“, fragte Maggie. Sie fühlte sich fürchterlich, weil durch ihre Unachtsamkeit Menschen in Gefahr gebracht worden waren.

      „Nein“, sagte der Mann ruhig. „Mir geht es gut.“

      „Waren Sie allein im Wagen?“, fragte Maggie.

      Misstrauisch kniff der Fremde die Augen zusammen. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht“, erwiderte er barsch.

      „Ich wollte doch nur wissen, ob ich noch jemand anderen gefährdet habe“, meinte Maggie irritiert. Es war eine gewohnheitsmäßige Frage gewesen, wie sie sie auch als Polizistin an einem Unfallort gestellt hätte. Wieso reagierte er so abweisend? Hatte er irgendwas zu verbergen?

      „Nein, haben Sie nicht. Ich war allein im Wagen“, antwortete er nun. „Es ist auch nur ein Blechschaden. Nichts weiter.“

      Maggie sah hinüber zu seinem Auto, dessen Front eingedrückt war. Die Scheinwerfer waren zersprungen und der Kühlergrill sah aus wie zerknüllte Alufolie. Ein bisschen mehr als ein Blechschaden war das schon.

      „Es tut mir sehr leid, dass das passiert ist. Ich…“ Sie brach ab, denn sie konnte ihm ja schlecht auf die Nase binden, dass sie sich gerade über ihren Ex-Freund aufgeregt hatte und deshalb so unaufmerksam gewesen war. „…ich bin versichert. Lassen Sie uns unsere Adressen und Telefonnummern tauschen, dann wird das geregelt. In Ordnung?“

      Der attraktive Fremde hob abwehrend die Hände. „Das wird nicht nötig sein. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Ihnen nichts passiert ist. Sie brauchen das nicht zu melden.“

      Maggie starrte den hochgewachsenen Mann verwirrt an. Sie hatte gerade seinen Wagen demoliert! Sie alleine war schuld. Und er wollte sie abwimmeln?

      „Äh, sind Sie sicher, dass mit Ihnen alles okay ist? Sie könnten eine Gehirnerschütterung haben“, fragte sie und meinte es völlig ernst.

      Der Fremde zog amüsiert die Lippen kraus. „Ich versichere Ihnen, völlig unverletzt zu sein. Hören Sie“, er warf einen Blick über die Schulter in Richtung seines Autos, „der Schaden ist nicht tragisch. Ein paar Kratzer im Lack. Keine große Sache. Und ich bin etwas in Eile, also sollten wir die Sache einfach auf sich beruhen lassen. Okay?“

      Maggie hob die Augenbrauen. Hatte der Mann noch alle Sinne beieinander? Seine nachtschwarze Limousine hatte weit mehr als ein paar Kratzer im Lack. Sicherlich war es ein nettes Angebot von ihm, aber…

      „Mir wäre es eigentlich lieber, wenn wir das ordentlich regeln würden. Wie ich schon sagte, bin ich versichert. Geben Sie mir doch einfach ihren Namen und ihre Adresse, dann melde ich es und kümmere mich um die Schadenregulierung. Und Sie fahren in eine Werkstatt und lassen das da“, Maggie deutete mit dem Finger auf die eingedellte Karosserie des Mercedes, „ordentlich reparieren.“

      Die Gesichtszüge des Mannes waren alles andere als erfreut. „Wirklich, Sie übertreiben völlig. Das ist nicht nötig. Ein guter Freund von mir hat eine Werkstatt.“

      „Und dennoch wird er sicherlich Geld für die Reparatur haben wollen, oder?“ Maggies Augen funkelten nun herausfordernd. Himmel, was passierte denn hier gerade? Es mochte ja sein, dass der Fremde reichlich Geld hatte – dem Wagen nach zu urteilen. Aber Maggie kam es vor, als wolle er sie um jeden Preis schnell loswerden. Ihr Polizisteninstinkt schlug Alarm. Als er sich umdrehen wollte, um sie einfach stehen zu lassen, sagte sie bestimmt: „Das kann ich nicht zulassen. Wissen Sie, ich bin Detective des New York Police Department. Ich möchte, dass wir das wirklich ordentlich regeln.“

      Der Mann wandte sich Maggie wieder zu, kam gefährlich nahe und sah ihr tief in die Augen. Er holte einmal tief Luft, fixierte sie mit stechendem Blick und sagte ruhig und suggestiv: „Ich möchte nicht, dass Sie oder Ihre Versicherung für den Schaden aufkommen, Detective. Wir steigen jetzt jeder wieder in seinen Wagen und fahren unserer Wege. Es wird sich keinerlei Nachteil für Sie aus dieser Angelegenheit ergeben und sie werden vergessen, wer Ihr Unfallgegner war.“

      Für einen kurzen Moment wurde Maggie fast schwindelig unter seinem Blick. Sie atmete tief ein und schüttelte schnell das beklemmende Gefühl ab. Dann sagte sie ernst und mit fester Stimme: „Nein. Ich bleibe dabei. Bitte geben Sie mir Ihre Visitenkarte oder sagen Sie mir wenigstens Ihren Namen.“

      Sie nickte in Richtung seines Autos. „Ich sagte doch bereits: Ich bin Detective. Anhand Ihres Nummernschilds kriege ich all das sowieso raus.“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Oder Sie sind nett und ersparen mir die Arbeit?“

      Der Mann biss sich auf die Lippen, dann griff er in die Innentasche seines Jacketts. Er reichte ihr eine Karte. „Bitte sehr. Aber ich betone noch einmal: Ich will kein Geld von Ihnen.“ Sein Tonfall wurde herablassend. „Ich habe genug Fahrzeuge. Mit solchen

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